Um bei einem Proxmox-Cluster einen Host für Wartungsarbeiten offline zu nehmen, muss der Systemverwalter über die Kommandozeilenkonsole den Maintenance-Modus aktivieren. Wenn die HA-Funktionen für VMs aktiviert wurden, verschiebt Proxmox automatisch alle VMs unterbrechungsfrei auf den zweiten Node. Im Test hat dies fehlerfrei funktioniert und nachdem wir den Wartungsmodus wieder beendet hatten, wurden die VMs von Proxmox automatisch wieder zurückverschoben.
Auf der Host-Ebene bietet die Webkonsole zudem ein Bulk-Menü an, mit dem sich per Mausklick alle VMs eines Hosts migrieren, pausieren, herunterfahren oder starten lassen. Eine automatische Lastverteilung der VMs anhand der aktuellen Ressourcenauslastung der einzelnen Cluster-Nodes unterstützt Proxmox bislang nicht.
Bei den Ausfalltests hat sich gezeigt, dass bei 2-Node-Clustern mit lokalem VM-Storage ein externes Quorum-Device verwendet werden sollte, um bei einem Host-Ausfall eine Split-Brain-Situation zu vermeiden. Proxmox bietet dafür das auf einem externen Gerät zu installierende Paket corosync-qnetd für Debian an, das zum Beispiel auf einem Raspberry PI laufen kann und die Quorum-Funktion über das Netzwerk bereitstellt.
Corosync ist auch für andere Linux-Distributionen erhältlich. Für Split-Brain-Situationen gibt es zwar einen Workaround, indem der Systemverwalter auf dem noch aktiven Knoten die Quorum-Konfiguration mit dem Befehl
pvecm expected 1
anpasst. Dadurch kann der überlebende Node die Cluster-Ressourcen wieder online bringen und fährt auch die HA-VMs des ausgefallen Hosts automatisch wieder hoch, wenn diese auf beide Seiten repliziert wurden. Aber das ist nicht die Funktionalität, die von einer HA-Lösung erwartet wird. Mit einem externen Quorum-Device oder mit einem 3-Node-Cluster würde das Split-Brain-Problem nicht auftreten. Die von uns getestete Replikation der lokalen ZFS-Pools lässt sich aber nur mit zwei Knoten sinnvoll einsetzen. Ab drei Nodes wäre für Proxmox-VE-Cluster zum Beispiel Ceph eine geeignete Speicherlösung.
Gut gefallen hat uns bei den Tests die Proxmox-Webkonsole. Sie ist übersichtlich strukturiert und intuitiv zu bedienen, sodass sich erfahrene Systemverwalter schnell darin zurechtfinden. Die Dashboard-Ansicht zeigt auf Datacenter- und Host-Ebene auf einen Blick die Auslastung der Plattform an.
Fazit
Für kleinere Umgebungen stellt die Open-Source-Lösung von Proxmox eine einfach zu implementierende Alternative zu VMware dar. Unternehmen mit größeren VMware-Umgebungen sollten Proxmox vor einem Umstieg ausführlich evaluieren und dabei insbesondere die verschiedenen Möglichkeiten der Storage-Anbindung und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile untersuchen. Die Subscription-Preise für den Proxmox-VE-Support reichen von 115 Euro für die Community-Variante bis zu 1.060 Euro pro Jahr und CPU-Socket für den Premium-Support.