Zumindest für den Handel bringt selbst der Ausbauprozess entscheidende Vorteile. »Solange die Netzbetreiber um die Gunst der Konsumenten buhlen, werden für LTE im Handel nach wie vor gute Provisionen möglich sein«, erklärt Uta Georgi, Unternehmenssprecherin der Komsa AG. Oft sei ein mit LTE ausgestattetes Smartphone ein paar Euro teurer, was zumindest mehr Umsatz in die Kasse brächte. Eine ähnliche Entwicklung sieht auch Herweck. Laut Witfeld bietet der LTE-Ausbau eine klare Chance für den Handel, da in den vergangenen Jahren das Preisniveau deutlich gesunken ist und das Billigsegment sowie die No-Frills-Marken, sprich Low End-Devices, an Marktanteilen gewonnen haben. »Logisch, dass hier der Handel weniger Marge hat«, so Witfeld gegenüber CRN. »Mit LTE ändert sich das jetzt wieder.« Gerade im professionellen Bereich gäbe es durchaus Kunden, die für eine schnelle Verbindung und mehr Service auch bereit seien, mehr zu zahlen.
Und Service ist für Händler wichtig, um sich trotz voranschreitender Konsolidierung zu behaupten. Denn auch der einst boomende Device-Markt blickt leicht rückläufigen Absatzzahlen und niedrigeren Umsätzen entgegen. Selbst Premium-Endgeräte sinken im Preis und bringen kaum noch hohe Margen. Das liegt zum einen am stark gesättigten deutschen Markt, zum anderen an ausbleibenden Innovationen. »Mal ehrlich, wo sind denn die entscheidenden Unterschiede von iPhone 5 zum iPhone 5S? Oder von Android Jelly Bean zu Kitkat?«, sagt der Herweck-Vertriebsleiter. »Das ist Evolution, aber keine Revolution.« Das Service-Angebot rund um LTE und die höheren Ansprüche der Anwender an mobile Übertragung sollen das Geschäft hingegen wieder sichtbar ankurbeln.
Aber auch die Anbieter von Netzinfrastruktur profitieren von dem wachsenden Datenaufkommen und dem damit einhergehenden Netzausbau. Hier treten in Deutschland besonders chinesische Unternehmen wie ZTE und Huawei verstärkt in Erscheinung, um die nötige technologische Grundlage zu schaffen. Denn erst die starken Netze können IT-Trends wie das Internet der Dinge und auch Big Data tatsächlich möglich machen. »Die sogenannte Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M), sprich der automatisierte Informationsaustausch zwischen technischen Systemen wie Maschinen und Fahrzeugen, ist ein anschauliches Beispiel dieser Entwicklung«, sagt Olaf Reus, Unternehmenssprecher bei Huawei. »Dieser Austausch erfolgt zunehmend unter Nutzung des Internets und des Mobilfunknetzes.« Dabei käme der LTE-Technologie und der technischen Weiterentwicklung LTE-Advanced eine wichtige Rolle zu, da die schnelle Verbindung dem enormen Kapazitätsbedarf innerhalb der notwendigen Mobilfunknetze gerecht werde.
Der aktuelle Übertragungsstandard treibt jedoch nicht nur den Mobilfunkmarkt an. Viele Endverbraucher greifen außerhalb der Ballungsräume auf LTE als Breitband-Festnetz-Ersatz zurück. Laut der Bundesnetzagentur waren es Mitte 2013 schon mehr als 500.000 Haushalte. »Dort entstehen für einen kurzen Zeitraum über die reine LTE-Vermarktung hinaus Chancen«, sagt Georgi. »Mit schnellem Internet sind dort neue Nutzungmöglichkeiten vorhanden, die es zu erschließen gilt.« Die Komsa-Sprecherin nennt Beispiele wie Smart-TV oder WLAN-Geräte. »Irgendwann werden wir aber gar nicht mehr über LTE explizit sprechen,« so Georgi. Dann sei es ein Standard, der dazugehört, vorausgesetzt wird und in eine ganz normale Kalkulation übergeht.