Vergangene Woche gewährte Claus Fonnesbech, Head of Global Media, der europäischen Fachpresse exklusive Einblicke in Jabra und den Mutterkonzern GN in Ballerup bei Kopenhagen. Thomas Birkner war vor Ort und konnte einen Blick hinter die Kulissen ins Testlab des Audiospezialisten werfen.
Als die Great Northern Telegraph Company vor 155 Jahren vom Unternehmer Carl Frederik Tietgen gegründet wurde, lag der Schwerpunkt des Unternehmens noch auf der Verbindung der Kontinente mit Kupferkabel für die Übermittlung von Text. Daraus entstand unter dem Namen GN ein Konzern mit heute über 7.000 Mitarbeitern der in 100 Ländern aktiv ist, wie Calum MacDougall, President Enterprise Division bei Jabra, in seiner anschaulichen Beschreibung durch die Jahrzehnte der Entwicklung des Unternehmens erläutert.
Kern des Unternehmens sind die Audiobereiche
Die Entwicklung findet im sogenannten R&D-Powerhouse statt. Hier entstehen medizinische, Business- und Consumer-Audioprodukte, verknüpft mit Forschung und Entwicklung auf drei Kontinenten. Das Forschungslab in Dänemark ist mit modernster Technik ausgestattet, um die Produkte in jeder Umgebung testen und weiter verbessern zu können.
Von Räumen mit starkem Hall beziehungsweise Echo über Schall- und EMV-tote Räume, Räume mit Wind-Aggregaten bis hin zu auf Knopfdruck anpassungsfähigen Umgebungen können so sämtliche Szenarien nachgestellt werden. Das Labor verfügt zudem über ein Fahrzeug, um die Akustik-Kulisse im Straßenverkehr nachstellen zu können.
Selbst ein Testraum, der die hohen Anforderungen der Mikrosoft-Zertifizierung nachbilden kann, steht den Technikern und Ingenieuren zur Verfügung. Hier werden Konferenz- und Office-Produkte getestet, noch bevor sie bei Microsoft zur Freigabe eingesandt werden. All dies dient der Optimierung der Produkte, damit der Anwender in jeder Umgebung und jeder Situation die beste Audioerfahrung erleben kann.
Dabei haben sich die Anforderungen an die Technik über die Zeit erheblich verändert. Über den Telegrafen konnte damals nur Text übertragen werden, heute sprechen wir mit Computern so natürlich wie mit einer Person. Dabei ist der bestmögliche Input für die „Künstliche Intelligenz“ (AI) gefragt: Nebengeräusche vermindern das Ergebnis für Mensch und Maschine.
Jabra nutzt AI auf drei Ebenen:
Iain Pottie legt als Head of Design besonderen Wert auf die Gestaltung der Produkte, da diese in der Regel an prominenter Stelle direkt am Körper getragen werden. Sowohl der Tragestil als auch das wiedererkennbare Design prägen die Marke und das Image daher im Besonderen. Dabei sollen nicht nur die Erwartungen sowohl professioneller als auch privater Nutzer voll erfüllt werden, sondern möglichst auch eine Begeisterung und Begehrlichkeit für die Produkte aufgebaut werden. Interessant ist der Weg vom ersten Modell bis zum fertigen Produkt, denn hier gilt es alle Anforderungen bestmöglich miteinander zu kombinieren.
In den vor Ort vorhandenen Microsoft Teams Signature-Räumen war das Ergebnis der umfangreichen Forschungsarbeit „live“ zu erleben. Sowohl auf 16:9- als auch 21:9-Panels werden Online-Meetings mit der Panacast 50 (Microsoft Teams Room Windows; MTRoW) zu einem Erlebnis der anderen Art. Die Teilnehmer werden von der Kamera-Hard- und -Software so prominent dargestellt, als wären sie mit im Raum. Die Sprachübertragung und der Lärmfilter tun ihr Übriges, um die Akzeptanz dieser Art von Zusammenarbeit auf ein neues Niveau zu heben. Dabei bietet Jabra regelmäßig Updates an, mit denen nicht nur die Kompatibilität erhalten bleibt, sondern auch neue Funktionen nachgerüstet werden können – zum Beispiel die Microsoft Intelliframe-Unterstützung.
Cloud IntelliFrame |
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...ist integriert in Microsoft Teams Rooms und nutzt modernste KI-Modelle, um die Fokus- und Rahmenbildung von Meeting-Teilnehmern zu verbessern. Dadurch hat jeder Teilnehmer – ob im Raum oder remote – seinen eigenen individuellen Rahmen in der Videogalerie. Das soll die Sichtbarkeit der Gesichter verbessern. Zudem können Nutzer leichter nachvollziehen, wer spricht. |
In diesem Zusammenhang legt GN/Jabra großen Wert auf Nachhaltigkeit. Bei aktuellen Produkten im Business-Bereich erreicht der Anteil von nachhaltigen Materialien bereits heute einen Anteil von fast 50 Prozent. Zudem werden die Verpackungen meist ohne Kunststoffe und mit möglichst geringen Abmessungen produziert. Das schone, so Jabra, die Umwelt und spare Transportkosten.
Einen interessanten Weg hat GN bei der Entwicklung von Produkten für Menschen mit Höreinschränkungen eingeschlagen. Oft werden Hörgeräte erst sehr oder gar zu spät genutzt, teils Jahre nachdem der Hörverlust bereits eingesetzt hat.
Um die Hürde für die erste Anschaffung zu senken, sind In-Ear Systeme im Design der True Wireless-Kopfhörer (TWS) entstanden, die über die vergleichbare Technik von Hörgeräten verfügen. Diese kann der Nutzer selbst erwerben und über eine intelligente Software auf seine Anforderungen anpassen. Damit soll die Hemmschwelle für die Anschaffung gesenkt werden, denn es handelt sich strenggenommen nicht um ein Hörgerät, sondern um einen Kopfhörer mit Hörunterstützung.