Von Dortmund nach Bochum

Enreach setzt auf den IT-Standort mit Zukunft

11. März 2025, 8:41 Uhr | Interview: Diana Künstler
Dr. Ralf Ebbinghaus, Geschäftsführer von Enreach: „Die Entscheidung für Bochum als neuen Standort war für uns strategisch bedeutsam. [...] Besonders überzeugt hat uns die enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftsförderung, Stadtverwaltung und Technologieunternehmen, die eine schnelle und pragmatische Unterstützung ermöglicht.“
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Bochum als aufstrebender IT-Standort? Enreach-CEO Dr. Ralf Ebbinghaus spricht über die Vorteile des Umzugs, die Rolle der Hochschulen und warum Bochum in der Tech-Welt noch stärker wahrgenommen werden sollte. Ein Einblick in die Chancen und Herausforderungen eines aufstrebenden Innovationsstandorts.

Bochum entwickelt sich rasant zu einem Hotspot für IT-Unternehmen – doch warum bleibt die Stadt oft hinter Berlin oder München zurück, wenn es um Deutschlands Top-Tech-Standorte geht?

Enreach hat sich jüngst bewusst für Bochum entschieden. CEO Dr. Ralf Ebbinghaus gibt spannende Einblicke in die Vorteile des Standorts, die Synergien mit Hochschulen und die digitale Zukunft der Region. Welche Schlüsselereignisse haben den Wandel geprägt? Welche Herausforderungen gilt es zu meistern? Und wie kann Bochum sich langfristig als Innovationszentrum behaupten? Ein Blick hinter die Kulissen eines IT-Standorts im Aufbruch.

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Enreach Gebäude Bochum
Seit dem 1. Januar 2025 befindet sich Enreachs Unternehmenszentrale in der Robert-Bosch-Straße 1 in Bochum und führt damit die bisherigen Standorte in Dortmund und Ratingen zusammen. „Die neuen Räumlichkeiten sind optimal auf die Anforderungen flexibler und hybrider Arbeitsformen ausgerichtet und schaffen beste Voraussetzungen für Zusammenarbeit und Innovation“, sagt der Anbieter von Unified-Communications- und Collaboration-Lösungen.
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connect professional: Enreach ist vor Kurzem erst von Dortmund nach Bochum gezogen1. Was waren die Hauptgründe für diesen Schritt und welche Vorteile verspricht man sich von dem neuen Standort?

Ralf Ebbinghaus: Unser neuer Standort in Bochum bietet optimale Bedingungen für moderne, hybride Zusammenarbeit – mit flexiblen Arbeitsbereichen, moderner Technik, hoher Energieeffizienz und guter Infrastruktur. Wir befinden uns inmitten eines der spannendsten Stadtentwicklungsprojekte Deutschlands, bei dem ein moderner Technologie- und Wissenscampus entsteht, der innovative Unternehmen aus IT, Forschung und Industrie zusammenbringt. Gemeinsam mit der ETAS GmbH, führender Anbieter von Automotive-Softwarelösungen und Tochterunternehmen der Robert Bosch GmbH, in deren Gebäude sich unsere neuen Büros befinden, sind wir Teil dieses Wandels. In Bochum haben wir unsere bisherigen Büros in Dortmund und Ratingen zusammengelegt – für einen einheitlichen Unternehmensauftritt und zeitgemäße Zusammenarbeit.

connect professional: Welche spezifischen Standortvorteile bietet Bochum für IT-Unternehmen im Vergleich zu anderen Städten in Deutschland oder sogar international?

Ebbinghaus: Bochum hat sich als innovativer IT-Standort etabliert und bietet eine gezielte Wirtschaftsförderung und starke Hochschullandschaft mit der Ruhr-Universität Bochum2 und weiteren Hochschulen in der Umgebung. Gleichzeitig bleibt die geografische Nähe und eine enge Verbindung zu Dortmund, wo wir unserem Wurzeln haben. Das Ruhrgebiet ist eine der größten Metropolregionen Europas, und wir profitieren hier von kurzen Wegen zu anderen Städten und Wirtschaftsstandorten.

connect professional: Diesen Vorteilen zum Trotz ist von Bochum allerdings selten die Rede, wenn es um die besten Tech Hubs in Deutschland geht. Oft werden hier eher Berlin, München oder Karlsruhe genannt3. Was meinen Sie, woran das liegt?

Ebbinghaus: Wie auch andere Städte im Ruhrgebiet hat sich Bochum in den letzten Jahren stark gewandelt, doch das Image als IT-Hub ist noch nicht so etabliert. Während Berlin, München und Karlsruhe von großen Konzernen oder langjährigen Ökosystemen profitieren, befindet sich Bochum in einer dynamischen Wachstumsphase. Die Stadt muss ihre Erfolge im IT-Sektor noch stärker kommunizieren, um auf Augenhöhe mit anderen Technologie-Standorten wahrgenommen zu werden.

connect professional: Bochum als geografische Mitte des Ruhrgebiets: Welche Synergien ergeben sich Ihrer Meinung nach durch diese Lage und die Nähe zu Städten wie zum Beispiel Dortmund, Düsseldorf und Aachen?

Ebbinghaus: Die zentrale Lage ermöglicht Unternehmen wie uns, Fachkräfte aus dem gesamten Ruhrgebiet und darüber hinaus zu gewinnen. Auch unsere Mitarbeitenden kommen aus dem gesamten Ruhrgebiet, sodass die zentrale Lage von Bochum ein erheblicher Vorteil ist. Die Nähe zu anderen Städten fördert zudem Kooperationen mit anderen Unternehmen, Start-ups und Hochschulen und beschleunigt Innovationen. Bochum profitiert dabei von den breit gefächerten wirtschaftlichen Strukturen der Region.

connect professional: Wie bewerten Sie die Entwicklung von Bochum als IT-Standort in den letzten Jahren und welche Schlüsselereignisse haben Ihrer Meinung nach den größten Einfluss auf diese Entwicklung gehabt?

