Microsoft ändert »From SA«

Beschränkung durch die Hintertür

26. Juni 2020, 13:21 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Krude Schein-Argumente

»Auf den Automarkt übertragen würde das bedeuten, einem Bestandskunden unter der Bedingung Rabatte beim Leasing anzubieten, dass er sein betriebsbereites altes Auto für die gesamte Vertragslaufzeit behält und ungenutzt in der Garage stehen lässt.«Ronny Drexel, Leiter Marketing & Kommunikation, MRM Distribution
© MRM Distribution

Doch warum sollten sich Unternehmen freiwillig wünschen, die Verfügungsgewalt über ihre bezahlten Software-Assets zu verlieren? Diese Frage beantwortet der Konzern mit den vermeintlichen Auswahlmöglichkeiten, derer es nun zwei gebe: »Kunden können ihre unbefristeten Lizenzen weiterverkaufen und ein Cloud-Abonnement zum regulären Preis erwerben, oder wenn sie diese unbefristeten Lizenzen behalten möchten, können sie ein Cloud-Abonnement zu einem reduzierten Preis mit der Möglichkeit erwerben, nach Ablauf ihres Abonnements zu ihren unbefristeten Lizenzen zurückzukehren. Letztere Option funktioniert wie eine Upgrade-Version der Software unter der Bedingung, dass die Lizenz für die ursprüngliche Version beibehalten wird, was in der Software-Industrie seit Jahren gängige Praxis ist.«

Diese Begründung beinhaltet allerdings einige logische und möglicherweise auch juristische Stolpersteine. Das beginnt bereits damit, dass die angeführten Auswahlmöglichkeiten unter Berücksichtigung der bisherigen Praxis mitnichten neu sind. Denn zum einen macht Microsoft hier nichts anderes, als einfach nur die bisherige Praxis in zwei Teile zu zerlegen, die für die From-SA-Kunden beide schlechter sind als die bisherige Variante, weil sie ihnen im Vergleich dazu keine neuen Vor-, sondern nur Nachteile bringen. Entweder die Kunden behalten ihren – nicht erhöhten – Rabatt, müssen dafür aber zusätzlich ihre Perpetual-Lizenzen vorhalten. Oder aber sie behalten die Verfügungsgewalt über ihre Lizenzen, bezahlen dafür jedoch den vollen Abo-Preis, wie er auch für Kunden ohne SA fällig wird. Zum anderen gab es beide Optionen auch schon zuvor, nur wurden sie aus gutem Grund nicht explizit genannt, weil klar war, dass kaum ein Kunde freiwillig auf den Rabatt verzichten oder seine Lizenzen binden würde.

Auch das Argument, mit den gehaltenen On-Premise-Lizenzen jederzeit problemlos wieder aus der Cloud aussteigen zu können, ist bei genauer Betrachtung kaum nachvollziehbar. Erstens werden nur wenige Kunden überhaupt eine solche Rolle rückwärts anstreben. Zweitens stellt LicenseQ klar, dass es in diesem Fall keine Möglichkeit der Rückkehr zur SA für die betreffenden Lizenzen mehr gibt. Der Kunde müsste sich dafür neue Lizenzen kaufen. Will der Kunde also tatsächlich zurück zum Status quo, wird es für ihn in jedem Fall teuer. Braucht er hingegen keine SA mehr, könnte er sich die benötigten Lizenzen auch gebraucht nachkaufen und müsste sie nicht als totes Kapital vorhalten. Zudem ist nicht klar, ob man nach dem Abschied aus der Cloud die ursprüngliche Version inne hat, oder wie bei einer SA die aktuellste.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Beschränkung durch die Hintertür
  2. Juristischer Winkelzug
  3. Krude Schein-Argumente
  4. Gefühlte Enteignung
  5. Gebrauchtsoftwaremarkt befürchtet Austrocknung
  6. Genaue Prüfung empfohlen

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu MRM Distribution

Weitere Artikel zu Microsoft GmbH

Weitere Artikel zu Branchenlösungen

Matchmaker+