Für Ralf Ohlhausen, Chief Strategy Officer beim international tätigen Bezahldienstleister Ppro, macht Mobile-Commerce mit seinem verzögerten Aufschwung dasselbe Schicksal wie alle neuen Technologien durch, die erst in den Himmel gelobt werden, »um dann genauso steil wieder abzustürzen, wenn die Realität einkehrt und die Komplexität und Langwierigkeit der Sache offenbart.« Doch nach diesem »Tal der Enttäuschungen« würden die neuen Technologien angenommen und akzeptiert, »dann allerdings oft sehr schnell und umfangreich.« Ohlhausen spricht damit das Phänomen des berühmt berüchtigten »Hype-Zyklus« an, der die Phasen der öffentlichen Aufmerksamkeit bei der Einführung neuer Technologien beschreibt. Mobile Commerce sei nur eine Frage der Zeit und jeder Händler – egal ob online oder stationär – der in fünf Jahren noch existieren wolle, sollte gut vorbereitet sein.
Auch Martin Zander, Kommunikationschef bei Yapital, sieht den Mobile Commerce an der Schwelle zum ganz großen Durchbruch: »Die Bedeutung von Mobile Commerce wird nachweislich immer größer, das Wachstum ist immens.« Neben dem Tablet ist vor allem das Smartphone für den Aufschwung des mobilen Einkaufens innerhalb Deutschlands verantwortlich. Schon jetzt kaufen laut Bitkom mehr als die Hälfte der Bundesbürger mit ihrem Smartphone unterwegs ein. Der Umstand, dass Smartphone immer dabei zu haben, scheint den Nachteil des kleineren Displays wett zu machen. Denn bei den traditionell als Shopping-Devices bezeichneten Tablet-PCs liegen die Shopping-Werte nur minimal höher. Gleichzeitig zeigen laut Zander Beispiele aus den USA, dass die Abschlussrate bei Nutzung eines Mobile Devices innerhalb der Customer Journey um 40 Prozent und die durchschnittliche Warenkorbgröße um 22 Prozent zunimmt. Sind also Mobilgeräte im Spiel, kauft der Kunde eher und mehr. »Mobile Commerce wird deshalb definitiv zum Umsatztreiber werden, auch hierzulande«, so Zander.
Gleichzeitig darf der Erfolg von Mobile Commerce nicht nur an reinen Umsatzzahlen gemessen werden. Für Zander ist die Customer Experience das A und O für einen Händler, der – nicht nur im Mobile Commerce – erfolgreich sein will. »Der Kunde möchte einfach, schnell, sicher und vor allem bequem einkaufen – und zwar überall, auch mobil.« Eine für alle Einkaufskanäle optimierte Homepage, Stichwort »Responsive Design« müsse deshalb Standard sein. Sowohl Cyberport (siehe Interview auf Seite 20) als auch Notebooksbilliger setzen als renommierte IT-Etailer auf Websites im Responsive Design, um den Kunden auch auf Smartphones und Tablets ein optimiertes Einkaufserlebnis bieten zu können. Bei Notebooksbilliger benutzt rund ein Fünftel der Besucher bereits ein Smartphone und ist dort vor allem für »kleinere Spontankäufe« verantwortlich. Auch hier will man die mobilen Lösungen weiter optimieren, um das Kauferlebnis mobil mindestens genauso gut, am liebsten aber noch besser als auf dem PC zu gestalten.