Viele Unternehmen verfolgen heute eine Cloud-Strategie. Haben On-Premises-Lizenzen also bald ausgedient? Wohl nicht, solange es Workloads gibt, die man lieber in der eigenen Infrastruktur behält. Daher werden sich hybride Modelle wohl durchsetzen. Mit Gebrauchtsoftware kann man hier Kosten sparen.
73 Prozent der deutschen Unternehmen nutzen heute Cloud-Services. Weitere 19 Prozent planen dies oder diskutieren darüber, so der Cloud-Monitor 2019 von KPMG und Bitkom Research. Die Cloud setzt sich also immer mehr durch. Kaum ein Unternehmen möchte heute noch auf die Agilität, Skalierbarkeit und Kostenersparnis verzichten, die die digitale Wolke verspricht. Das bedeutet aber nicht, dass sie künftig das alleinige Betriebsmodell sein wird. Denn es gibt auch viele Gründe, Workloads On-Premises zu behalten. Nach wie vor spielen zum Beispiel Sicherheitsbedenken eine wichtige Rolle. 73 Prozent der von Bitkom Research Befragten befürchten, dass sensible Daten in der Public Cloud unbefugten Zugriffen ausgesetzt sein könnten. 64 Prozent haben Angst vor Datenverlust. Auch rechtliche und regulatorische Bestimmungen sprechen oftmals gegen einen Public-Cloud-Einsatz. Außerdem lassen sich Public-Cloud-Services häufig nur schwer in Inhouse-Lösungen integrieren. Viele Organisationen und Behörden betreiben zum Beispiel Fachanwendungen, die mitunter eine bestimmte Office-Version voraussetzen. In solchen Fällen wäre eine Migration zu Office 365 mit aufwändigen Anpassungen verbunden.
Bedarfsgerecht den richtigen Weg wählen
Auch bei Microsoft Office ist es empfehlenswert, genau zu prüfen, ob sich ein Umzug in die Cloud überhaupt lohnt. Denn 70 bis 75 Prozent der Unternehmen brauchen Features wie Multi-Device-Lizenzierung und Home Use Rights gar nicht, mit denen das Abo-Modell lockt. Tatsächlich nutzen Mitarbeiter im Alltagsgeschäft meist nur einen Bruchteil der verfügbaren Office-Funktionen. Um diesen Bedarf zu decken, reicht eine On-Premises-Version, die schon länger auf dem Markt ist, in der Regel aus. Dabei lohnt sich ein Blick auf den Sekundärmarkt, denn hier ist Microsoft Office sowohl in der aktuellen als auch in verschiedenen Vorgängerversionen erhältlich. Im Vergleich zum Neukauf beim Hersteller können Unternehmen damit bis zu 50 Prozent und mehr sparen.
Vorsicht vor versteckten Kosten
Tatsächlich kann es in manchen Fällen unterm Strich günstiger sein, On-Premises-Software einzusetzen, als in die Cloud zu wechseln. Das klingt zunächst einmal absurd, denn gerade die vermeintliche Kostenersparnis soll ja einer der wichtigen Vorteile der Cloud sein. Schließlich wird hier transparent nach Verbrauch abgerechnet. Für die Bereiche Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) mag das durchaus ein Argument sein. Bei Software as a Service (SaaS) sollte man aber genau hinsehen. Denn solche Angebote können erhebliche Folgekosten nach sich ziehen.
Bleiben wir beim Beispiel Microsoft Office: Ein On-Premises-Paket kauft man einmal, schreibt es von der Steuer ab und integriert es in die bestehende IT-Umgebung. Anschließend kann man die Software in dieser Form über viele Jahre hinweg nutzen. Für einen Cloud Service wie Office 365 ist dagegen eine monatliche Gebühr fällig. Er verändert sich schnell und dynamisch: Einige Features fallen weg, andere kommen hinzu. Für IT-Verantwortliche bedeutet das, dass sie die Entwicklung kontinuierlich verfolgen und prüfen müssen. Denn vielleicht funktionieren Anwendungen, die mit Office verknüpft sind, nach dem nächsten Update nicht mehr und müssen angepasst werden. Dazu kommt, dass sich Mitarbeiter häufig mit den dynamischen Veränderungen überfordert fühlen. Wenn sie die Software plötzlich nicht mehr wie gewohnt nutzen können, sind Effizienzverluste durch nötige Schulungen sowie Rückfragen an den IT-Support nicht zu vermeiden. Auch das kostet Geld.