Jabra ist vielen vor allem für seine Headsets im Office-Bereich ein Begriff. Seit einiger Zeit lassen sich mit den PanaCast-Kameras des dänischen Herstellers auch Online-Konferenzen professionell durchführen. Wir haben uns die PanaCast 50 Videobar mit ihren drei Objektiven genauer angesehen.
Als Jabra 2019 die erste PanaCast-Kamera – heute oft als „Classic“ bezeichnet – auf den Markt brachte, war der Aufnahmewinkel von bis zu 180 Grad bei einer Auflösung von 4K phänomenal neu. Die Kamera nutzt dazu drei Objektive, aus denen die Software ein Gesamtbild erzeugt. Eine motorische Bewegung der Objektive ist dazu nicht notwendig, die Kamera kann fest verbaut werden. Dadurch kann der Platz vor der Kamera mit genutzt werden, der übliche Mindestabstand von ein bis drei Metern entfällt. So lassen sich die teuren Büroflächen optimal nutzen.
In diesem Test geht um die PanaCast 50 Videobar mit USB-Anschluss. Sie vereint die drei erwähnten Kameras mit einer Auflösung von jeweils 13 Mega-Pixel und 4K Auflösung, vier Lautsprecher sowie acht Mikrofonen mit Beamforming-Technologie in einem kompakten und schicken Gehäuse. Zur Wahl stehen zwei Farben: schwarz und silber-grau. Die Wandhalterung ist im Lieferumfang bereits enthalten, optional sind ein Tischstativ sowie eine Bildschirmhalterung nach dem gängigen VESA-Standard verfügbar.
Die Kamera wird mit beiliegendem USB-C auf USB-A-Kabel an einen PC oder Mac angeschlossen und schon kann es losgehen. Die Installation von Software ist nicht zwingend notwendig, aber für die vielfältigen Einstellungen und Funktionen ist die Installation mehr als nur zu empfehlen.
Die von vielen Nutzern für ihre Headsets bereits verwendete und daher verbreitete Software Jabra Direkt erkennt auch die PanaCast 50 sofort und bietet bei Verfügbarkeit auch gleich ein Update auf die neueste Firmware an. Das ist zu empfehlen, denn Jabra hat den Leistungsumfang bisher immer weiterentwickelt und wird auch künftig neue Funktionen und Anpassungen nachliefern. Das Update kann sowohl lokal oder auch über Jabra Xpress remote über das Unternehmensnetzwerk aktualisiert und verwaltet werden. Dazu stehen ein Ethernet- und ein WiFi-Anschluss mit 2,4 und 5 GHz zur Verfügung. Der Zugang kann mit einem Passwort gesichert werden, das von IT-Abteilung vergeben wird. Ein Fremdzugriff wird damit ausgeschlossen.
Die benötigte Bandbreite für ein Online-Meeting erhöht sich durch die integrierten drei Objektive erfreulicherweise nicht, da die Signalverarbeitung schon in der Kamera erfolgt. Als Orientierung können hierfür durchschnittlich 5 Mbit/s angesetzt werden. Durch Jabra Direkt oder Xpress können die vielfältigen Möglichkeiten des Systems einfach und übersichtlich konfiguriert werden.
Tabelle: Leistungsumfang und Bewertung Jabra PanaCast 50Für die Bildsteuerung stehen die folgenden Modi zur Verfügung:
Der „Virtual Director“ ist eine automatische Zoom-Funktion, die den aktiven Sprecher erkennt und auf ihn fokussiert. Damit bleibt der Bildausschnitt dynamisch und passt sich der Sprecher-Position entsprechend immer wieder neu an. Das bringt mehr Bewegung und Abwechslung ins Meeting, was allerdings bei häufigen Sprecherwechsel auch nervig werden kann. Im Test haben wir die Wechselgeschwindigkeit reduziert und daher reagierte unser „Direktor“ erstaunlich exakt und unaufgeregt. Diese Funktion ist auch als „Speaker-Focus“ bekannt. Mit dem „Intelligent Zoom“ bietet sich eine sehr gute Alternative an: Hierbei werden alle Teilnehmer immer in der Gesamtansicht dargestellt. Auch dies erfolgt dynamisch, ein Wechsel der Teilnehmerzahl wird somit immer wieder angepasst. Dabei wird auch der maximale Blickwinkel von 180 Grad automatisch voll ausgenutzt.
Das Highlight ist jedoch die Funktion „Dynamic Composition“, die bis zu vier Personen jeweils in einem eigenen Frame darstellen kann. Diese gleichberechtige Darstellung rückt niemanden mehr in die zweite Reihe, die Darstellung aller Teilnehmer erfolgt in gleicher Bildgröße. Auf den kompletten 180 Grad erfolgt die Erkennung reibungslos und ließ auch unseren Test-Kunstkopf in voller Schönheit mit im Meeting erscheinen. Die Kamera kann diese Funktion durch die drei Objektive umsetzen, ohne dass dafür zusätzliche Hardware vor oder zwischen den Teilnehmern platziert werden muss.
