In keinem anderen Technologiefeld aber wurden die Broadliner so schnell von der Entwicklung überholt wie beim Cloud Computing: Während die Distributoren noch sich noch skeptisch fragten, ob es sich überhaupt um eine relevantes Channelgeschäft handle, hatten die Hersteller bereits Angebote platziert und sehr kurzfristige Strategien zur Umstellung auf den Cloud-Vertrieb etabliert. Spezialdistributoren wie die Hannoveraner Acmeo zeigten, dass mit dem Mietsoftware-Modell auch im Channel Geld zu verdienen ist. Die Rolle als Berater und Vermittler von Hersteller-Lösungen aber konnte den Distributionsriesen nicht genug sein – sie mussten eigene Cloud-Plattformen, die Cloud Services-Angebote aggregieren und den kompletten Vermittlungsprozess managen, an den Start bringen, um ihre Rolle als zentrale Zwischenhandelsstufe zu behaupten.
Der Schweizer Also-Konzern konnte dank der Übernahme des finnischen Anbieters Nervogrid am schnellsten solch eine Plattform an den Start bringen: Das Also Cloud Control Panel steht den Resellern bereits zur Verfügung. Ein entscheidender Fortschritt gelang in diesem Frühjahr: Also ist Microsofts CSP-Programm beigetreten und kann nun Office 365 und Windows Intune über die Plattform anbieten. Also kooperiert dabei mit lokalen Rechenzentrumsanbietern, in Deutschland ist die Telekom Partner des Angebots.
Die US-amerikanischen Broadliner mussten dagegen große Mühen und viel Zeit aufwenden, um die in den USA bereits etablierten Cloud-Angebote nach Europa zu bringen. Ingram Micro stellte jüngst auf seinem ersten Cloud Summit für Europa den Ingram Micro Cloud Marketplace vor und kündigte einen Rollout für die nächsten Monate an. In Deutschland wird der Marktplatz zum Ende des zweiten Geschäftsquartals starten. Schmutter zeigt sich überzeugt: »Die Distribution erübrigt sich durch das Cloud Computing nicht, ihre Rolle wird sogar noch wichtiger werden.« Auch Tech Data wird seine Lösung »StreamOne« in diesem Sommer an den Start bringen. Firmenchef Michael Dressen unterstreicht, wie herausfordernd die Arbeit an der Einführung war: »Wir haben während der Einführung feststellen müssen, dass sich immer neue, unerwartete Herausforderungen, beispielsweise in rechtlicher Hinsicht, ergeben.« Dressen ist aber auch bewusst, dass das eigene Cloud-Angebot auch in Zukunft stets weiterentwickelt werden müsse.