30.000 fragwürdige Office-Lizenzen im Handel

Eine Frage der Transparenz

14. Februar 2018, 11:14 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

30.000 Problem-Lizenzen

Auch Björn Orth von Vendosoft wurde ein Teil der fragwürdigen Lizenzen angeboten
Auch Björn Orth von Vendosoft wurde ein Teil der fragwürdigen Lizenzen angeboten
© Vendosoft

Ein eindrückliches Beispiel dafür liefert ein aktueller Fall, den Recherchen der CRN aufgedeckt haben. Vergangenen Herbst sind auf dem deutschen Gebrauchtsoftwaremarkt rund 30.000 Lizenzen für Microsoft Office Pro Plus aufgetaucht, die verschiedenen Händlern zu einem sehr guten Preis angeboten wurden. Laut mehreren Händlern trat als Vermittler dabei unter anderem der Vertreter eines offiziellen Licensing Solution Partners (LSP) von Microsoft auf, was allerdings weder Microsoft noch die entsprechenden LSPs gegenüber CRN bestätigen wollten. Dennoch führte der damit erzeugte Eindruck der Seriosität wohl einige potenzielle Käufer aufs Glatteis.

Auf den ersten Blick schienen die Lizenzen von der britischen Tochter eines internationalen Konzerns zu stammen. Damit wären sie im europäischen Wirtschaftsraum erschöpft und somit eindeutig handelbar. Bei genauerem Hinsehen, etwa durch Nachfragen bei Microsoft oder auch durch die intensive Durchforstung der zahlreichen zugehörigen Dokumente, stellte sich jedoch heraus, dass die Office-Lizenzen ursprünglich aus anderen Niederlassungen des Unternehmens, etwa in Kanada und Australien, stammen und der britischen Tochter nur überschrieben wurden. Ob dies tatsächlich zur Nutzung geschah, oder nur für den Zweck des Weiterverkaufs, ist nicht eindeutig ersichtlich.

»Im Raum stand der Ankauf von Microsoft Office Pro Plus Lizenzen zu einem extrem günstigen Preis. Das machte mich stutzig und so prüften wir das Angebot auf Herz und Nieren«, beschreibt Björn Orth, Gründer und Geschäftsführer des Gebrauchtsoftware-Händlers Vendosoft, dem rund 6.000 Lizenzen aus dem zu diesem Zeitpunkt bereits aufgespalteten Paket angeboten wurden, den Vorgang. Nach einer ersten Prüfung der Rechtekette und einer zusätzlich eingeforderten Wirtschaftsauskunft über Creditreform schien das Geschäft zunächst sauber zu sein. »Bis unsere Recherchen ergaben, dass die Software erstmals in Kanada in Umlauf gebracht wurde und die Lizenzen später einer britischen Niederlassung desselben Unternehmens übertragen wurden«, so Orth weiter. Ähnlich erging es auch anderen Händlern.


  1. Eine Frage der Transparenz
  2. 30.000 Problem-Lizenzen
  3. Unklare Rechtslage
  4. Audit-Risiko
  5. Transparenz schafft Vertrauen
  6. Tückische Offenlegung

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