Videoconferencing mit Zoom

Keine Sicherheit, kein Channel, na und?

3. Juni 2020, 12:30 Uhr | Martin Fryba
© Zoom

UCC einschließlich Video-Anrufe werden bleiben, auch wenn Corona besiegt ist. Neue Player wie Zoom planen schon für die Zukunft und wollen zu Microsoft oder Cisco aufschließen. Aber: Sicherheitsmängel und kein eigener Channel bremsen Zoom (noch) aus.

Auch die letzten rund 20 Prozent der Computernutzer, die vor dem Lockdown noch nie einen Video-Anruf ausprobiert hatten, sind nun mit Skype, Facetime oder Whatsapp im Bilde.  Lehrer, Behördenmitarbeiter, Senioren und Angestellte in noch so verstaubten Firmen hat die Corona-Pandemie für digitale Kommunikation empfänglich gemacht. Sie haben Erfahrungen gesammelt, auf die sie im besten Fall nicht mehr verzichten wollen, hoffen Plattformanbieter. Der Boom macht sich nun auch in ihren Bilanzen bemerkbar und weckt Hoffnungen auf mehr.


Zoom beispielsweise. Das US-Unternehmen ist schlagartig bekannt geworden, hat Aktionäre binnen dreier Monate mit einer Kursverdopplung seit Anfang März auf nunmehr über 200 US-Dollar beglückt. Durchschnittlich 300 Millionen Teilnehmer täglich nutzten Zoom im vergangenen April, im Dezember waren es nur zehn Millionen. Finanzchefin Kelly Steckelberg meldet einen Quartalsumsatz von 328 Millionen Dollar von Februar bis April von zuvor 122 Millionen im Vorjahr, der Gewinn kletterte auf rund 27 Millionen Dollar.


Quasi übernacht hat Covid-19 Zoom aus der Nische geführt und soll den Videoconferencing-Dienst in die erste Liga katapultierten  - neben Microsoft Teams und Cisco Webex. Auch ohne Vertriebsunterstützung durch den Channel, ohne modernste Sicherheitsfeatures wie Komplett-Verschlüsselung hat Zoom gerade die Jahresumsatzprognose auf 1,8 Milliarden Dollar angehoben – dreimal so viel als im Geschäftsjahr davor.


Noch mahnen Datenschützer vor der unsicheren Zoom-Nutzung. Bei Unternehmen und Behörden dürften die bekannt gewordenen massiven Sicherheitsrisiken der Zoom-Plattform ein Ausschlusskriterium sein. Aber auch bereits etablierte Anbieter kämpfen immer wieder mit mangelhafter IT-Sicherheit ihrer Video-Dienste. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, wann Zoom die Lücken schließt. Die nun zugekaufte Firma Keybase soll aus Zoom eine Business-Anwendung machen, die den hohen Anforderungen von Unternehmenskunden nach einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung Rechnung trägt.


Dann kann Zoom-Gründer und CEO Eric Yuan schließlich auch seinen Vertrieb mit der Botschaft losschicken, Telefon-Anlagen abzulösen.  Im besten Fall können Wettbewerber wie Microsoft, Cisco und andere, die lange Jahre schon auf indirekten Vertrieb ihrer UCC-Plattformen setzen, auf das Fehlen eines Zoom-Channels hinweisen. Deren Herausforderung wiederum wird es sein, dafür zu sorgen, dass vom wachsenden Kuchen auch genügend Marge für die Distribution und Integrationspartner übrig bleibt.


Leuchturmprojekte, wie sie Bechtle mit Cisco Webex bei der saarländischen Landesregierung im Rekordtempo realisiert hatte, sind nämlich schöne werbewirksame Botschaften. Viel Geld verdienen lässt sich damit noch nicht, jedenfalls nicht mit Behörden und nach Bechtle-Maßstäben.

 

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