Interview mit ManageEngine

Warum Identität der neue Perimeter ist

15. November 2024, 12:05 Uhr | Interview: Diana Künstler
Arun Kumar J., Regional Director bei ManageEngine
© ManageEngine

Wie sieht die Zukunft des IT-Managements aus? Arun Kumar J., Regional Director bei ManageEngine, gibt exklusive Einblicke in innovative Lösungen, Trends wie Zero Trust und die Rolle von KI – und erklärt, wie Unternehmen durch smartere IT-Prozesse Wettbewerbsvorteile erzielen können.

IT-Management wird immer komplexer – von der Integration neuer Technologien über den Schutz vor Cyberbedrohungen bis hin zur Einhaltung strenger Datenschutzvorschriften. Arun Kumar J., Regional Director bei ManageEngine, spricht im Interview mit connect professional über die neuesten Entwicklungen in der DACH-Region, innovative Lösungen wie Zero Trust und KI sowie die Strategien, mit denen ManageEngine Unternehmen bei der Digitalisierung und Optimierung ihrer IT unterstützt. Der globale Anbieter von IT-Management-Software gehört zur Unternehmensgruppe Zoho Corporation und entwickelt Lösungen, die IT-Abteilungen dabei unterstützen, ihre Netzwerke, Server, Anwendungen, Active Directory, Sicherheitsprozesse und Endgeräte effizient zu verwalten. Die Produktpalette reicht von Netzwerk- und Serverüberwachung bis hin zu IT-Sicherheitslösungen und IT-Analytik.

connect professional: Wie unterstützt ManageEngine seine Kunden dabei, ihre IT-Prozesse effizienter zu gestalten?

Arun Kumar J.: ManageEngine bietet eine umfassende Produktpalette für Organisationen jeder Größenordnung zur Verwaltung ihrer IT-Umgebungen, einschließlich Netzwerke, Server und Cloud-Anwendungen. ManageEngine-Lösungen können für Bereitstellungs- und Performance-Management, Endpunktmanagement (für Desktops und mobile Endgeräte), IT-Service-Management, Business Analytics, Identitäts- und Zugriffs-Management (IAM) sowie Security Event- und Informations-Management (SIEM) eingesetzt werden. Mithilfe einer einheitlichen IT-Management-Suite unterstützt ManageEngine Unternehmen dabei, IT- und Geschäftsprozesse zu gestalten und zu automatisieren, ihre IT-Infrastruktur zu verwalten und proaktiv zu schützen. In Kombination sorgen diese Lösungen unter anderem dafür, Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern und gesetzliche und Compliance-Vorschriften einzuhalten.

connect professional: Wie tragen IT-Analyse-Lösungen zur Optimierung der Entscheidungsfindungsprozesse im Unternehmenskontext bei?

Kumar J.: IT-Analysen führen Daten aus verschiedenen Anwendungen und Überwachungs-Tools zusammen. Entscheidungsträgern können somit automatisiert Einblicke in ihre IT-Landschaft erhalten, um strategische Entscheidungen schneller treffen zu können. Konkret bietet eine IT-Analyselösung durch das Zusammenführen von Daten aus verschiedenen Quellen einen umfassenden Einblick in alle IT-Prozesse und ermöglicht es so zu beurteilen, wie die IT das Erreichen der Geschäftsziele besser unterstützen kann. Mithilfe von IT-Analysen können Entscheidungsträger beispielsweise den Ressourcenbedarf und die Ausgaben für die IT besser abschätzen, Sicherheits-Updates koordinieren und Service-Prozesse kontinuierlich optimieren.

connect professional: Wie wird das ManageEngine-Team in der DACH-Region aufgebaut? Welche Herausforderungen und Chancen bringt dieser Prozess?

Kumar J.: Wir arbeiten in der DACH-Region eng mit unserem Channel-Partner-Ökosystem zusammen – MicroNova für Deutschland, NESTEC für Österreich und Kidan für die Schweiz. Wir haben ein Channel-Enablement-Team, das unser Partner-Ökosystem mit Ressourcen wie regelmäßigen Produktschulungen, Zertifizierungsprogrammen und Markteinführungsstrategien unterstützt.

