Integration und Individualisierung

Wie sich das Desktop-Telefon weiterentwickeln muss

15. Dezember 2016, 10:01 Uhr |
Auf das Desktop-Telefon kommen im Zuge der Digitalisierung neue Aufgaben und Herausforderungen zu
© Fotolia / oocoskun

Die Digitalisierung formt den Arbeitsplatz nach ihrem Ebenbild und liebäugelt dabei besonders mit mobilen Endgeräten. Das Zeitalter des Tischtelefons ist aber längst nicht vorbei – sofern es die Hersteller mit neuen Funktionen und Schnittstellen für die Zukunft rüsten.

Bis heute ist umstritten, wer offiziell als Erfinder des Telefons in die Geschichte eingehen darf. Gilt gemeinhin Alexander Graham Bell als jener Vorreiter, der 1876 zum ersten Mal zum Hörer griff, experimentierten der Deutsche Johann Philipp Reis sowie der in die USA ausgewanderte Italiener Antonio Meucci schon einige Jahre vor Bell mit entsprechenden Geräten, die jedoch nie als Patent angemeldet wurden. Hinzu kommt Elisha Gray, der sein detailliert ausgearbeitetes Telefon nur knapp zwei Stunden nach Bell zum Patentamt gebracht haben soll, während dessen Erfindung noch nicht funktionsfähig war. Es folgten zahlreiche Prozesse sowie Schlammschlachten um die Urheberfrage – es ging schon damals um viel Geld – und bis heute eine historische Grauzone, wer sich denn nun die Grundsteinlegung der modernen Kommunikationswelt auf die Fahne schreiben darf.

Eine klare Antwort um den Erfinder bleibt die Ge-schichtsschreibung also schuldig, sicher ist hingegen, dass das Telefon die Technologiebranche über mehr als ein Jahrhundert entscheidend prägte und Unternehmen wie AT&T (gegründet als Bell Telephone Company) oder Siemens den Weg zum Erfolg ebnete. Gleichwohl hat sich das Telefon seit Beginn seines Siegeszugs aber nur unwesentlich weiterentwickelt. Aus der Wählscheibe wurden Tasten, aus einem Kabel teils DECT und aus analog sowie ISDN wird IP. Die grundlegende Funktionsweise blieb jedoch über die vergangenen Dekaden erhalten, nicht zuletzt, da es nur wenig Anlass zur Entwicklung gab, ganz im Sinne von „never change a running system“.

„Nicht mehr in jeder Branche zeitgemäß“

Doch mit der Digitalisierung verändern sich die Vorzeichen. Mit neuen technischen Mitteln wandelt sich auch die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten teils vehement. Das Büro wird mobil, die Lösungen flexibel – und das Telefon als Altvorderer steht vor der Herausforderung, sich in diese neue Welt zu fügen. „Arbeitsplätze ändern sich und der klassische Arbeitsplatz mit PC und Telefon ist nicht mehr in jeder Branche und Firma zeitgemäß. In vielen Fällen ist Mobilität gefragt“, weiß Mark Wiegleb, Head of Interop bei Snom, zu berichten. Trotz eines schwierigen Marktumfeldes sieht er aber keinen Grund zur Sorge. „Das Tischtelefon wurde schon oft für obsolet erklärt. Die Wahrheit ist aber, dass wir weiterhin erfolgreich unsere Produkte verkaufen und dadurch wachsen können.“ Gerade Aspekte wie die gute Sprachqualität sowie die einfache Verwaltung via Auto Provisioning sprechen auch heute für das Desktop-Telefon und sind über mobile Endgeräte teils noch nicht gleichwertig abzudecken. „Trotz aller Prognosen, die darauf pochen, dass die Festnetztelefonie in Unternehmen in Zukunft eine geringere Rolle spielen soll, merken wir gerade durch das Thema All-IP einen Anstieg in der Vermarktung von schnurgebundenen Telefonen und DECT-Systemen hinter herkömmlichen TK- und IP-TK-Systemen, aber vor allem hinter Cloud-Lösungen“, erklärt Boris Baresic, Sales Manager Gigaset Pro Deutschland. Gerade hierzulande würden die wenigsten auf das Endgerät am Arbeitsplatz verzichten wollen.

Blickt man sich aber im Markt um und betrachtet viele der Telefon-Modelle, gerade im Premium-Bereich, zeigt sich, dass sich die Hersteller der wachsenden Ansprüche der Nutzer und der neuen Voraussetzungen durchaus bewusst sind. Touch-Screen, App-Store oder die zunehmende Einbindung in UC- oder CRM-Lösungen stehen exemplarisch für die neue Stellung des Telefons als Multifunktionswerkzeug, über die bloße Sprachkommunikation hinaus. „Kommunikationslösungen müssen künftig immer tiefer in übergeordnete Arbeitsplatzkonzepte von Unternehmen integriert werden“, sagt Oliver Martin, Senior Produktmanager bei Auerswald. „Da Bürotätigkeiten heute ganz neu definiert werden, haben sich die Anforderungen an die Kommunikation stark verändert: Arbeitsplätze, die täglich neu zugeordnet werden, Konferenz- und Lounge-Bereiche, die in ihrer Größe und Anordnung schnell und flexibel umgestaltet werden können, Kollegen, die im Home-Office arbeiten und dabei nahtlos in alle Abläufe integriert werden sollen – all das muss eine zeitgemäße Kommunikationsarchitektur unterstützen.“ Wenn dieses Ziel erreicht werden solle, dann führe kein Weg an einer Individualisierung der klassischen Arbeitsplatztelefonie vorbei.

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