Ein weiterer Faktor, der die Transformation des Arbeitsplatzes vorantreibt, ist der sich zuspitzende Fachkräftemangel. Die vorhandenen Werkzeuge sowie die oftmals damit einhergehende Mobilität und Flexibilität sind in vielen Fällen Kriterien für die Wahl des zukünftigen Arbeitgebers. „Es gibt mittlerweile eine gestiegene Erwartungshaltung der Mitarbeiter an die Arbeitsplatz-Technologie“, erklärt Markus Seifart, Head of Technological Presales Consulting bei Fujitsu. „Diese ist deutlich höher als noch vor einigen Jahren. Die Leute sind es aus ihrem privaten Umfeld gewöhnt, dass etwas einfach funktioniert und komfortabel zu bedienen ist. Unternehmen müssen diesen Anforderungen Rechnung tragen.“ Ein Prozess, der weit über den Büroschreibtisch hinausreicht. Digital Workplace – das steht nicht nur für eine neue und im Idealfall produktivere Form der Zusammenarbeit und Kommunikation in und zwischen Abteilungen, sondern auch für eine Vernetzung über die Firmengrenzen hinweg. „Früher gab es eine Wertschöpfungskette, die auf das eigene Unternehmen fokussiert war“, sagt Jörg Petter, Business Lead Microsoft 365, Voice bei Microsoft. „Heutzutage sind hingegen zahlreiche Unternehmen miteinander verschaltet.“ Es gelte daher, anders zu denken, nicht mehr singulär, sondern auf globaler und nationaler Ebene.
Es sind gewaltige Herausforderungen, die in den kommenden Jahren auf die Geschäftswelt zukommen. Einen Königsweg, um den Digital Workplace im eigenen Unternehmen umzusetzen, gibt es jedoch nicht. Die vornehmlich aus dem Enterprise-Bereich stammenden Kunden von Computacenter setzen oftmals auf eine Gesamtstrategie, die, mit den entsprechenden Ressourcen vorangetrieben, klare Ziele setzt – und das im Idealfall über Jahre hinweg. Trotz dieser Zugkraft würden aber die meisten der Großunternehmen noch am Anfang stehen, erklärt Rapp.
Im Mittelstand gelten andere Regeln, wie Josef Blank, Geschäftsführer des mittelständischen Systemhauses Speedpoint, sagt. „Ich bin ein Verfechter davon, dass der Digital Workplace keine Gesamtstrategie sein muss.“ Blank rät eher zu einem modularen Ansatz, der sich aus dem jeweiligen Bedarf des Unternehmens ergibt. Hier kommen punktuelle Lösungen für aktuelle Problemstellungen zum Einsatz, die in ihrer Gesamtheit eine neue Arbeitsplatzinfrastruktur ergeben. Über den Digital Workplace spricht Speedpoint mit seinen Kunden hingegen nur selten. Stattdessen greifen Mittelständler laut dem Geschäftsführer oftmals Teilaspekte auf, die sich wiederum einem klaren Mehrwert gegenüberstellen lassen, der auch einer direkten RoI-Betrachtung standhält.
Mehrwert im Fokus
Der tatsächliche Nutzen – ein Faktor, der auch für Petter stets im Fokus stehen muss: „Technologie ist kein Selbstzweck. Es braucht Lösungen, die dem Kunden einen Mehrwert liefern“, so der Microsoft-Manager. Man dürfe keinem „technokratischen Denken hinterher rennen“. Was allerdings der tatsächliche Mehrwert und damit die richtige Lösung für ein Unternehmen ist, das gilt es jeweils individuell herauszufinden. „Daher müssen wir den Mitarbeitern erstmal zuhören“, erläutert Lang. „Wir fragen ab, wie sich der Alltag gestaltet, um die Schmerzpunkte kennenzulernen.“ Das sei beispielsweise der Wunsch, standortunabhängig gemeinsam an Dokumenten zu arbeiten, sich schnell auszutauschen oder mobil tätig zu sein.
Die richtige Kommunikation und die tatsächlichen Bedarfe der Mitarbeiter ermitteln, das steht am Anfang jedes Digital-Workplace-Projektes. Im nächsten Schritt sollten Unternehmen die Mitarbeiter über Kampagnen und Schulungen an die neuen Werkzeuge heranführen, rät Lang. „Es kommt sehr schnell zur Überforderung“, erklärt die Sunzinet-Expertin. „Der Mitarbeiter denkt: Ich werde hier allein gelassen. Ich weiß nicht, wie ich damit arbeiten soll.“ Gerade, da entsprechende Projekte aufgrund des hohen Vernetzungsgrades schnell sehr komplex werden könnten, sei es umso wichtiger, Prozesse langsam zu verändern und die Lösungen Schritt für Schritt wachsen zu lassen.