Da unsere Produkte immer skalierbarer werden und von großen Unternehmenskunden genutzt werden, sind wir oft in der Situation, dass bestehende und potenzielle Kunden Beratung von unseren Produkt- und Technologie-Teams erhalten möchten, um besser einschätzen zu können, wie wir ihre IT-Infrastrukturanforderungen erfüllen können. Wir sehen dies als Chance, zusätzliches Fachwissen vor Ort aufzubauen und noch enger mit unserem Partnernetzwerk zusammenzuarbeiten, um diese Anforderungen zu erfüllen.

connect professional: ManageEngine arbeitet eng mit MicroNova zusammen und betreut bereits 3.000 Kunden in der DACH-Region. Können Sie uns einen Einblick geben, wie diese Partnerschaft das Kundenerlebnis verbessert und welche anderen Partner-Modelle Sie anstreben?

Kumar J.: MicroNova ist seit mehr als 15 Jahren Partner von ManageEngine und verfügt über umfassende Erfahrung mit unserer Produktpalette, sodass sie in der Lage sind, unseren Kunden in der DACH-Region sowohl Pre-Sales- als auch Post-Sales-Support anzubieten. Mit einem Team zertifizierter technischer Experten bieten sie nicht nur lokalen First-Level-Support, sondern auch Implementierungs- und Beratungsdienstleistungen an, wo immer dies erforderlich ist. Darüber hinaus arbeiten sie eng mit verschiedenen ManageEngine-Teams zusammen, um proaktiv Marketing-Chancen zu identifizieren und Workshops und Schulungsprogramme für Endkunden durchzuführen. Mit Blick auf diese Vorteile und auf die langjährige positive Beziehung mit MicroNova wollen wir dieses Programm in den kommenden Monaten auf unser gesamtes Channel-Partner-Ökosystem ausweiten und Systemintegratoren und MSPs dazu ermutigen, ebenfalls mit dem MicroNova-Team zusammenzuarbeiten.

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„Bei Cloud-Infrastrukturen gibt es keine Perimeter-Geräte wie bei On-Premises-Set-ups. Stattdessen wird die ‚Identität‘ selbst zum neuen Perimeter, da Benutzeridentitäten für den Zugriff auf Cloud-basierte Anwendungen von verschiedenen Standorten, Geräten und Netzwerken aus verwendet werden.“

connect professional: Welche kurz- und langfristigen Wachstumsziele verfolgt ManageEngine in der DACH-Region und wie will sich ManageEngine in diesem Markt von seinen Wettbewerbern abgrenzen?

Kumar J.: In den vergangenen drei bis vier Jahren haben wir im DACH-Markt ein konstantes Wachstum von 25 Prozent erzielt, sowohl beim Umsatz als auch bei der Kundengewinnung. Auch unsere Cloud-Produktpalette hat mit einer jährlichen Wachstumsrate von derzeit 30 Prozent starkes Wachstum verzeichnet, denn wir bieten eine integrierte Produktpalette an, die unseren Kunden einen hohen Mehrwert für ihre IT-Management-Anforderungen bietet. Darüber hinaus bieten wir die Flexibilität, zwischen On-Premises- und Cloud-Angeboten zu wählen.

Diese Vorteile führen dazu, dass die Mehrheit unserer Kunden einen kontinuierlich größeren Anteil unserer Produktpalette für die Verwaltung ihrer IT nutzen. Deshalb bauen wir unsere Teamstärke vor Ort ebenfalls kontinuierlich aus, um den Markt noch tiefer zu durchdringen und insbesondere das Enterprise-Segment noch besser bedienen zu können.

connect professional: Im Bereich der Cloud-basierten Sicherheitslösungen herrscht ein großer Innovationsdruck. Was sind die neuesten Innovationen von ManageEngine in diesem Bereich und wie passen diese Lösungen zur wachsenden Nachfrage nach mehr Flexibilität und Skalierbarkeit?

