Die Echtzeitkommunikation ist ein essenzieller Erfolgsfaktor in Fabriken der Zukunft. Denn: Unter Einbindung vieler Sensoren interagieren Maschinen miteinander und tauschen riesige Mengen an Daten und Informationen aus. Im Vergleich zu bisherigen, oft kabelgebundenen, Datenverbindungen sorgt 5G in Maschinenhallen für mehr Flexibilität bei zugleich niedrigeren Reaktionszeiten von bis zu unter einer Millisekunde. Letzteres wird unter anderem mittels Edge Computing erreicht. Mit gerade einmal dem Platzbedarf eines Notebooks wandern die Rechenzentren direkt in die Fabrik und verarbeiten und analysieren die Daten dort, wo sie entstehen. Das spart lange Wege und ermöglicht Datenverarbeitung in Echtzeit. Beispielsweise, wenn sich Roboter schnell bewegen müssen oder Daten live zu streamen sind.
Zudem macht sich 5G die Schlüsseltechnologie “Network Slicing” zunutze. Während Mobilfunknetze in der Vergangenheit so konzipiert waren, dass sie auf Basis einer gemeinsamen Netzinfrastruktur versuchten, alle Anwendungsfälle möglichst gut zu bedienen, kann das 5G-Mobilfunknetz in virtuelle Abschnitte mit speziellen Eigenschaften unterteilt werden. Das ermöglicht, je nach individueller Anwendung, bedarfsgerechte “Netzscheiben” zur Verfügung zu stellen. Für die smarte Fertigung heißt das konkret, dass applikationsspezifische und kundenindividuelle Leistungsparameter sowie Sicherheitseigenschaften bei der Zuteilung des optimalen Netzabschnittes berücksichtigt werden. So können über 5G vielfältige Anwendungen mit völlig unterschiedlichen Anforderungen an Geschwindigkeit, Reaktionszeit, Sicherheit und Kapazität laufen – jede für sich verlässlich, stabil und sicher.
Qualität und effizienter Personaleinsatz
5G revolutioniert aber nicht nur die Art und Weise, wie Maschinen interagieren. Die voranschreitende Automatisierung verändert zudem das Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Schon heute ersetzt sie in deutschen Werkshallen teure Handarbeit. Qualifizierte Facharbeiter leiten Roboter an, damit diese selbständig ihre Aufgaben verrichten. Dieser smarten Produktion wird die neue Mobilfunk-Generation einen weiteren Technologieschub geben und darüber hinaus deutsche Qualitätsstandards mit einem effizienten Personaleinsatz verknüpfen.
Sorgt 5G also dafür, dass zukünftig wieder mehr in Deutschland produziert wird – jedoch nicht von Menschen, sondern von Robotern? Nur auf den ersten Blick, denn die smarte Fabrik braucht Menschen, die sie entwickeln, programmieren, vernetzen, warten und instand halten. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das zur Bundesagentur für Arbeit gehört, prognostiziert, dass bis 2025 in Deutschland fast so viele Industriejobs entstehen wie wegfallen werden. Berufe mit einem hohem Routineanteil, deren wiederkehrende Abläufe tendenziell gut von Robotern ausgeführt werden können, wird es weniger geben. Dafür steigt die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften. Das IAB geht davon aus, dass zwischen 2015 und 2025 rund 920.000 Arbeitsplätze zwischen den Bereichen umgeschichtet werden.
Sascha Lekic ist Director IT & Mobile Communication B2B bei Samsung Electronics.