Bleibt die Frage, wer die Umsetzung von PSD2 vorantreiben wird und in wessen Verantwortung sie letztlich liegt. Sicherlich sind durch die Direktive die Banken aufgerufen, entsprechend sichere und verfügbare Kommunikationsschnittstellen zu schaffen, aber auch viele Dritte Zahlungsanbieter werden in ihre Infrastruktur zu investieren haben, um auch auf ihrer Seite das geforderte Sicherheitsniveau zu realisieren. Der Final Draft der RTS sieht darum vor, dass zur Schnittstelle eine Testfunktion anzubieten ist, damit Drittanbieter das Zusammenspiel mit ihren eigenen Applikationen erproben können. Nur schweigen sich die regulatorisch-technischen Spezifikationen der EBA zu den Details der technischen Ausgestaltung weitgehend aus. Und selbst wenn die EU-Kommission den RTS-Draft noch im Frühjahr 2017 annehmen sollte, wird er der PSD2-Richtlinie entsprechend erst 18 Monate später anwendbar. Da der RTS zur PSD2 allerdings als sogenannte Verordnung der EU erlassen werden soll, wäre er in sämtlichen Mitgliedsstaaten dann unmittelbar anzuwenden, ohne eine weitere nationale Umsetzung.
Nicht nur aus Sicht der Zahlungsdienstleister eröffnet PSD2 neue Chancen. Das Versprechen der neuen europäischen Richtlinie ist eine starke Kundenauthentifizierung, die die Sicherheit vor Betrug erhöht und E-Commerce-Transaktionen vereinfacht. Marktteilnehmer werden neue Verfahren der starken Authentifizierung dazu nutzen können, dem Endkunden Zahlungsoptionen beim Onlinekauf zu bieten, die ebenso sicher wie komfortabel sind. Allen Beteiligten können dadurch Wettbewerbsvorteile entstehen. Es ist also an der Zeit, sich mit PSD2 auseinanderzusetzen, sich den neuen Anforderungen anzupassen und die Chancen zu nutzen, die sich jetzt eröffnen.
Mirko Hüllemann ist Mitgründer und Geschäftsführer der Heidelberger Payment GmbH, kurz: Heidelpay, ein von der BaFin zugelassenes und beaufsichtigtes Zahlungsinstitut für Online-Paymentverfahren.