Kumar J.: Bei Cloud-Infrastrukturen gibt es keine Perimeter-Geräte wie bei On-Premises-Set-ups. Stattdessen wird die „Identität“ selbst zum neuen Perimeter, da Benutzeridentitäten für den Zugriff auf Cloud-basierte Anwendungen von verschiedenen Standorten, Geräten und Netzwerken aus verwendet werden. ManageEngine bietet ein universelles Verzeichnis für Cloud-IAM, das SSO, MFA und Zugriffsverwaltung durch Identitätslebenszyklus-Management in dynamischen Umgebungen ermöglicht. Es unterstützt auch das Zero-Trust-Prinzip und lässt sich in CASBs integrieren, um Identitäten zu überwachen, Cloud-Ereignisse sichtbar zu machen, Compliance-Reports zu erstellen und Sicherheitsmaßnahmen (wie Datenüberwachung und Deep Packet Inspection für Ransomware und Malware) durchzuführen. Diese Lösungen sind als SaaS-Modell verfügbar und bieten Unternehmen jeder Größenordnung Flexibilität und Skalierbarkeit bei der Bereitstellung.

connect professional: Welche Trends gibt es aktuell im Bereich Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM)?

Kumar J.: Die Trends, die wir im Bereich Identitäts- und Zugriffsmanagement aktuell beobachten, umfassen:

  • Das Zero-Trust-Prinzip: Kontinuierliche Überprüfungen mit kontextbezogenem Zugriff.
  • Authentifizierung ohne Passwörter: Zunehmende Nutzung biometrischer Authentifizierungsmethoden sowie FIDO2 (per Sicherheitsschlüssel oder mobiler Endgeräte).
  • Cloud-natives IAM: Skalierbarkeit, Flexibilität und nahtlose Integration in Cloud-Dienste wie Amazon Web Services, Microsoft Azure und die Google Cloud Platform für mehr Sicherheit und einfachere Verwaltung.
  • Identitätsorchestrierung: Integration mit mehreren Identitätsanbietern- und -systemen für einheitliche, automatisierte Bereitstellung und Aufhebung von Bereitstellung für Kontozugriffe.
  • Adaptive Authentifizierung: Anpassung von Authentifizierungsmethoden an verschiedene Kontexte, beispielsweise Szenarien mit geringem und hohem Risiko, sowie Einsatz von künstlicher Intelligenz und Machine Learning zur Erkennung und Prävention von Cyberbedrohungen durch eine Analyse von Benutzerverhaltensmustern und Identifizierung von Anomalien.

connect professional: Wie passt sich ManageEngine an immer strengere Datenschutzanforderungen und -vorschriften sowie immer komplexere Cyberbedrohungen an?

Kumar J.: Als Unternehmen steht bei ManageEngine Datenschutz an erster Stelle. Zunächst halten wir uns selbstverständlich an Vorschriften wie die DSGVO und ISO 27001. Zusätzlich dazu unterstützen wir auch unsere Kunden dabei, die jeweiligen, für ihre Branche relevanten Vorschriften einzuhalten – sei es die DSGVO, HIPAA, SOX, PCI DSS usw. – indem wir die verfügbaren Reports in unserer Produktsuite kontinuierlich erweitern.

Was unsere Cloud-Angebote betrifft, so erwarten unsere Kunden, dass ihre Daten lokal gespeichert werden. Deshalb verfügen wir über zwei Rechenzentren in Europa (in den Niederlanden und in Irland). Unsere Rechenzentren entsprechen zudem Vorschriften wie der DSGVO, ENS, Cyber Essentials, SOC Typ 2 und ISO 27701.

connect professional: Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei der Weiterentwicklung der ManageEngine-Produkte?

Kumar J.: Im Rahmen unserer Produktkapazitäten bieten wir seit mehr als fünf Jahren KI- und ML-Funktionen an. Die Anwendungsfälle dieser Funktionen umfassen IT-Automatisierung, Kapazitätsmanagement, Chatbots, Anomalieerkennung und das Festlegen adaptiver Schwellenwerte, die speziell auf die Anforderungen des IT-Managements zugeschnitten sind. Was Generative AI-Funktionen betrifft, so arbeiten wir in diesem Bereich auch mit Drittanbietern zusammen, wobei unsere Kunden entweder unsere KI-Plattform zur Integration nutzen oder ihren eigenen Schlüssel zur Integration mit ihren KI-Dienstleistern mitbringen. Kurz- bis langfristig wollen wir auch unsere eigenen Sprachmodelle entwickeln, um den IT-Abteilungen unserer Kunden zusätzlichen, kontextbezogenen Mehrwert zu bieten.


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