Ebbinghaus: Bochum hat sich in den letzten Jahren stark als IT-Standort entwickelt. Initiativen wie die Ansiedlung von IT-Unternehmen, die Stärkung der Ruhr-Universität als Technologie-Treiber und Investitionen in digitale Infrastruktur haben das Wachstum beschleunigt. Auch die Unterstützung durch Wirtschaftsförderprogramme und die zunehmende Vernetzung lokaler Unternehmen spielen eine Rolle.

connect professional: Welche Rolle spielen die Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Bochum bei der Förderung von Innovationen und der Ausbildung von IT-Fachkräften?

Ebbinghaus: Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Bochum sind enorm wichtig für den IT-Standort Die Ruhr-Universität Bochum, aber auch die Hochschulen in Dortmund, Essen und Duisburg liefern hervorragend ausgebildete Fachkräfte und bringen neue Forschungsideen in die Praxis. Die enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft trägt maßgeblich zur Innovationskraft bei und bietet großes Potenzial für die gesamte Region.

„Bochum bietet bereits ein starkes IT-Ökosystem, aber es gibt noch Potenzial, um die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus Dortmund, Essen und anderen Städten weiter zu intensivieren.“

connect professional: Inwiefern beeinflussen lokale Förderprogramme, politische Entscheidungen oder städtische Initiativen Ihre Entscheidung, in Bochum zu investieren oder den Standort weiter auszubauen?

Ebbinghaus: Die Entscheidung für Bochum als neuen Standort war für uns strategisch bedeutsam. Die Stadt hat in den letzten Jahren massiv in die digitale Infrastruktur investiert und setzt gezielt auf die Ansiedlung innovativer Unternehmen. Besonders überzeugt hat uns die enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftsförderung, Stadtverwaltung und Technologieunternehmen, die eine schnelle und pragmatische Unterstützung ermöglicht. Zudem profitieren wir von der Nähe zu exzellenten Forschungseinrichtungen und einem gut ausgebildeten Fachkräftepotenzial. Diese Rahmenbedingungen schaffen für uns als wachsendes Technologieunternehmen ideale Voraussetzungen, um unser Geschäft weiter auszubauen.

connect professional: Wie wichtig sind für Ihr Unternehmen die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen IT-Unternehmen in Bochum und der Region? Sehen Sie hier noch Ausbaupotenzial?

Ebbinghaus: Netzwerke sind für die IT-Branche von zentraler Bedeutung. Bochum bietet bereits ein starkes IT-Ökosystem, aber es gibt noch Potenzial, um die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus Dortmund, Essen und anderen Städten weiter zu intensivieren. Für uns als wachsendes Technologieunternehmen ist es wichtig, Teil dieser Dynamik zu sein und gemeinsam mit anderen Unternehmen Innovationen voranzutreiben.

connect professional: Wie bewerten Sie die Lebensqualität in Bochum für Fachkräfte im IT-Bereich? Ist die Stadt attraktiv genug, um Top-Talente anzuziehen und zu halten?

Ebbinghaus: Bochum bietet eine hohe Lebensqualität mit bezahlbarem Wohnraum, guter Infrastruktur und kulturellen Angeboten. Gerade für Fachkräfte, die eine Balance zwischen Stadtleben und Erschwinglichkeit suchen, ist Bochum attraktiv. Dennoch sollte das Image als IT-Metropole weiter gestärkt werden, um noch mehr Talente, gerade auch aus anderen Regionen, anzuziehen.

connect professional: Welche Herausforderungen sehen Sie für Bochum, um sich langfristig als attraktiver IT-Standort zu positionieren?

Ebbinghaus: Eine der größten Herausforderungen, die ich sehe, ist die überregionale Wahrnehmung als IT-Standort. Zudem muss die Stadt kontinuierlich weiter in digitale Infrastruktur, Start-up-Förderung und die Vernetzung mit anderen Technologiestandorten investieren. Auch der Fachkräftemangel bleibt ein Thema für Unternehmen, das durch gezielte Maßnahmen – auch auf Standortebene – adressiert werden sollte.

connect professional: Welche zukünftigen IT-Trends und -Technologien könnten Bochum besonders beeinflussen oder sogar aus der Stadt heraus gefördert werden? Und wie stellen Sie sich auf diese Entwicklungen ein?

Ebbinghaus: KI, Automatisierung und digitale Kommunikation sind zentrale Trends, die Bochum und unsere gesamte Branche prägen werden. Besonders im Bereich IT-Sicherheit – ein weiteres zentrales Thema, das Unternehmen im ITK-Bereich beschäftigt – hat sich die Stadt bereits als wichtiger Standort etabliert. Der Ausbau innovativer Kommunikations- und KI-Technologien kann noch weiter vorangetrieben werden. Wir bei Enreach setzen darauf, innovative Technologien wie Conversational AI auch für kleinere und mittelständische Unternehmen zugänglich zu machen. Künftig hat Bochum hier noch einiges an Potenzial, um sich nicht nur als IT-Sicherheitsstandort, sondern auch als Innovationszentrum für digitale Kommunikations- und KI-Technologien zu positionieren.

https://www.enreach.de/de/aktuelles/blog/enreach-zieht-um
https://www.ruhr-uni-bochum.de/de
3 https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2019/heft/10/beitrag/tech-hub-index-deutsche-staedte-im-vergleich.html


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