Im manuellen Modus entscheidet der Anwender selbst über den gewählten Bildausschnitt mit dem 6-fach-Zoom sowie dem elektronischen Pan-Tilt-Zoom (ePTZ) und kann dazu zwei selbst gewählte Einstellungen auf Speicher-Tasten in der Software oder Remote-Control ablegen. Diese Auswahl muss allerdings vor Beginn des Meetings erfolgen; im Meeting konnten wir die Funktion nicht mehr nutzen. Generell ist die Anschaffung der Remote-Control zu empfehlen, da sie direkten Zugriff auf die Whiteboard-Funktion, die Presets für die Bildeinstellung, den manuellen Zoom plus ePTZ, die Mute- und die Lautstärkeeinstellung bietet.
Während der Test-Meetings mit der PanaCast wurden auch verschiedene Standorte mit unterschiedlicher Beleuchtung getestet. Die Grundeinstellung ergab dabei grundsätzlich immer ein gutes bis sehr gutes Bildergebnis. Die manuelle Einstellmöglichkeit ermöglichte dann zwar noch geringfügige Verbesserungen – eigentlich lohnt sich der Aufwand dafür jedoch nicht, die Bildqualität ist auch ohne Anpassung sehr gut. Schwierig ist ein Lichtverhältnis mit einer Mischung aus Kunst- und Sonnenlicht, bei der das Sonnenlicht sehr stark überwiegt. Dies sollte in Praxis aber eher weniger zum Tragen kommen.
Für den Test der Mikrofonqualität wurde im Meetingraum über zwei aktive Lautsprecher Büro-Lärm mit über 60 dB eingespielt. Das Ergebnis hat sehr positiv überrascht, die acht Mikrofone konnten die Stimmen der Teilnehmer klar fokussieren und den Büro-Lärm nahezu vollständig ausblenden. Dabei wurde auch explizit darauf geachtet, dass die Lärmfilterung der Meeting-Software und der PC-Systeme nicht aktiv war.
Autorentipp |
---|
Mit dem optionalen Tischständer ist die Platzierung der Kamera wesentlich einfacher als mit einer Festmontage. So kann die PanaCast 50 schnell in unterschiedlichen Räumen platziert und zeitnah in Betrieb genommen werden. |
In der Praxis als sehr funktional hat sich das Whiteboard-Feature erweisen, das bereits von Haus aus in der Kamera integriert ist. Durch den Blickwinkel von 180 Grad ist das System in der Lage, ein Whiteboard im Raum nach kurzer, einmaliger Konfiguration als solches zu erkennen und die analogen Inhalte digital ins Meeting einzubinden. Damit haben alle Teilnehmer – auch die, die nicht vor Ort sind – immer einen Blick auf Visualisierungen. Das steigert die Interaktion und es gehen keine Informationen mehr verloren.
Inwieweit die Meetingräume in Unternehmen genutzt werden, ist öfter Anlass von Diskussionen. Mit der Panacast 50 und im Zusammenspiel mit Jabra Express kann die People Count-Funktion die Belegung und das Nutzungsverhalten anonymisiert erkennen und grafisch übersichtlich darstellen. Auch wenn ein eingeschränkter Bildwinkel eingestellt wurde, können die drei Kameras die Personen im Raum zählen und die Nutzung des Raumes auswerten. Dies kann dann als Grundlage für die objektive Bewertung der Raumnutzung herangezogen werden.
Angekündigt für die Zukunft und dann per Firmware-Update nachrüstbar ist die „Intelligent Speaker“-Funktion. Dabei kann die Videobar durch das hochwertige Mikrofon-Array bis zu zehn Teilnehmer in einem Teams-Meeting anhand der Sprecherstimme erkennen und ein Live-Transkript erstellen. Das Mitschreiben eines Protokolls würde damit entfallen. Bisher ist diese Funktion noch bei keiner Videobar verfügbar und nur über externe Produkte zu nutzen. Jabra würde hier neue Wege gehen und die Konfiguration erheblich vereinfachen.
Für den Ausbau zum Microsoft Teams Rooms System (MTR) sind eine ThinkSmart-Einheit und ein Controller-Touchpad optional verfügbar. In dieser flexiblen Ausbaustufe muss im Raum kein Rechner mehr platziert sein beziehungsweise es braucht niemand sein Notebook anzuschließen.
Die Liste der Möglichkeiten mit der PanaCast 50 ist lang und bietet dem Nutzer eine Vielzahl von flexiblen Möglichkeiten bei den unterschiedlichsten Einsatzszenarien. Durch bisherige und künftige Firmware-Updates entwickelt sich das System immer weiter und wird auch künftige Anforderungen meistern. Das sichert die Investition ab und verlängert die mögliche Nutzungs-Dauer erheblich.
Testergebnis: 89 Punkte (sehr gut)