In Hinblick auf Individualisierung und Leistungsfähigkeit sind Digital Signage-Projekten kaum Grenzen gesetzt. „Customer Engagement und spektakuläre Installationen führen zu wirklich innovativen Lösungen, die begeistern“, so der Grassfish-CEO im funkschau-Interview. Von solch „spektakulären Installationen“ ist der deutsche Mittelstand aber meist noch weit entfernt. Nur wenige IT-Entscheider haben sich bisher des Themas angenommen. Sei es, weil das Erfordernis nicht gegeben war oder sei es, weil Digital Signage noch gänzlich in anderen Zuständigkeitsbereichen verortet wurde. Dabei setzen gerade weitläufigere Lösungen tiefgreifendes IT-Know-how voraus.
„Die IT-Abteilung muss beispielsweise Zugänge in Form von Netzwerken einrichten, gegebenenfalls auf VPN-Tunnel zurückgreifen und eine entsprechende Software installieren“, erklärt Volker Unland. Komplette Systeme müssten erdacht sowie implementiert werden und schließlich würden Trainings für die Nutzer vorausgesetzt. „All das, was der Betrachter einer Signage-Lösung nicht sieht, liegt in der Hand der IT“, stellt der LG-Sales Manager fest.
Eine der größten Hürden für Digital Signage-Projekten ist jedoch der disziplinübergreifende Ansatz. Im Gegensatz zu vielen Projekten aus dem Bereich der technischen Infrastruktur kommt der erste Impuls in vielen Fällen nicht aus der IT-Abteilung selbst. „Trotz der hohen Bedeutung der Sicherheit durch eine schlüssige Integration in die IT-Infrastruktur gilt nach wie vor: Content ist King“, konstatiert Joachim Fischer, General Manager Sales DACH bei NEC Display Solutions. Grassberger geht weiter ins Detail: „Die Konzeption eines Digital Signage-Projektes liegt in erster Linie bei den Retail-, Kommunikations- und Marketing-Abteilungen. Diese kümmern sich um die Strategie beim Einsatz der digitalen Touchpoints, die dafür benötigten Größen, Platzierungen und interaktive sowie inhaltliche Konzepte.“ Die IT werde zum Partner indem sie sich um die Hardware, zentrale Serversysteme, Kommunikation und Serviceszenarien kümmert. Steht der Kontakt zwischen den Abteilungen und darüber hinaus ein erstes Konzept, kann die Umsetzung aber immer noch an den zu erwartenden laufenden Kosten scheitern. Denn das Wichtigste sind letztendlich die Inhalte. „Schwierigkeiten bereitet oft die Verfügbarkeit des Contents“, sagt Grassberger. Der Aufwand für die Erstellung von Filmen oder interaktiven Anwendungen sei für große und kleine Kunden der gleiche. Das notwendige Budget zur Content-Erstellung sollte für den Mittelstand daher schwieriger unterzubringen sein als für große Unternehmen. Auch Joachim Fischer sieht die wachsende Herausforderung auf Seiten der Inhalte: „Das Thema Digital Signage ist in erster Linie komplexer geworden“, so der General Manager Sales DACH. „Der Content ist Teil eines umfassenden Kommunikationskonzeptes.“ Zudem sei der Anspruch des Publikums gestiegen: „Ein einfaches Video reicht oft nicht mehr, um die Zielgruppe erfolgreich anzusprechen, sie erwartet stattdessen personalisierte Informationen, die zu den eigenen Bedürfnissen passen.“ Das klinge nach vielen Herausforderungen – sei aber vor allem eine tolle Chance, die der Mittelstand ergreifen sollte.
Trotz der Hürden befindet sich Digital Signage in vielen Bereichen auf der Schwelle zur Integration in das allgemeine Geschäfts- und Kommunikationsmodell. Und nicht zuletzt ist die Digitale Transformation in dieser Branche ein wichtiger Treiber. „Ohne Digitalisierung ist Signage nicht möglich“, sagt Produktmanager André Mutz. „So zielen aktuell alle Bereiche auf eine steigende Digitalisierung ab – ob im Industriesektor oder im privaten Bereich.“ Die Weiterentwicklung der Digitalisierung führe wiederum zu einer immer effizienteren Nutzung der hierbei gesammelten Daten. Und schon heute würden auch komplexe Digital Signage-Projekte im Mittelstand umgesetzt, berichtet Mike Finckh. „Ihre Erfolge sind gleichermaßen Leuchtturmprojekte und Herausforderung für diejenigen, die bislang noch zögerlich sind“, so der Concept International-Geschäftsführer. Fischer von NEC prognostiziert: „Sobald erste Installationen den Nutzen zeigen, werden guten Gewissens auch neue Lösungen und dafür benötigte Budgets bereitgestellt.“