Auch im ERP-Bereich gewinnt die Cloud an Bedeutung. Doch die Migration setzt eine individuelle Strategie und eine durchdachte Wahl der passenden Lösung voraus.
Laut einer Starfinanz-Studie setzten 2019 noch 50 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen im Rechnungswesen eine lokale Buchhaltungssoftware ein. Nur jedes zwölfte Unternehmen arbeitete zu diesem Zeipunkt mit einem System aus der Cloud. Ein Viertel verwendete hingegen nach wie vor Word und Excel, um Rechnungen zu schreiben. Das kann jedoch aufwendig, fehleranfällig und mitunter intransparent sein: So schicken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Rechnungen ihrer Lieferanten per E-Mail hin und her, um die Dokumente freizugeben. Dabei ist aber kaum noch zu überschauen, welche Abteilung gerade welches Dokument bearbeitet. Professionelle Compliance setzt jedoch entsprechend transparente Prozesse voraus.
Corona und Remote-Arbeit lassen nun immer mehr deutsche Mittelständler umdenken – auch in Sachen ERP. Die Cloud gewinnt in vielen Unternehmen an Bedeutung. So sieht die Studie „ERP in der Praxis 2020/2021“ des Analystenhauses IT-Matchmaker das Thema inzwischen in den Top 10 der ERP-Trends. Rund 35 Prozent der befragten Unternehmen halten die Cloud demnach mittlerweile für sehr relevant. Zwei Drittel der Mittelständler beziehen zumindest Teile ihrer ERP-Lösung aus der Cloud.
Wer sein ERP-System digitalisiert, macht jedoch einen nicht unerheblichen, teils kritischen Schritt: Denn ERP ist nicht nur essenziell für das Rechnungswesen und Controlling, sondern auch für viele andere Unternehmensbereiche. Es erfasst in der Produktion die Betriebsdaten, macht für Einkauf, Lagerverwaltung und Vertrieb die Warenwirtschaft und Logistik transparent oder unterstützt das Personalwesen bei Abrechnungen und der Karriereplanung der Belegschaft. Im ERP-Bereich geht es oft um sensible Unternehmens- und Kundendaten. Niemand möchte sich hier in die Karten schauen lassen, keiner Verstöße gegen Datenschutz- und Compliance-Richtlinien riskieren. Mit zunehmender Online-Präsenz vergrößern sich zudem die Angriffsflächen für Hacker.
ERP-Systeme aus der Cloud verfügen jedoch in der Regel über entsprechende Sicherheitsmechanismen. Wie zum Beispiel ein Rechtemanagement: Über dieses können Unternehmen die Zugriffs-, Lösch- oder Exportrechte gegebenenfalls auf bestimmte Personen eingrenzen. Das kann das Risiko verringern, Opfer eines Datenklaus zu werden. Zudem arbeitet bei Online-Providern meist ein Fachteam an Security-Maßnahmen. Sie können somit im Idealfall ein Sicherheitslevel bieten, das Mittelständler hingegen meist nicht erreichen können.
Entscheidend ist: Unternehmen müssen den Wechsel in die Cloud strategisch planen. Und sie werden sich von manch Gewohntem verabschieden müssen. Ein Lift-and-Shift-Ansatz, bei dem man die alten Prozesse einfach in die Cloud-Umgebung hievt, ist meist nicht der richtige Weg, weil sich Unternehmen dann auch in der virtuellen Umgebung ausbremsen.
Rainer Zinow ist global verantwortlich für das Produktmanagement der SAP-Mittelstandslösungen
Checkliste: Worauf ist bei der Wahl eines Cloud-ERP zu achten? |
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Wer auf eine ERP-Lösung aus der Cloud umsteigen möchte, sollte sich zur Orientierung einige Fragen stellen. Entsprechend der Antworten beziehungsweise der Relevanz der einzelnen Punkte für das eigene Unternehmen kann dann eine passende Lösung gesucht werden.
Unternehmensspezifische Fragen:
Buchhaltungsspezifische Fragen:
Sicherheitsspezifische Fragen:
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