Die Erfassung von Mobilfunkgebühren und des Datenverbrauchs in Echtzeit sollte längst nicht mehr nur Thema für den Konsumentenmarkt sein. Eine bessere Kostentransparenz könnte enorme Auswirkungen auf ein einziges Geschäftskonto mit Tausenden von Mitarbeitern haben. Unternehmenskunden haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf die Dienstleistungen, die sie von Mobilfunkanbietern kaufen. Die meisten Unternehmen verfügen über ein komplexes Kundenkonto, das das Volumen ihrer Mobilfunkverbindungen, bestellte Dienstleistungen, Preispläne und mit dem Anbieter vereinbarte Rabatte definiert. Die Enterprise-Abrechnungssysteme der Mobilfunkanbieter bearbeiten daher eine relativ geringe Anzahl von Kunden mit hochkomplexen Konten; im Gegensatz zu Verbrauchersystemen, die eine Vielzahl an verschiednen Kunden mit relativ simplen Kontostrukturen verwalten. Der Kundenbetreuungsansatz bei Unternehmenskunden unterscheidet sich mit einem dedizierten Account Manager und personalisierter Betreuung ebenfalls wesentlich davon, wie Mobilfunkanbieter ihre Verbraucherkunden ansprechen. Nachhaltig ist dies nur aufgrund der großen Einnahmen, die jeder Unternehmenskunde letztendlich generiert.
Der oft vernachlässigte KMU-Markt hat dagegen mehr Ähnlichkeit mit dem B2C-Markt, obwohl kleine Unternehmen oft sehr viel mehr für ihre Mobilfunkverträge ausgeben als der durchschnittliche Verbraucher. In Großbritannien etwa zahlen Unternehmen mit fünf oder mehr Mitarbeitern im Schnitt 19 Mal mehr für Mobilfunkdienste als ein durchschnittlicher Haushalt. Dabei sind nur die Ausgaben für grundlegende Telekommunikationsdienste berücksichtigt – für Mehrwertdienste besteht hier ein großes Marktpotenzial.
Cloud- und Managed Services
Cloud-Technologien und Managed Services ermöglichen es Mobilfunkdienstleistern mittlerweile, alle B2B-Kunden unabhängig von ihrer Größe zu bedienen. Beispielsweise können sie den KMU-Markt nachhaltig und profitabel ohne enorme Infrastruktur-Vorlaufkosten versorgen und relevante Dienste schneller auf den Markt bringen. Sie können integrierte Infrastrukturen nutzen, die die volle Automatisierung von Order-to-Cash-Schlüsselprozessen unterstützen und leistungsstarke Analytik-Fähigkeiten erschließen. Das erlaubt Mobilfunkanbietern, sich ganz auf die Entwicklung von innovativen Geschäftsmodellen sowie Marketingstrategien zu konzentrieren und ihren Unternehmenskunden eine Echtzeit-Kundenerfahrung zu bieten, wie wir sie von der Verbraucherwelt kennen. Interessanterweise würde es die Hälfte der europäischen KMUs Umfragen zufolge vorziehen, ihre Telekommunikationsdienste von einem einzigen Anbieter zu kaufen. Durch die Bereitstellung mehrerer entsprechender Dienste – und damit die Konsolidierung der Telekommunikationsaufwendungen – könnten Mobilfunkanbieter ihre Einnahmen aus dem KMU-Kundensegment also deutlich steigern.
Was nicht vergessen werden darf, ist die Frage des Kundenvertrauens. Im B2C-Bereich wechseln Abonnenten, die das Vertrauen in ihren Anbieter verloren haben, oft zu einem anderen Mobilfunkbetreiber. In der B2B-Welt könnte ein Vertrauensverlust den Mobilfunkanbieter gleich mehrere Kunden auf einen Streich kosten. Für Dienstleister, die zusätzliche Dienste verkaufen möchten, sollte es deshalb eine Priorität sein, das Risiko eines Rechnungsschocks für ihre Kunden so weit wie möglich auszuschließen.
Von B2B-Betreibern und virtuellen Mobilfunknetzbetreibern (MVNOs), die eine Vielzahl von Dienstleistungen anbieten, werden Unternehmenskunden dann mehr Dienste kaufen, wenn Transparenz geschaffen und eine Vertrauensbasis aufgebaut ist. Auf Grundlage einer Echtzeit-Abrechnung können B2B-Unternehmen eine bessere Kundenerfahrung erwarten, mit der sie wieder die Kostenkontrolle erhalten, unabhängig von der Größe ihres Unternehmens.
Andy Peers ist VP Strategie und Innovation bei MDS