Schon seit Jahren wird Mobile Shopping der Durchbruch vorhergesagt, der ganz große Wurf aber blieb bislang aus. Dennoch warnen Experten: Wer sich jetzt nicht damit auseinandersetzt, setzt seine Existenz aus Spiel.
Längst hat sich der E-Commerce als gleichberechtigter Vertriebskanal neben dem stationären Handel etabliert. Vielmehr noch: In den letzten Jahren haben es viele Händler geschafft, ihren lokalen Verkaufskanal mit dem Online-Shop zu verschmelzen. Auch deshalb entwickelt sich der Online-Handel in Deutschland zu einem gereiften und stabilen Markt, dessen Erfolgsgeschichte noch lange nicht zu Ende geschrieben ist, wie aktuelle Zahlen belegen. Zwar hat sich das Wachstum gegenüber den letzten Jahren verlangsamt, aber die Zuwächse im Online-Handel bleiben mehr als beachtlich. Wie eine Studie von deals.com in Zusammenarbeit mit dem Centre for Retail Research in neun Ländern mit insgesamt 9.000 Befragten ergab, stieg der Gesamtumsatz im Online-Handel zwischen 2013 und 2014 in Deutschland um satte 22 Prozent. Während Bundesbürger 2013 noch 34,3 Milliarden Euro im Internet ausgaben, waren es im vergangenen Jahr bereits 41,9 Milliarden. In diesem Jahr sollen es sogar knapp 50 Milliarden Euro werden – ein weiteres Plus von 19 Prozent. Im europäischen Vergleich bewegt sich Deutschland damit an zweiter Stelle hinter Großbritannien. Nur Briten sind mit einem prognostizierten Gesamtumsatz von 61,5 Milliarden Euro in diesem Jahr merklich offener für Einkäufe im Netz.
Noch bemerkenswerter sind die Zahlen, wenn man sich das prozentuale Wachstum im Bereich des Mobile Commerce vor Augen führt. Hier allein stiegen die Umsätze zwischen 2013 und 2014 um 111,9 Prozent. Während die mit Smartphones generierten Umsätze um 98,1 Prozent stiegen, waren es bei Tablet-PCs fast 140 Prozent. Dagegen nimmt sich das prozentuale Umsatzwachstum bei PCs und Notebooks mit 13 Prozent fast schon bescheiden aus. Gleichzeitig zeigt die Studie aber auch, dass die hohen Zuwachsraten im Mobile-Bereich vor allem von einer niedrigen Ausgangsposition herrühren. Denn bei den Umsätzen ist Mobile-Commerce noch lange nicht da angekommen, wo viele es noch vor zwei Jahren erwartet hätten. Lediglich 9,1 Prozent der im Jahr 2013 generierten Online-Umsätze wurden in Deutschland mit mobilen Endgeräten generiert. Über 90 Prozent dagegen auf PCs und Notebooks. Immerhin, 2014 sollen in Deutschland mit einem Anteil von 16,8 Prozent bereits 6,6 Milliarden Euro über Smartphones und Tablets umgesetzt worden sein: mit einem prognostiziertem Wachstumsplus von 108 Prozent in 2015, Tendenz stark steigend. Vor allem die geringen Umsatzzahlen passen nicht zum Hype, den Mobile Commerce in den vergangenen Jahren sowohl in den Medien als auch in der Industrie erfahren hat. Beinahe jeder Konsument hat aktuell ein Smartphone und kann theoretisch überall und jederzeit seine Konsumgelüste befriedigen. Kein Wunder, dass schon 2003 wissenschaftliche Abhandlungen zum Mobile Commerce und dessen wirtschaftlichem Potential verfasst wurden. Bis heute allerdings straft die Realität die hochtrabenden Theorien ab.