Internet der Dinge

Digitale Leuchtturmstädte

1. Februar 2018, 14:37 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Gesellschaftliche Auseinandersetzung über die Datenhoheit gefordert

funkschau: Der Index von 2016 macht auch deutlich: Smart-City-Ansätze in Deutschland sind rar gesät. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Was sind mögliche Ansätze – sowohl auf technologischer als auch auf politischer Ebene –, um die Realisierung von deutschen Smart Cities voranzutreiben?

Wähling: Obwohl bereits viele Menschen ihre Daten Facebook, Payback und Co. zur Verfügung stellen, besteht auf Seiten von Städten und Kommunen immer noch großes Misstrauen. Daher bedarf es noch einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung darüber, ob nicht die Datenhoheit besser bei den Städten als bei großen Konzernen aufgehoben ist. Das Thema rund um Normen und Standardisierung ist in diesem Bereich auch noch nicht weit genug fortgeschritten.

Ahle: Wir sind in Deutschland sehr zurückhaltend mit der Bereitstellung von Open Data. Die Bundesregierung geht mit dem Open-Data-Gesetz jetzt einen ersten Schritt in die richtige Richtung – das Gesetz betrifft zunächst aber nur die direkten Bundesbehörden. Schauen wir uns zum Beispiel einige baltische Länder an, so sind diese viel weiter als wir. Hier gibt es nur noch drei Verwaltungsvorgänge, die die Bürger nicht digital und online abwickeln können: Grundstückskauf, Heirat und Scheidung. Neben diesen politisch zu verändernden Rahmenbedingungen gibt es auch technische Herausforderungen. Viele der eingesetzten Datenverarbeitungslösungen und -plattformen sind gekapselte Systeme und verfügen nicht über offene Schnittstellen oder einheitliche Datenformate. Dies sind Bereiche, in denen Fiware ansetzt und Lösungen aufzeigt.

funkschau: Allen Vorteilen zum Trotz gibt es auch besorgte Stimmen, wenn es um Smart Cities geht: Was sind die größten Security-Herausforderungen allgemein und speziell im Hinblick auf kritische Infrastrukturen?

Wähling: Die von unzähligen Sensoren erfassten immensen Datenmengen werden für die Smart Services in Cloud-Infrastrukturen zur permanenten Interaktion zwischen Bewohnern und städtischen beziehungsweise kommunalen Infrastrukturen bereitgestellt. Die starke Vernetzung von Komponenten und Anwendungen stellt zum einen hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit der kritischen Komponenten, zum anderen sind auch die anfallenden Daten gegen kriminellen Missbrauch, gezielte Angriffe und durch andere Umstände verursachte Verluste sowie Verfälschungen zu schützen. Die weiter anwachsenden Abhängigkeiten bergen im Falle bereichsübergreifender Störungen die Gefahr massiver Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft des gesamten urbanen Zusammenlebens. Neben Fragestellungen zu Sicherheitsstrategien im Bereich von IoT-Technologien, zum Beispiel Security by Design, und längerfristigen Planungsempfehlungen, wie Update-Infrastrukturen, kommt der Definition von technischen und organisatorischen Sicherheitsanforderungen eine wichtige Bedeutung zu. Das erweiterte Spektrum an Angriffen erfordert sowohl umfangreiche Absicherungskonzepte als auch den Einsatz von Managementsystemen, um die Maßnahmen für die Informationssicherheit kontinuierlich an die zukünftige Entwicklung anpassen zu können.

Ahle: Die aktuellen Virenvorfälle zeigen, wie wichtig eine durchgängige IT-Sicherheit bei diesen Anwendungen ist. Die Unternehmen, deren Ausfall einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden darstellen würde, werden als Kritis-Unternehmen eingestuft. Sie müssen bereits heute dem Bundesamt solche durchgängigen Sicherheitskonzepte über Zertifizierungen nachweisen. In anderen Bereichen wird der Sicherheit jedoch häufig nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl es technisch machbar ist. Für die Schaffung von Vertrauen in die digitalen Anwendungen ist eine durchgängige IT-Sicherheit eine Grundvoraussetzung, die von Anfang an mit eingeplant werden muss und nicht als notwendiges Übel betrachtet werden darf.

funkschau: Wenn es um Smart Cities geht, kommt man um ein Thema nicht herum: M2M oder besser gesagt das Internet der Dinge. Dabei werden fast alle Netztypen gefordert: WLAN, Bluetooth, DECT und ZigBee, vor allem aber der Mobilfunk mit 4G und 5G. Welche Technologien sehen Sie als entscheidende Treiber für Smart Cities und warum?

Wähling: Als entscheidende Treiber im Bereich von Smart Cities sehen wir die Mobilfunk-Technologien 4G und 5G. Bei digitalen Städten geht es letztlich darum, die Bürgerinnen und Bürger mit den smarten Abläufen der Stadt zusammenzubringen. Innerhalb der Stadt ist natürlich das WLAN sehr attraktiv – doch bei Verlassen des Kerngebietes muss die Kommunikation mit dem Bürger über das Mobilfunknetz erfolgen. Ganz besonders spannend ist dabei die grundlegende Technologie des Mobilfunknetzes der fünften Generation, 5G. Dieses Netz wird vollständig auf Software-defined Networking basieren und so eine ganzheitlich flexible und bedarfsoptimierte Steuerung der Ressourcen ermöglichen. Bei der M2M-Kommunikation ist die neueste Funktechnik Bluetooth low energy interessant. Die Geräte haben dann eine Bluetooth-Schnittstelle, die extrem energiesparend ist, sodass die Geräte bei entsprechender Akkukapazität und relativ geringer Datenübertragung nicht ans Stromnetz angeschlossen werden müssen. Dadurch können Sensoren platziert werden, die über kleine Entfernungen von circa zehn Meter über mehrere Monate hinweg zum Beispiel Wetterdaten senden können.

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