Mit der Non-Profit-Organisation Planetgroups verfolgt Tim Riedel das Ziel, Nachhaltigkeitsinitiativen in Betrieben zu fördern, sodass Beschäftigte – sozusagen als „Graswurzelbewegung“ – die Unternehmenskultur reformieren können. „Man kann Menschen zu Klimaaktivisten machen, ohne überhaupt über den Klimawandel zu reden oder das Reizwort ‚Verzicht‘ auszusprechen“, sagt er, „denn ein Bewusstseinswandel ist oft ökonomisch oder Lifestyle-incentiviert.“ In der Tat: Fahrgemeinschaften sparen Geld, ein schickes E-Bike als Pendelgefährt ist längst Kult.
Auch die Führungsriege hat laut Riedel viele Möglichkeiten, den Kulturwandel in Richtung Umwelt- und Klimaschutz zu forcieren: „Sie können ihrer Belegschaft Angebote zum Ridesharing machen oder das Pendeln per Fahrrad unterstützen oder auch E-Firmenfahrzeuge zur Verfügung stellen und Ladestationen einrichten. Zudem könnten sie den Angestellten Kredite geben, um Solartechnik aufs Dach zu montieren, die Heizung auf eine Wärmepumpe umstellen etc.“
Auf die von Borderstep-Forscher Clausen skizzierte Home-Office-bedingte Stadtflucht hat Riedel einen anderen Blick: „Nicht Remote-Arbeit führt zu Zersiedelung, sondern Siedlungspolitik und Raumplanung führen zu Zersiedelung.“ Ähnliches gelte für den Verkehr: „Wenn es keine Nah- und Fernverkehrsangebote gibt, dann fahren die Leute eben mit dem Auto.“
Auch hier sieht er Möglichkeiten für Unternehmensengagement, etwa durch Kooperation mit der lokalen Kommune oder einen Shuttle-Service vom S-Bahnhof zur Firma. Nützlich sei auch die Einführung einer App, mit der Beschäftigte die CO2-Bilanz beruflicher Mobilität tracken können: „Dann können sie sich Ziele setzen, sich vergleichen oder Feedback erhalten“, so Riedel. „Das schafft Anreize, sich vernünftiger zu verhalten.“ Wichtig ist ihm vor allem der Austausch über Fortschritte: Mit „PlaNet“ hat Planetgroups eine Plattform geschaffen, auf der Organisationen über ihre Nachhaltigkeitsprojekte informieren können, um andere zu inspirieren.
Derlei Projekte können schon bei der Hard- und Softwarewahl ansetzen, zum Beispiel – insbesondere in Zeiten global knirschender Lieferketten – durch Einsatz wiederaufbereiteter Hardware. So meldete HPE kürzlich, das hauseigene Technology Renewal Center habe im Geschäftsjahr 2021 über drei Millionen gebrauchte IT-Systeme verarbeitet und davon 85 Prozent renoviert und wieder verkauft. Dies habe 700.000 MWh gespart und den CO2-Ausstoß um 194 Tonnen gesenkt.
Igel-CTO Matthias Haas wiederum rät zu Thin Clients mit dem hauseigenen Igel OS, denn diese Geräte blieben sechs Jahre und mehr im Betrieb: „Das verschiebt nicht nur die Hardware-Investitionen, sondern vermeidet auch Elektronikmüll.“ Zudem lasse sich mit dem Thin-Client-OS die Einsatzdauer von Bestands-PCs verlängern. Ein Wermutstropfen: Wie effizient, langlebig und recyclebar die Hardware auch sein mag, zugleich müsste die Software-Industrie deutlich mehr Augenmerk auf energieeffizente Software legen.