Venture Capital

»Gelder bei Investoren sind im Überfluss vorhanden«

23. Januar 2020, 12:00 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Harter Durchgriff bei Krisen

CRN: Gerade die hiesigen Gründer von mittelständischen VADs tun sich bei VCs schwer. Sie fürchten eine Fremdbestimmung. Zu recht?
Riedlbauer: Ein reiner Wachstumsinvestor/VC, der eine Minderheitsposition hält, übt üblicherweise keine Fremdbestimmung aus. Er hat aber Kontroll- und Vetorechte. Bei wesentlichen Themen wird daher gemeinsam entschieden. VCs sind aber gleichzeitig auch gute Sparringspartner.

Auch ein Private Equity-Investor, der häufig die Mehrheit der Anteile halten will, sieht sich als Partner des Managements. Die Manager der PE-Fonds sind meist Finanzexperten, aber keine klassischen Manager einer Tech-Firma. Darüber sind sich die Fonds-Manager auch meist selbst im Klaren. Daher wissen sie, dass sie nur gemeinsam mit den Gründern beziehungsweise  dem Management eine Firma zum Erfolg führen können. Weil sie aber die Mehrheit der Anteile halten, können sie natürlich deutlich stärker mitsprechen. Bei Firmenkrisen greifen die PE-Manager – wenn notwendig – natürlich auch hart durch.

 

»Unternehmer, die ihre Firma an Private Equity-Investoren mehrheitlich verkaufen möchten, erzielen im Moment sehr gute Bewertungen«

 

Meiner Ansicht nach überwiegen aber die Vorteile deutlich: Mit einem VC-Investor kann ein Unternehmen deutlich schneller seine Produkte weiterentwickeln und Marktanteile gewinnen. Ein PE-Investor ermöglicht, dass die Gründer und Anteilseigner einen substanziellen Teil des Firmenwerts realisieren und weiter beteiligt bleiben. Außerdem stellt der PE-Investor Knowhow und Finanzierung bereit, um Zukäufe im Inland und Ausland zu tätigen. Infinigate und Exclusive Networks sind gute Beispiele für VADs, die durch PE-Investoren organisch und durch Zukäufe besonders schnell wachsen.

 

CRN: Die Private Equity-Branche wächst, sowohl was die Zahl der Anbieter als auch das Anlagevolumen insgesamt betrifft. Gibt es denn überhaupt genügend Anlageziele vor allem im deutschen Markt?
Riedlbauer: Nein. Hochqualitative Investment-Möglichkeiten sind knapp, die Gelder bei PE-Investoren hingegen im Überfluss vorhanden. Unternehmer, die ihre Firma an Private Equity-Investoren mehrheitlich verkaufen möchten, erzielen im Moment sehr gute Bewertungen.

 

CRN: Das IPO als Exitvariante bleibt nach dem Ende des Neuen Markts wohl noch lange geschlossen. Wie monetarisieren VCs ihre Investments?
Riedlbauer: Es gibt zwar wenig IPOs, aber es gibt sie weiterhin. Bekannte Beispiele aus jüngerer Zeit aus der IT-Branche sind beispielsweise Teamviewer und Nfon. Wichtig zu wissen ist, dass sich kein Investor ausschließlich auf eine Exit-Option verlässt. Auch der Verkauf an einen strategischen Käufer sowie an einen Private Equity-Investor sind weitere gute Exit-Möglichkeiten.

Teamviewer wurde zum Beispiel 2005 gegründet und im Jahr 2009 zuerst an die Portfolio-Firma GFI Software von Insight Venture Partners verkauft. 2014 wurde die Firma dann an Permira weiterverkauft und schließlich letztes Jahr mit großem Erfolg an die Börse gebracht. Scout24, HelloFresh, Zalando, Rocket Internet und Delivery Hero sind weitere gute Beispiele, die zeigen, dass es in Deutschland durchaus möglich ist, deutsche Technologiefirmen an die Börse zu gehen, wenn auch seltener als in den USA.

 

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. »Gelder bei Investoren sind im Überfluss vorhanden«
  2. Harter Durchgriff bei Krisen

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu acmeo cloud-distribution

Weitere Artikel zu Ebertlang Distribution GmbH

Weitere Artikel zu Infinigate AG

Weitere Artikel zu sysob IT Distribution GmbH & Co. KG

Weitere Artikel zu Branchenlösungen

Weitere Artikel zu RZ-Kühlung

Matchmaker+