Ein weiterer Grund für die gute Laune im Drucker-Markt ist die in radikaler
Geschwindigkeit stattfindende digitale Transformation. Eigentlich paradox, schließlich stellt sie mit ihren digitalen Alternativen zum klassischen Drucken und Abheften einen Frontalangriff auf das Jahrzehnte gut laufende Kerngeschäft dar. Doch birgt sie mit ihrer Datenflut auch immense Chancen, welche die Branche in Goldgräber-Manier für sich nutzen will. »Dank immer stärker vernetzter Technologien wie sozialer Netzwerke, Mobile- und Cloudtechnologien sowie Big Data wird die Zahl an Dokumenten und Daten weiter exponentiell zunehmen«, ist sich der Lexmark Channel-Chef Michael Lang im Gespräch mit CRN sicher. Dieser Anstieg führe dazu, dass trotz der allgemeinen Rückläufigkeit im Print-Segment die absolute Zahl an Ausdrucken stabil bleiben werde. »Der Wettbewerbs- und Preisdruck auf dem Druckermarkt wird weiter zunehmen, die fortschreitende Digitalisierung die Geschäftsmodelle weitestgehend verändern.« Um die damit einhergehenden Wachstumschancen zu nutzen, empfiehlt Lang seinen Fachhandelspartnern, sich auf eine engere Verzahnung von Hardware- und Software-lösungen zu konzentrieren. Lexmark selbst hat sich die aktuelle Entwicklung zu Herzen genommen und in den vergangenen Jahren für nicht weniger als zwei Milliarden Dollar zahlreiche Softwarefirmen und deren Knowhow übernommen. »Neben dem Output-Management bieten wir vor allem auch Lösungen in den Bereichen Weiterleitung, Erfassung und Verfügbarmachen von Daten an.« Lang beschreibt Lexmarks Weg als eine Entwicklung hin zu einem End-to-End-Provider, der verschiedene Lösungen zusammenführt, um komplette Konzepte aus einer Hand anbieten zu können.
Doch Lang sieht auch Risiken, wenn Fachhändler die Digitale Transformation unterschätzen oder auf die lange Bank schieben. »Der Wandel ist bereits da und sollte so schnell wie möglich in Angriff genommen werden«, betont der Lexmark-Manager. Je stärker die Digitalisierung voranschreite, desto konsequenter würden die Marktteilnehmer — insbesondere auch der Fachhandel — mit ihren Lösungen einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen müssen. Als gutes Beispiel sieht Lang Managed Document Services (MDS). Diese Serviceleistungen bauen auf einem intelligenten und ausgereiften Print- und Document-Management auf und können helfen, Medienbrüche, Doppler und Streuverluste zu überwinden und Prozesse aus einer Hand nahtlos, schnell und effizient zu gestalten. Gleichzeitig ebnen moderne Dokumentenstrategien den Weg für den Einsatz von Analysetools für die Strukturierung von Big Data. Fachhändler können ihren Unternehmenskunden helfen, aus der Flut von Daten die relevanten Daten herauszufiltern, um ihnen beispielsweise eine zielgerichtetere Kundenansprache und somit bessere Geschäftsergebnisse zu ermöglichen. Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung von DMS- und ECM-Strategien ist, dass die unterschiedlichen Daten- und Dokumentensysteme kompatibel zueinander sind. Beispielsweise müssen auch Smartphones und Tablets in ein mobiles Content Management-System integriert sein. Auch eine Zusammenarbeit zwischen IT- und anderen Fachabteilungen gewinnt innerhalb der Unternehmen an Bedeutung. »IT-Abteilungen müssen ihre Unternehmen in die Lage versetzen, mit Hilfe der IT Geld zu verdienen, anstatt wie bisher nur zu sparen«, so Lang. Hier könne der Fachhandel für seine Kunden eine große unterstützende Rolle spielen und sie beim Prozess des Change Managements hin zum digitalen Wandel eng begleiten.
Auch OKI-Manager Sepold hat die Digitale Transformation als »Trendthema« für die Druckerbranche ausgemacht. »Hier werden in nächster Zeit sowohl das Tempo als auch der Umfang sicherlich zulegen.« Für Sepold zählt, auf intelligente Produkte zu setzen und es kleinen Unternehmen und Mittelständlern zu erlauben, kostengünstig in die Digitalisierung einzusteigen. Fachhändler müssen ihren Kunden individuelle und flexible Lösungen anbieten können. »Viele Kunden scheuen jedoch den Einstieg, weil sie damit zum Beispiel hohe Kosten und enorme Sicherheitsrisiken verbinden.« Dabei stellt in einem voll digitalisierten Dokumentenprozess der Ausdruck auf Papier das Sicherheitsrisiko Nummer Eins dar, da in diesem Moment sichergestellt werden muss, dass nur befugte Personen Zugriff auf das Dokument erhalten. Eine Problemstellung, für die es jedoch zahlreiche erprobte Autorisierungslösungen gibt, die per Mitarbeiterkarte am Drucker, NFC-Verbindung mit freigeschalteten Smartphones oder mit Einmalpasswörtern, die an das entsprechende mobile Endgerät geschickt werden, arbeiten.
Allerdings geistert das »Papierlose Büro« schon seit Jahren durch Marketingbroschüren und Strategiepapiere, ohne dass die vollkommene Abkehr vom Papier in greifbare Nähe gerückt ist, wie auch Jörn von Ahlen, neuer Marketingleiter bei Epson Deutschland, anmerkt: »Obwohl die digitale Dokumentenverarbeitung in bestimmten Bereichen Vorteile bietet, wird auch in Zukunft ein Großteil der Bürodokumente gedruckt werden.«