Am kommenden Montag startet nach der UMTS-Auktion im Jahr 200 die zweite große Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen in Deutschland. Die Bundesnetzagentur bietet Frequenzen in den Bereichen 800 MHz bis 2,6 GHz an. Für die vier Teilnehmer der Auktion geht es um nichts Geringeres als ihre Zukunft.
Eines steht bereits jetzt fest: Der leidgeprüfte Finanzminister Schäuble darf sich wenig Hoffnung machen, dass die Versteigerung der Mobilfunklizenzen in der kommenden Woche einen warmen Regen für die leere Staatskasse bringt.
Als er 2000 die UMTS-Lizenzen unter den Hammer kamen, erlöste der Bund damit satte 50,8 Milliarden Euro. Die am Montag beginnende Versteigerung weiterer Mobilfunklizenzen dürfte dagegen nur 5 bis 8 Milliarden Euro einbringen.
Die Bundesnetzagentur bietet Frequenzen in den Bereichen 800 MHz, 1,8 GHz, 2 GHz und 2,6 GHz für den drahtlosen Netzzugang an. Zur Versteigerung wurden vier Unternehmen zugelassen:
Die Erste MVV Mobilfunk Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH (E-Plus),
T-Mobile Deutschland sowie
die Vodafone D2 GmbH.
Es handelt sich also gewissermaßen um die »üblichen Verdächtigen«, die auch bereits bei der UMTS-Auktion vor zehn Jahren aktiv waren. »Nur mit den angebotenen Frequenzen unter 1 GHz können viele noch unversorgte Regionen schnell und effizient einen Breitband-Zugang erhalten. Die Bedeutung der Auktion für den Standort Deutschland ist daher kaum zu überschätzen«, erläutert Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, Präsident des deutschen High-Tech-Verbandes Bitkom.
Die vier zum Auktionsverfahren zugelassenen Netzbetreiber sagten bereits im Vorfeld zu, die unversorgten Regionen vorrangig auszubauen. Derzeit gibt es in Deutschland etwa 700 Gemeinden, die nur via Satellit mit Breitband-Internetservices versorgt werden können. Mithilfe der neuen Frequenzbänder sollen diese »weißen Flecken« von der Landkarte verschwinden.
Für die Versorgung dieser Regionen kommen vor allem die Frequenzen im Bereich 790 bis 862 MHz in Betracht. Diese »Digitale Dividende« ist laut Bitkom derzeit die einzige wirtschaftlich sinnvolle Lösung, um abgelegene Gebiete mit Breitband-Services zu beliefern.
Für die vier Mobilfunkfirmen, die um die Lizenzen bieten, bedeutet die Auktion einen Markstein. Nur wer sich weitere Frequenzbänder sichern kann, ist in der Lage, den Anteil von Datendiensten via Mobilfunk auszubauen.
Und Datenservices, nicht klassische Telefonie-Angebote, sind die »Geldkühe« der Zukunft. Nach Angaben der Beratungsfirma Steria-Mummert Consulting wollen die Mobilfunk-Service-Provider in Deutschland den Umsatz mit mobilen Internet-Diensten und Download-Plattformen bis 2015 verdreifachen. Der Bitkom schätzt, dass 2009 rund 40 Millionen Gigabyte Daten über drahtlose Netze übermittelt wurden.
Die Grundlage für neue mobile Datenservices legen schnelle Techniken wie HSPA+ und Long Term Evolution (LTE). »Der Aufbau schneller LTE-Breitbandnetze ermöglicht das Angebot neuer Serviceleistungen, beispielsweise mobiler Webkonferenzen für Geschäftskunden«, sagt Peter Hascher, Telekommunikationsexperte bei Steria-Mummert. »Für Privatkunden wird es möglich sein, Filme und aktuelle TV-Sendungen in bester Qualität am mobilen Endgerät anzuschauen.«