Eine Cloud-Migration ist letztlich nie abgeschlossen. Unternehmen sollten deshalb nicht in Cloud-Projekten denken, sondern eine Lifecycle-Denkweise einnehmen.
Es ist nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel: Bei Cloud-Transformationen stellen Entscheider oft Fragen wie: Wann sind wir fertig mit dem Cloud-Projekt? Warum dauert es so lange? Werden wir denn niemals fertig? Diese Fragen und die damit verbundene Erwartungshaltung sind der Ursprung von Unzufriedenheit und „gescheiterten Projekten“, denn Cloud-Transformationen und -Migrationen sind immer als kontinuierlicher Prozess zu verstehen. Die Fragen der Entscheider sollten deshalb vielmehr lauten: Wie geht es weiter mit der Cloud und welche Verbesserungen kann die Cloud uns noch bringen?
Die Cloud ist prinzipiell einem permanenten Wandel unterworfen. So stehen immer wieder neue Entwicklungen und Dienste zur Verfügung, etwa rund um die generative KI. Folglich ist auch die einmalige Definition eines Cloud-Zielzustandes für ein Unternehmen eine schwierige, wenn nicht sogar unlösbare Herausforderung. Stattdessen führt an kontinuierlichen Iterationen des Cloud-Zielbildes kein Weg vorbei. Die Dynamik der Cloud erfordert also auch eine dynamische Denkweise, weg von einem Wasserfall-Ansatz hin zu einem Lifecycle-Management. Diese Änderung der Sichtweise ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Cloud-Transformationen.
Dass eine Cloud-Migration nie vollständig abgeschlossen und deshalb nicht als Projekt definiert werden kann, verdeutlichen allein schon die idealtypischen Zyklen einer Cloud-Migration: mit der initialen Migration, der Modernisierung und der Innovation.
Bei der initialen Migration geht es oft um eine reine Verlagerung einer On-Premises-Infrastruktur in die Cloud. Ein bloßes Lift-and-Shift-Verfahren bringt aber – wenn überhaupt – kaum Vorteile. Schließlich bleibt eine ineffiziente Infrastruktur auch in der Cloud ineffizient und führt eventuell sogar zu einem höheren Kosten- und Management-Aufwand für ein Unternehmen. Bereits in der ersten Phase der Migration muss es also neben dem Lift-and-Shift folglich auch darum gehen, die Vorteile der Cloud wie hohe Agilität, Flexibilität und Skalierbarkeit auszuschöpfen.
Die Modernisierungsphase zielt auf die Nutzung neuer Services ab, die Unternehmen eine entscheidende Entlastung bieten. Ein Beispiel dafür wären Platform-as-a-Service (PaaS)-Angebote. Auch der Einsatz neuer Technologien – etwa von Container-Lösungen, Kubernetes oder Microservice-Architekturen – treibt die Modernisierung voran und ist letztlich unverzichtbar, um die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu sichern. Es steht schließlich außer Frage, dass die Cloud-native Applikationsentwicklung und -bereitstellung die Zukunft der IT bestimmen.
Die letzte Phase schließlich umfasst die Innovation mit der Einbindung neuer Anwendungen etwa in Bereichen wie generative KI und ML oder Datenanalyse. Auch die Erweiterung bestehender oder die Etablierung neuer Geschäftsmodelle kann ein Innovationsziel sein: zum Beispiel mittels der Integration interaktiver Chat-Agenten in die Enterprise-Software oder durch die Nutzung von IoT-Daten.
Diese Modernisierungs- und Innovationsphasen setzen sich kontinuierlich fort, da sich – wie bereits erwähnt – auch die Cloud ständig weiterentwickelt. Es gilt daher, den Lifecycle konsequent zu betrachten, Schlüsse zu ziehen und Anpassungen vorzunehmen.