Bevor mobile Endgeräte aber den Kunden aktiv in die Läden lotsen, sollen sie im stationären Handel die Bezahlvorgänge an der Kasse umkrempeln. Nicht umsonst hat Media-Saturn angekündigt, sämtliche 3.500 Bezahlterminals an allen 417 Standorten in Deutschland mit NFC-Funktionalität aufzurüsten. Bis Herbst dieses Jahres soll die Umrüstung abgeschlossen sein. Ein Schritt der viel Geld kosten wird, für Media-Saturn aber zur neuen konsequent gelebten Multichannel-Welt gehört. »Gerade mit der Implementierung NFC-fähiger Kassenterminals schaffen wir noch in diesem Jahr die Voraussetzung für das Bezahlen der Zukunft«, begründet Klaus-Guido Jungwirth, COO bei Media-Saturn Deutschland den radikalen Schritt. Als Kooperationspartner hat man sich die beiden Kreditkarten-Riesen Visa und Mastercard ins Boot geholt, die ebenfalls mit eigenen Bezahllösungen versuchen, im Mobile Commerce-Markt mitzumischen. Ab Herbst sollen Media-Saturn-Kunden lediglich ein Smartphone mit NFC-Funktionalität und der App einer der beiden Anbieter benötigen, um in den Elektromärkten der Ingolstädter zu bezahlen.
Aber wie bei den geringen Mobilumsätzen im Online-Handel ist die Industrie auch an der stationären Kasse in Sachen Mobile Commerce dem Kunden voraus, wie eine Studie des Bezahldienstleisters ConCardis in Zusammenarbeit mit ibi Research an der Universität Regensburg offenlegt. Noch heute dominieren die klassischen Karten das bargeldlose Bezahlen an der Kasse. So bieten 71 Prozent der befragten Händler Zahlungen mit Girocard an, 60 Prozent akzeptieren Kreditkarten und 37 Prozent das elektronische Lastschriftverfahren (ELV). Kontaktlose Zahlungen sind mit 14 Prozent abgeschlagen, Zahlungen über QR-Code oder Apps finden sich laut Studie gar nur im unteren einstelligen Prozentbereich (vier und zwei Prozent). Die Autoren der Studie machen dafür hauptsächlich mangelndes Kunden-interesse verantwortlich. »Händler sind vor allem bereit, auf neue Zahlverfahren zu setzen, wenn ihre Kunden danach verlangen«, erläutert Georg Wittmann, der für ibi research das »Payment-Barometer« betreut. Die fehlende Verbreitung auf Kundenseite dürfte momentan das größte Hindernis für Händler sein. Doch auch hier sind die Aussichten für mobile Bezahlweisen mehr als gut. Jeder vierte Händler erwartet, dass App-basierte Bezahlverfahren in fünf Jahren eine hohe oder sehr hohe Bedeutung besitzen, von kontaktlosen Kreditkarten erwarten das sogar 41 Prozent. Dass mobile Zahlverfahren langsam, aber sicher bei den Konsumenten ankommen, zeigt auch ein anderes Ergebnis der Studie. Gut ein Viertel der befragten Händler gab an, schon einmal von Kunden gefragt worden zu sein, ob bei ihnen kontaktloses Bezahlen möglich sei.