Ökosysteme im IoT- und IIoT-Bereich können Unternehmen Wachstumspotenzial eröffnen. Doch wenn sich Technologieunternehmen und (unabhängige) Software-Anbieter auf den Marktplätzen der Zukunft durchsetzen wollen, gilt es einiges zu beachten.
Durch die Nutzung von Ökosystemen im IoT- und IIoT-Bereich Technologieunternehmen eröffnet sich unabhängigen Software-Anbietern (Independent Software Vendor; ISV) und Entwicklern ein Umsatzpotential. So lassen sich neben dem Vertrieb ihrer originären Soft- und Hardware-Produkte durch die Nutzung von XaaS-Angeboten weitere Geschäftsmodelle erschließen. Laut Gartner ist das Potential vor allem im IoT-Bereich hoch. Dies gilt insbesondere, wenn Unternehmen, Geschäftsfelder und intelligente Geräte im Rahmen eines digitalen Ökosystems zusammengebracht werden. Durch das Zusammenspiel der dahinter liegenden Algorithmen, Big-Data-Analytics und smarten Systeme können so Verbindungen zwischen Ökosystemen sowie innerhalb eines einzelnen Ökosystems hergestellt werden. Das aufeinander abgestimmte Zusammenspiel mehrerer Akteure auf unterschiedlichen Ebenen innerhalb eines IoT-Ökosystems kann folglich ein Wachstumspotential für alle dort aktiven Partner eröffnen.
Laut McKinsey kann das IoT – mit intelligenter Vernetzung von Geräten, Maschinen und Systemen – weltweit einen wirtschaftlichen Mehrwert von bis zu 13 Billionen US-Dollar im Jahr 2030 erreichen. Doch bislang vertreiben IoT-Anbieter mehrheitlich immer noch nur ihre originären Software- oder Hardware-Lösungen. Dabei bergen die über Sensoren gewonnenen Daten noch mehr Potential. Glaubt man den McKinsey-Analysten, wird das IoT vor allem im Gesundheitswesen, in Fabriken, Städten und außerstädtischen Umgebungen – zum Beispiel bei der Fahrzeugnavigation, dem Containertransport oder der Paketzustellung – in den nächsten Jahren eine immense Entwicklung erfahren. Hier zeigen sich die Vorteile eines Ökosystems besonders deutlich. Dank der Schwarm-Power eines digitalen Ökosystems können Technologieanbieter, gemeinsam mit ISVs und weiteren partnerschaftlichen Anbietern ein breites sowie kundenzentriertes Angebotsportfolio aufsetzen, wodurch eine dezentrale Mehrwertgewinnung ermöglicht wird.
Hier zeigt sich zudem: Erst in Kombination mit Entwicklern und Partnern – sprich in einem Bundle – führen IoT-Lösungen zu einem extern angereicherten Produkt mit umfassendem Mehrwert. In Verbindung mit weiteren geeigneten Add-on-Services oder -Produkten eröffnet man den Kunden damit ein breites Portfolio an Optionen. Auch die integrierten Partner profitieren von einer solchen Kooperation. So können beispielsweise Software-Anbieter ihre eigenen Produkte am Marktplatz oder im Ökosystem besser monetarisieren. Auch für Unternehmen ergeben sich einige Vorteile: So finden Unternehmensentscheider über Online-Marktplätze beispielsweise Zugang zu neuen Kundensegmenten sowie Anwendungsfällen und Branchen, die bis dahin noch nicht ausgeschöpft wurden.
Ein Effekt des anbieterübergreifenden Ansatzes kann sein, dass sich Kunden dank der zusammenpassenden Lösungen und Apps unkompliziert eine individuelle Infrastruktur erstellen können.
Mithilfe eines digitalen Marktplatzes sind Distributoren und Tech-Anbieter in der Lage, Unternehmen aus der Fertigungsindustrie mit Softwareanbietern zu verbinden. Damit wird eine Vernetzung der Produktion mit der Software des entsprechenden Anbieters ermöglicht und der Datenfluss zwischen IT und OT (Betriebstechnologie) gefördert. Gleichzeitig wird die Zusammenarbeit zwischen der Produktion und den Business-Units unterstützt.
Mit Nutzung des IoT sind auch neue digitale Geschäftsmodelle denkbar – beispielsweise Abonnements in der Fertigung. Diese sind in der Regel an einen bestimmten Dienst gebunden und werden oftmals über IoT-Geräte und -Technologie bereitgestellt. In der Industrie können sie die Lebensdauer von Produkten verlängern. Auch bieten sie mehr Dateneinblicke wie zum Beispiel in die Auslastung der Maschinen oder der Belegschaft, wodurch Betriebskosten gesenkt werden können. Abonnements machen es zudem möglich, aus einer einmaligen Transaktion beim Verkauf des Produkts, eine wiederkehrende Einnahmequelle zu machen, indem beispielsweise regelmäßige Wartung, Sicherheitsanalysen oder Standortverfolgung für Geräte mitangeboten werden. Damit schließt der Hersteller den kompletten Produkt-Lifecycle ein.
Aus diesem Grund sollten Hersteller die Konnektivität des IoT neben der Verbesserung der Betriebsabläufe verstärkt auch zum Verkauf von Aftermarket-Diensten nutzen. Industriemaschinen liefern zum Beispiel über integrierte Sensoren eine umfangreiche Datensammlung, mit der Unternehmen ihre Maschinen optimieren und die Gesamtbetriebskosten senken können. Das Ergebnis sind engere Kundenbeziehungen für den Anbieter, neue wiederkehrende Einnahmequellen und die schnellere Reaktion der Kunden auf unvorhergesehene Ereignisse.
Die Digitalisierung in der Industrie bringt ehemals traditionelle, auf physische Produkte ausgerichtete Unternehmen dazu, sich zu Dienstleistern zu entwickeln. Mit einer Enterprise-Performance-Management-Software können Betreiber von Gebäuden, Industrieanlagen und anderen Infrastrukturen Einblicke in deren Prozesse bekommen. Die Echtzeit-Übermittlung dieser Lösungen ermöglicht Datentransparenz. Die Kunden erhalten damit frühzeitige automatische Warnungen und können alle Daten über ein Endgerät überwachen. Diese Art von Software geht von der Prämisse aus, dass zukünftig die gesamte physische Welt vernetzt sein wird. Das gehört wiederum zu den Hauptgründen für den Anstieg und das Potential von IoT-Abonnements in der Fertigungsindustrie.
Simon Engel ist Head of IoT DACH bei Cloudblue