Agil arbeiten in KMU

Sukzessiv anstatt mit großem Big Bang

2. März 2020, 14:46 Uhr | Autorin: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

"Gerade Inhaber haben oft einen blinden Fleck"

Paula Brandt, Expertin für moderne Unternehmensführung
Paula Brandt, Expertin für moderne Unternehmensführung
© Markus Schwarze Porträtfotographie

funkschau: Ist die Methode auf Unternehmen jeglicher Couleur, Branche und Größe anwendbar?
Brandt: Die Methode ist branchenunabhängig, aber insbesondere für inhabergeführte Firmen geeignet – und auch speziell für diese entwickelt. Große Konzerne stehen nicht im Fokus, wobei ja auch große inhaber- und familiengeführte Unternehmen durchaus ein paar tausend Mitarbeiter haben können.

funkschau: Firmen, die stark wachsen, stoßen schnell an ihre Grenzen. Wie können solche Unternehmen dafür Sorge tragen, dass Strukturen und Prozesse mitgezogen werden und trotzdem das Wachstumstempo beibehalten wird?
Brandt: Das Thema ist Chefsache. Wichtig ist vor allem, die bisherige Firmenkultur mit ihrem „Drive“ nicht aufzugeben – schließlich hat dieser ja zum erfolgreichen Wachstum geführt. Meistens ist das ohne einen erfahrenen externen Begleiter mit Blick von außen nicht zu schaffen. In jedem Fall müssen die Maßnahmen sehr konsequent angegangen und umgesetzt werden. Die Mitarbeiter sollten dabei „Mittäter“ sein. Die Einführung von Veränderungen klappt in der Regel (nur dann) gut, wenn die Belegschaft sie mitgestalten kann.

funkschau: Umgekehrtes Beispiel: Stillstand bei einer Firma. Wie lassen sich neue Geschäftsfelder mit modernen Methoden entwickeln und erfolgreich in den Markt einführen?
Brandt: Zunächst müssen die Gründe für den Stillstand analysiert werden – und zwar schonungslos. Auch das geht meist nicht ohne einen erfahrenen externen Begleiter. Gerade Inhaber haben oft einen „blinden Fleck“. Sie neigen unbewusst oder bewusst dazu, Änderungen zu blockieren. Sie müssen aber offen sein für radikale Kurswechsel wie beispielsweise einen Wechsel im Geschäftsmodell, wenn der Markt durch Wettbewerber und neue technologische Entwicklungen aufgebrochen wird. Eine initiale Diagnosephase schafft den richtigen Überblick. Sie muss neben einer schonungslosen Analyse des Markt-umfelds und der Stärken und Schwächen des Unternehmens auch Gespräche mit ausgewählten Mitarbeitern und Führungskräften beinhalten. Nur so erhält man ein gutes, umfassendes Bild von der Gesamtsituation und kann einen passenden Maßnahmenplan entwickeln.

Hierbei müssen Führungskräfte und Mitarbeiter unbedingt eingebunden werden. Sprich: der Firmenchef gibt nur die grobe Richtung vor, das Team entscheidet die Details. Nur so stehen die Mitarbeiter dahinter und die neue Ausrichtung wird funktionieren.

funkschau: „Die künftige Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands hängt in erheblichem Umfang davon ab, dass ihm die Digitalisierung gelingt und moderne, zukunftsfähige Geschäftsmodelle entstehen“, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Sehen Sie das auch so?
Brandt: Absolut. Heute kommen viele neue Wettbewerber auf den Markt, weil die Markteintrittsbarrieren in einer nie gekannten Weise gesunken sind. Wo früher ein Konkurrent die gesamte Wertschöpfungskette aufbauen musste, reicht es heutzutage, sich ein Segment aus der Wertschöpfungskette herauszunehmen und dieses besser als die bestehenden Unternehmen aufzusetzen. Damit kannibalisieren sie das angestammte Geschäft der bisherigen Firmen und haben das Potenzial, in kurzer Zeit zum neuen Marktführer zu werden. Aus diesem Grund fahren die erfolgreichsten Firmen eine ganz andere Strategie. Sie sehen dieser Entwicklung offen ins Auge und entwickeln Konzepte, wie sie sich selbst angreifen. Nach dem Motto: „Was ist das Schlimmste, das uns auf dem Markt passieren kann?“ Und genau das setzen sie dann proaktiv selbst um, bevor ein anderer es tut.

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