Nachhaltige „Future of Work“

Aufbruch in den grünen Bereich

3. März 2022, 7:00 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Verteiltes Arbeiten

Für viele äußert sich die digitale Transformation vorrangig in Form der Digitalisierung ihres Arbeitsumfelds. Die Pandemie brachte vielen Beschäftigten einen mehr oder weniger freiwilligen und mitunter sehr langen Aufenthalt im Home-Office – sofern sie nicht das sind, was sich heute im Amerikanischen (und damit morgen im Deutschen) „Frontline Workers“ nennt: tätig in Produktion und Logistik oder in Jobs mit direktem Kundenkontakt, sei es in der Gastronomie, im Gesundheitswesen oder bei Dienstleistern. Zu Lockdown-Beginn war die Hoffnung groß, das „neue Normal“ verteilter Arbeit werde die Klimabilanz verbessern.

So verkündete etwa Greenpeace im Sommer 2020 Hochrechnungen, wonach der CO2-Ausstoß im Verkehr um 5,4 Millionen Tonnen jährlich sinken könne, wenn 40 Prozent der Beschäftigten dauerhaft zweimal pro Woche von zu Hause aus arbeiten („Hybrid Work“ genannt). „Bundesregierung und Unternehmen sollten die Arbeit im Home-Office jetzt konsequent fördern, denn Telearbeit schützt das Klima, entlastet den Verkehr und schenkt Arbeitnehmenden Zeit und Flexibilität“, forderte Greenpeace-Sprecher Benjamin Stephan. „Die Bundesregierung sollte jetzt damit beginnen, die Pendlerpauschale schrittweise zu streichen, und die freiwerdenden Gelder in einen attraktiven öffentlichen Verkehr investieren. So profitieren auch schlechter bezahlte Arbeitnehmende, deren Tätigkeiten sich seltener ins Home-Office verlagern lassen.“

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Ein Bericht des Borderstep Instituts, das auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit spezialisiert ist, ergab im Herbst 2021 aber ein nüchterneres Bild (LANline berichtete). Erstens sinkt das Verkehrsaufkommen durch mehr Home-Office nicht unbedingt dramatisch: „Es entspricht [...] nicht der Realität, dass eine Fahrt immer nur einem Zweck dient“, heißt es im Report. „Mit der Fahrt zur Arbeit wird es verbunden, die Kinder in die Schule zu bringen, einzukaufen oder bei den pflegebedürftigen Eltern vorbeizuschauen.“

Zweitens, so Studienleiter Dr. Jens Clausen zu LANline: „Bei zwei Borderstep-Befragungen haben einmal 20 Prozent, das andere Mal 24 Prozent gesagt: Wir haben eine größere Wohnung gemietet oder werden eine größere mieten, denn wir brauchen Platz fürs Home-Office. Andere haben ein bislang nicht genutztes Zimmer – etwa ein Dach- oder Gästezimmer – als Home-Office in Betrieb genommen und beheizen es nun regelmäßig.“ Beides steigert den Energieverbrauch, und das heißt Stand heute: mehr Ausstoß von CO2.

Auch ein dritter Trend trübt laut dem Forscher die Ökobilanz von Remote Work: „Einige, die im Home-Office arbeiten können, ziehen in die Nähe von Freunden oder Verwandten, in eine andere Stadt oder wollen einfach weiter draußen wohnen, da sie weniger pendeln müssen. Wenn man aber einmal pro Woche 100 Kilometer ins Büro pendelt statt fünfmal die Woche 20 Kilometer, dann hat man nach Adam Riese wenig gewonnen.“ Zwar profitierten viele vom Home-Office, etwa Eltern mit kleinen Kindern, zudem alle, die die gesparte Mobilitätszeit nun besser nutzen können. „Allerdings macht Home-Office die Welt eigentlich nicht grüner‘“, so Clausen, „größere Wohnungen fressen die Einsparungen bei der Mobilität wieder auf.“

Deutlich mehr CO2-Ersparnis brachte der Rückgang des Dienst- und insbesondere Flugreise-Aufkommens während der Pandemie: „Die positiven Klimaeffekte von Videokonferenzen anstelle von Dienstreisen können 20-mal so groß sein die die Effekte durch das Home-Office“, rechnet Clausen vor. Er rät den Unternehmen deshalb, in Videokonferenz-Software zu investieren, zudem in Whiteboards, digitale Pausenräume und Schulungen, damit die Online-Collaboration auch funktioniert. In ihrem Report empfehlen Jens Clausen und Co-Autorin Stefanie Schramm vor allem drei Maßnahmen:

  • ein restriktiveres Reise-Management, das Videokonferenzen fördert, aber zugleich Reisen nicht behindert, wenn es zur Pflege persönlicher Beziehungen notwendig scheint,
  • eine unternehmensweite Home-Office-Regelung, die einen klaren Rahmen schafft, aber Raum für Einzelfalllösungen lässt, und
  • Desksharing für eine Belegschaft, die künftig wohl öfter zu Hause und somit seltener im Büro arbeitet.

  1. Aufbruch in den grünen Bereich
  2. Verteiltes Arbeiten
  3. Graswurzelbewegung
  4. Cisco mit hehren Zielen

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