Doch Abwarten und Tee trinken ist für Hersteller keine Option. Dafür sind die Verheißungen von 5G und IoT zu groß. Nur wer frühzeitig Geräte und Services anbieten kann, wird sich auf dem Markt gegen die Konkurrenz durchsetzen können. Um trotz der Unsicherheiten fehlender Standardisierung die Produktentwicklung vorantreiben zu können, bietet sich als Brückentechnologie die Narrowband-IoT-Technologie (NB-IoT) an. Sie nutzt die aktuellen 4G-Netze für den Betrieb smarter Geräte. Auch wenn das NB-IoT noch nicht alle Anwendungsfelder für das IoT unterstützt, bekommen Hersteller so zumindest die Möglichkeit, Szenarien zu testen und mögliche Probleme vorausschauend zu adressieren.
Dazu gehört zum Beispiel die Nutzung von Daten, die smarte Geräte erzeugen. Sie sind eine potenzielle Goldgrube, eröffnen sie doch neue Möglichkeiten für Marketing und Produktentwicklung. Um diese Daten auszuwerten und in neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle zu übersetzen, sind Analytics-Kapazitäten gefordert. Je früher Unternehmen diese aufbauen, desto besser.
Aber auch auf die Hürden, die im Einsatz zu nehmen sind, sollten sich Unternehmen vorbereiten. Manche Geräte müssen etwa lange Phasen ohne aktive Wartung überdauern und dennoch zuverlässig funktionieren. Smarte Stromzähler sind ein Beispiel dafür. Im Feldversuch zeigte sich auch gleich, dass hier noch nachgearbeitet werden muss: Die Messungenauigkeiten sind noch viel zu hoch, um auf breite Akzeptanz zu stoßen.
Auch das Thema Sicherheit darf nicht vernachlässigt werden: Viele IoT-Geräte sind relativ schlecht gesichert und die genutzte Software wird nur unzureichend aktualisiert. Damit steht dem Missbrauch Tür und Tor offen – ob für das Abschöpfen von sensiblen Daten oder auch für Angriffe. Ein Beispiel für die Tragweite mangelnder Sicherheit war die DDoS-Attacke, die im Oktober 2016 für einen großräumigen Ausfall des Internets in den USA sorgte. Dahinter steckte ein Botnet gehackter IoT-Geräte. Aber auch für industrielle Anwender, die mit vernetzten Geräten kritische Unternehmensprozesse betreiben, ist der Schutz vor unerlaubtem Zugriff essenziell. Hier sind vor allem die Hersteller von Smart Devices künftig noch stärker gefordert, Sicherheit von Anfang an mitzudenken.
Steigende Komplexität stellt Herausforderungen an Performance
Neben Sicherheit ist auch die Zuverlässigkeit von IoT-Geräten und Systemen erfolgskritisch für Nutzer und Anbieter. Gerade für Unternehmensanwender können Ausfälle wichtiger Anwendungen mit sehr hohe Schäden einhergehen. Laut einer Studie von Forrester kostet US-amerikanische Unternehmen eine Stunde Blackout eines kritischen IT-Services im Schnitt 29.000 Dollar. Bei zehn Ausfällen pro Jahr kommt da eine beträchtliche Schadenssumme zusammen. Doch nicht nur Komplettausfälle bereiten Probleme. Auch Episoden, in denen die Servicequalität stark eingeschränkt ist und Dienste nur teilweise zur Verfügung stehen, bedeuten Verluste an Produktivität, Umsatz und Reputation. Auch solche sogenannten Brown-outs gilt es zu vermeiden.
Das wird im IoT aber noch schwieriger. Denn die steigende Vernetzung bedeutet, dass Anwendungen und Teilsysteme stärker voneinander abhängig sind und Fehlfunktionen weitere Kreise ziehen. Dadurch werden Ausfälle und Störungen nicht nur potenziell teurer, sie lassen sich auch schwieriger lokalisieren. Umso wichtiger wird es sicherzustellen, dass Fehler gar nicht erst auftreten. Dazu ist es notwendig, stets den Überblick über den Gesundheitszustand aller miteinander vernetzten Komponenten zu behalten. So können Unternehmen schnell reagieren, wenn etwas nicht so funktioniert wie beabsichtigt. Außerdem sammeln moderne Monitoring-Lösungen Daten zum Netzwerktraffic und lernen mit der Zeit, wie sich Anwendungen und Geräte verhalten. Stellen sie abweichende Muster fest, schlagen sie umgehend Alarm, um potenzielle Störungen zu beheben, bevor sie sich auf die Systemperformance auswirken.
Damit das IoT sein Potenzial entfalten und Nutzen für Unternehmen wie auch Anwender stiften kann, sind eine durchgehende Leistungsfähigkeit und Sicherheit der Systeme unabdingbar. Dafür braucht es eine neue Generation der IT-Infrastrukturen, die den Anforderungen von deutlich mehr Geräten und Traffic gewachsen sind. Ein übergreifender Blick über die eigenen Netze und Anwendungen hilft dabei, deren Leistungsfähigkeit und Sicherheit allzeit sicherzustellen.
Martin Klapdor ist Senior Solution Architect bei Netscout