funkschau: Ergeben sich aus der Übernahme eventuell auch Synergien, die Unify für sich nutzen kann?
Pritchard: Absolut. Wenn ein Unternehmen in einer größeren Organisation aufgeht, ergeben sich zwar Herausforderungen, aber vor allem öffnen sich immer auch neue Türen. Gemeinsam mit Atos haben wir viel Arbeit darauf verwendet,
herauszufinden, wie Synergien genutzt werden können. Wir sehen dabei große Potenziale vor allem beim Zusammenfügen der verschiedenen Geschäftsbereiche. Gemeinsam können wir die Lücke zwischen Kommunikations- und IT-Dienstleistungen für unsere bestehenden und für potenzielle neue Kunden schließen. Unter dem Atos-Dach lassen sich unsere cloud- und plattformbasierten Lösungen optimal weiter vorantreiben.
Atos hat sich der langfristigen Entwicklung von Unify mit Circuit und dem ‚OpenScape‘-Portfolio verpflichtet. Große Chancen sehen wir daher vor allem auch durch die zusätzlichen Ressourcen im Bereich Forschung und Entwicklung. Damit steigern wir den Wert einer Zusammenarbeit mit Unify für Kunden und Partner noch weiter. Im Sales-Bereich eröffnet sich für beide Seiten natürlich der Zugang zu neuen Kundenstämmen. Viele Unify-Kunden sind zudem bereits auch Atos-Kunden. Sie können von dem kombinierten Angebot zusätzlich profitieren.
funkschau: Gleichzeitig gibt es sicherlich Prozesse, die sich überschneiden? Sind Restrukturierungen zu erwarten?
Pritchard: Atos hat langjährige Erfahrung in der Akquisition von Unternehmen und verfügt über bereits etablierte Integrationsprozesse. Im Fokus steht dabei die kontinuierliche Weiterentwicklung der operativen Leistung der gesamten Gruppe. Unify wird im Rahmen der Integration
seine aktuellen Restrukturierungsprozesse wie geplant abschließen.
funkschau: Sind darüber hinaus gemeinsame Produkte von Unify oder Atos denkbar, oder wurden diese eventuell schon umgesetzt?
Pritchard: Derzeit evaluieren wir, welche Möglichkeiten sich für gemeinsame Lösungen ergeben. Atos hat in der Vergangenheit gezeigt, dass auch nach Akquisitionen ein großes Augenmerk auf der Weiterentwicklung und der optimalen Integration bestehender Lösungen in das Portfolio liegt. Ein gutes Beispiel dafür sind die Single Sign-On-Access-Lösungen von ‚Evidian‘ und die Server-Reihe ‚Bullion‘ – beide Produkte kamen durch den Erwerb von Bull zu Atos und entwickeln sich stark innerhalb der Gruppe. Wir prüfen gerade, inwiefern Kombinationsmöglichkeiten denkbar sind und wie wir unter dem Atos-Dach unser Portfolio um den Bereich Sicherheit und Big Data erweitern können. Darüber hinaus ergeben sich durch die enge Zusammenarbeit unserer Sales-Teams Vorteile für die Kundenbetreuung und die Abwicklung internationaler Geschäfte. Wir freuen uns darauf, auch hier neue gemeinsame Services für unsere Kunden zu entwickeln.
funkschau: Auch an der Unify-Spitze gab es eine Änderung. Seit Anfang des Jahres sind Sie neuer CEO. Können Sie schon mehr über Ihre Strategie sagen?
Pritchard: Ich bin jetzt seit mehr als zwei Jahren bei Unify, ich glaube also, dass ich ausreichend Einblick in das Geschäft habe und weiß, wie es tickt. Wir sind gerade stark im Ausführungsmodus. Wir haben einige sehr kurzfristige und mittelfristige Prioritäten, die stark auf Wachstum abzielen und sicherstellen, dass wir die Synergien aus der Atos-Übernahme nutzen. Wir definieren aber auch eine Struktur für Unify, um als starkes und erfolgreiches Unternehmen in die Zukunft zu gehen.
funkschau: Die vergangenen Jahre waren für Unify eher turbulent und schwierig. Gehen Sie davon aus, dass voranschreitende die Digitalisierung Ihr Geschäft wieder ankurbeln wird?
Pritchard: Ich glaube, dass sie das Geschäft für jeden ankurbeln wird. Besonders wenn man sieht, was in Deutschland im Hinblick auf Teile der Infrastruktur passiert. Ich glaube, der Markt realisiert gerade, dass die Digitalisierung uns voll erreicht hat. Und es geht nicht nur um bloße Digitalisierung. Es geht vielmehr darum, wie die Menschen die Schnittstellen und Werkzeuge nutzen, denn die müssen nahtlos sein, müssen intuitiv sein und müssen etwas sein, das echten Mehrwert liefert.