Auf jeden Fall ausgeschlossen ist damit jedoch der anschließende Weiterverkauf dieser Lizenzen gemäß den Urteilen von EuGH und BGH zur Erschöpfung bei Softwareprodukten, wie er bisher möglich war. Eine Option, von der auch Microsoft profitierte, da sie den interessierten Unternehmen zusätzliches Budget für den Umstieg in die Cloud verschaffte. In der Vergangenheit berichteten Händler und Kunden gegenüber CRN immer wieder, dass entsprechenden Kunden diese Option sowohl von großen Licensing Solutions Partnern (LSP) als auch von Vertriebsmitarbeitern in Diensten Microsofts ans Herz gelegt bekamen. Manch ein Partner hat dabei nicht nur gleich die entsprechenden Kontakte zum Gebrauchtsoftwarehandel mitgeliefert, sondern auch gut daran mitverdient. Dass die Unternehmen aufgrund der Corona-Krise nun ohne allzu große Anreize vermehrt in die Cloud streben, liefert eine mögliche Erklärung dafür, warum dieser Schritt ausgerechnet jetzt erfolgte.
Jedenfalls soll all das mit den neuen Vorgaben nun ein Ende haben. Kein Wunder also, dass es zwei konträre Sichtweisen auf die Änderungen gibt. Auf der einen Seite steht Microsoft und auf der anderen zahlreiche Partner und Kunden sowie auch der Gebrauchtsoftwarehandel, bei denen die Änderung Verunsicherung und teils auch erheblichen Unmut hervorruft. Da die neuen Bedingungen nicht nur für Neuabschlüsse, sondern wohl auch für Verlängerungen gelten, sollten sich betroffene Unternehmen in jedem Fall rechtzeitig damit auseinandersetzen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Denn auch Kunden, die bereits in der Vergangenheit gewechselt und ihre Perpetual-Lizenzen intern verschoben oder extern weiterverkauft haben, müssten sich dann nach bisherigem Verständnis fragen, ob sie entweder neue Lizenzen zum Vorhalten nachkaufen, oder aber künftig den vollen Preis ohne den From-SA-Rabatt bezahlen. Zumindest könnte ihnen sonst eine Preiserhöhung drohen.
Microsoft trägt selbst überraschend wenig zur Klärung solcher dringlichen Fragen bei. In einem offiziellen Statement erklärt der Konzern zum Ausgangspunkt der Änderungen: »Die Volumenlizenzkunden von Microsoft fordern seit langem Auswahlmöglichkeiten, die ihnen den Übergang zu Cloud-Abonnements erleichtern und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit geben, von ihren Investitionen in vorhandene installierte Lizenzen zu profitieren.« Diesem Wunsch trage man mit der Änderung nun Rechnung, so Microsoft weiter.