DSGVO und Industrie 4.0

Ein Blick von oben

27. Juni 2018, 12:29 Uhr | Autor: Hans-Jürgen Fockel / Redaktion: Natalie Ziebolz

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Auswirkungen auf die Inhouse-IT

Hans-Jürgen Fockel, Geschäftsführer des IT-Systemhauses Lanos
Hans-Jürgen Fockel, Geschäftsführer des IT-Systemhauses Lanos
© Lanos

Dieses Beispiel soll zeigen, dass bei der Vernetzung von IT-Infrastrukturen im Zuge von Digitalisierungs-, Automatisierungs- oder Sanierungs-Vorhaben nicht die technologische Anbindung im Fokus steht, sondern vielmehr das „Drumherum“, das die eigentliche Disziplin und Dimension des Vernetzungs- und Digitalisierungsprozesses ausmacht. Denn mit der Vernetzung und Digitalisierung brechen viele neue Anforderungen herein, die zusätzliche Risiken für das Unternehmen und das bestehende Kollaborations-Netzwerk mitbringen. Zahlreiche Unternehmen sind genau damit überfordert. Einer aktuellen Erhebung des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation unter mehr als 500 Fertigungsbetrieben zufolge schätzen lediglich 6 Prozent ihre Industrie 4.0 Fähigkeit als stark ausgeprägt ein. Demgegenüber geben 55 Prozent der Betriebe an, die Grundlagen für diese Fähigkeit erst erarbeiten zu müssen. Als Hemmnisse für die Umsetzung von IT-Innovationen in der Produktion werden vor allem eine fehlende Veränderungsfähigkeit in der Organisation und ein mangelnder Schutz von personenbezogenen Daten und Unternehmensdaten angeführt.

Risikoarme Inhouse-IT – ein Auslaufmodell?
Systemhäuser und Rechenzentren profitieren in besonderer Weise von der neuen Datenschutzgrundverordnung. Diese umfangreiche Gesetzesänderung sowie zusätzliche Anforderungen haben dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen Teile ihrer IT, und damit auch die Betriebsrisiken sowie Compliance-Pflichten an Rechenzentrumsbetreiber und Managed-Service-Dienstleister, auslagern – vor allem um die eigene IT-Infrastruktur und die einhergehenden Anforderungen sicherer und langfristig wirtschaftlicher betreiben zu können.

Die IT- und Datensicherheit darf in Zeiten von Industrie 4.0 kein frommer Wunsch bleiben, sondern muss tief in der System- und Organisationsstruktur verankert sein. Die Umgebungsbedingungen der Maschinen – ob warm und staubig oder offen und kalt – müssen für einen störungsfreien und sicheren Betriebsablauf ebenso berücksichtigt werden, wie die Anforderungen der eigenen Mitarbeiter und Partner, die mit den Daten am Ende arbeiten. Mitarbeiter, die das gesamte Unternehmens-Knowhow auf dem Notebook mitführen und bei denen die Datensicherheit in keiner Weise sichergestellt ist, sind leider keine Seltenheit. Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine muss daher ein Stück weit in vorgegebenen Bahnen stattfinden - das ist die konzeptionelle Aufgabe, die der Geschäftsführung oder dem Systemhaus heute noch vor der Umsetzungsphase zukommt.

In unserem konkreten Ziegelei-Beispiel heißt dies: Jede Insellösung wie der Hochofen, die Mischersteuerung oder das Plattenwerk muss durch technische Maßnahmen wie etwa ein virtuelles LAN als gekapselte, von den übrigen Datenbereichen getrennte Einheit ansteuerbar sein. Auf dieser zentralen Infrastruktur mit voneinander getrennten VLANs setzt schließlich die eigentliche Systemlogik auf: wo stehen welche Server, wie lassen sich Firewalls einbinden, wie können die Daten sauber gesichert werden, welche redundanten Systeme stehen zur Verfügung, welche Kritikalität haben die Systeme und wie schnell bekomme ich eine Maschine im Desaster-Fall wieder lauffähig? Wie am Ende eine sichere Anbindung der Partnersysteme erfolgen kann, ergibt sich dabei schon vielfach aus dem Entwicklungsprozess.

Im Ergebnis: Mit zunehmender Durchdringung und Komplexität der IT steigen der Ressourceneinsatz und die Betriebsrisiken, die Unternehmen zu tragen haben. Die DSGVO ist dabei nur ein weiterer Meilenstein in der Evolution der Unternehmens-IT, um Kollaborationsnetzwerke zu schützen und den Datenaustausch sicherer zu gestalten. Jedes Unternehmen muss für sich am Ende die Frage beantworten, wie wirtschaftlich man langfristig seine IT inhouse betreiben kann, um sich gegen Risiken abzusichern und die stetig wachsenden Anforderungen an Ressourcen, Knowhow, Mobilität oder IT-Sicherheit zu stemmen.

Hans-Jürgen Fockel ist Geschäftsführer des IT-Systemhauses Lanos

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