Das Internet der Dinge stößt auf zunehmende Resonanz bei Herstellern und Nutzern. Noch sind allerdings einige Wachstumsschmerzen zu überstehen. Welche Hürden genommen werden müssen, um die Potenziale des IoT voll auszuschöpfen, erklärt Martin Klapdor von Netscout.
Wenn Anfang September die IFA ihre Tore öffnet, wird das Internet der Dinge (IoT) eines der heißen Themen sein. Smart Home sowie E-Health und Fitness zählen zu den großen Trends der Elektronik-Messe. Aussteller werden ihre Neuheiten vorstellen, von vernetzten Kühlschränken über mobil steuerbare Sicherheitskameras bis hin zu Wearables. Immer mehr solcher Geräte werden den Weg in unsere Straßen, Häuser und an die Körper von Nutzern finden. Laut dem Marktforschungsunternehmen Gartner ist die Zahl der vernetzten Geräte von 2016 bis 2017 um 31 Prozent auf nunmehr 8,4 Milliarden gewachsen. Bis 2020 werden es gut 20 Milliarden Geräte sein. Neben dem Consumer-Markt werden vor allem die Bereiche Smart City, vernetzte Industrie und vernetzte Logistik zum Wachstum des IoT beitragen.
Steiles Wachstum im IoT prognostiziert
Neue Anwendungen, die durch das Internet der Dinge möglich werden, haben ein enormes wirtschaftliches Potenzial: Laut einer McKinsey-Studie ermöglichen sie in den kommenden neun Jahren über alle Branchen hinweg eine zusätzliche Wertschöpfung von vier bis elf Billionen US-Dollar pro Jahr. Doch je stärker sie in den Alltag von Menschen und in die Prozesse in Unternehmen integriert sind, desto wichtiger wird es, dass Verfügbarkeit und Servicequalität stets gewährleistet werden.
Das stellt hohe Anforderungen an die Netze, über die die Services ausgeliefert werden. Die derzeit genutzten physikalischen Netzwerke sind auf traditionelle mobile Geräte zugeschnitten. Sie bieten weder die Bandbreiten für die große Zahl an smarten Geräten – pro Funkzelle werden es bis zu 50.000 sein – noch die niedrigen Latenzzeiten für Echtzeit-Anwendungen wie Connected Cars. Auch auf die zunehmend hybriden Umgebungen, in denen Public, Private und Hybrid Cloud die Kapazitäten im eigenen Rechenzentrum ergänzen, sind heutige Netze nur bedingt zugeschnitten.
Mehr Endgeräte und Traffic erfordern Netzwerk-Update
Doch wie schaffen es Unternehmen, die Netzwerke für die Services von morgen fit zu machen? Virtualisierung heißt das Zauberwort: Sie entkoppelt Netzwerkfunktionen von physischer Hardware und ermöglicht so eine deutlich dynamischere Bereitstellung von Ressourcen. Ein Beispiel ist das Network Slicing: Dabei wird das Netzwerk in virtuelle Scheiben aufgeteilt, die jeweils für unterschiedliche Anforderungen optimiert sind. So kann sichergestellt werden, dass jeder Service und jedes Gerät auf dem richtigen Netzwerkabschnitt läuft und die bestmögliche Qualität erhält.
Virtualisierung ist auch die Voraussetzung für 5G. Der neue Mobilfunkstandard verspricht neben hohen Bandbreiten und extrem niedrigen Latenzen auch Unterstützung für bis zu 100 Milliarden Endgeräte – für die Entwicklung des IoTs sind dies notwendige Bedingungen. Das Problem: Noch ist 5G Zukunftsmusik, der Start für 2020 geplant. Auch wenn bereits die ersten Produkte in den Startlöchern stehen, handelt es sich dabei bestenfalls um Testballons. Denn ein einheitlicher Standard für 5G ist noch nicht verabschiedet. Geräte und Services, die jetzt entwickelt werden, stehen in wenigen Jahren möglicherweise vor Kompatibilitätsproblemen.