Schöne neue Windows-Welt

Holpriger Start für Windows 11

5. Juli 2021, 15:38 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 6

Fazit: Windows für die Generation Smartphone

Windows 11 kommt
Microsoft schafft es bisher nicht sonderlich überzeugend den Kunden zu zu erklären, warum eine neue Version sein muss: „Windows 11 bietet die gesamte Leistung und Sicherheit von Windows 10 mit einem neu gestalteten und aktualisierten Erscheinungsbild. Es umfasst auch neue Tools, Sounds und Apps. Jedes Detail wurde berücksichtigt. All dies kommt zusammen, um Ihnen ein erfrischendes Erlebnis auf Ihrem PC zu bieten.“
© Microsoft

Während für die Nutzer also in einigen Punkten noch nicht ganz klar ist, wohin sie Windows 11 bringen will, sind die erhofften Vorteile mancher Neuerungen für Microsoft selbst schon etwas deutlicher abzusehen. Das wohl wichtigste Ziel ist der verstärkte Push in die Cloud. Sei es in der Nutzung durch die Verknüpfung mit einem Microsoft-Konto und MS 365, oder durch den noch deutlich wichtiger werdenden Einsatz von Cloud-Tools wie Azure Active Directory, Cloud Configuration oder Endpoint Analytics in der Verwaltung. Tatsächlich wird Windows 11 gemäß dem Plattform-Anspruch offener und flexibler. Das zeigt sich insbesondere am Store, der damit endlich zu einer relevanten Option heranwachsen soll. Gleichzeitig ist die Öffnung mit Blick auf die Kartellwächter wohl auch nötig, weil damit einhergehend einige eigene Dienste aktiv befördert werden. So soll etwa Teams durch die enge Integration den etablierten Messengern und Videochat-Tools Konkurrenz machen und dabei das private Umfeld erobern. MSN und Edge werden durch die enge Verbindung mit Windows-Bestandteilen wie den Widgets unterstützt. Der neue Update- und Support-Zyklus erhöht den Druck auf Unternehmen, von Pro- auf Enterprise-Versionen umzusteigen. Einige der Neuerungen scheinen somit von der taktischen Weisheit geprägt, einen nicht besiegbaren Feind zu umarmen. Mit der Integration von Android und Teams-Kontakten aus iOS-Umgebungen greift Microsoft den Mitbewerb mit der geballten Windows-Macht teils auf deren eigenen abgeschotteten Plattformen an und setzt Apple und Google damit unter Druck.

Hatte es Windows 10 nicht aufs Smartphone geschafft, geht Microsoft mit Windows 11 jetzt also in vielerlei Hinsicht den umgekehrten Weg und holt die Smartphone-Welt auf den PC. Besonders deutlich zeigt sich das an der Oberfläche, die sich mit Veränderungen wie den App-Icons und der Touch-inspirierten Nutzerführung in Richtung der mobilen Welt verändert. Damit wird es ein moderneres Windows für die Generation Smartphone. Ob es dabei aber auch gleichzeitig wie versprochen für Office Worker und jahrzehntelang konditionierte Windows Nutzer unverkennbar ihr Windows-Zuhause bleiben kann, muss sich erst beweisen. Denn auch optisch ist gerade auf dem Desktop nicht alles was da an neuem Design glänzt auch wirklich Gold. Gute Beispiele dafür sind etwa die fehlende Bildvorschau für Ordner im Explorer sowie das neue zentrale Startmenü mit seinen Smartphone-ähnlichen Icons. Auf den ersten Blick ist damit zwar alles aufgeräumter, dafür muss man vieles auch erst mit einem zweiten Blick oder Klick suchen. Zu welchen Blüten das am PC führen kann, zeigen seit einigen Jahren die Systemeinstellungen. Weil die aufgeräumten neuen Optionen gerade für viele professionelle Nutzer nicht ausreichen, besteht im Hintergrund parallel die alte Welt weiter.

Für den Channel haben viele dieser Irren und Wirren sowie der Ärgernisse für die Nutzer immerhin einen positiven Effekt. Er kann neue Hardware verkaufen und auch wenn die Installation selbst einfach sein soll, wird es viel Beratungs- und Service-Bedarf rund um die Integration und Anpassung von Windows 11 und seiner neuen Cloud- und Sicherheits-Features in den Unternehmen geben. Möglicherweise ist aber zunächst auch einige Überzeugungsarbeit notwendig, damit die Kunden es überhaupt annehmen. Gerade, weil der öffentliche Startschuss in einigen Punkten suboptimal gelaufen ist.

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  1. Holpriger Start für Windows 11
  2. Systemvoraussetzungen: Windows 11 legt die Latte hoch
  3. Vertrauensplattform: Verwirrung um TPM
  4. DirectX 12: Neue Grafikkarte fällig
  5. Updates: Das Chaos geht weiter
  6. Android-Support mit Einschränkungen
  7. Fazit: Windows für die Generation Smartphone

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