Process-Mining-Technologie hat in vielen Unternehmen bereits Einzug gehalten. Damit können Geschäftsprozesse verbessert und effizienter gemacht werden. Allerdings gab es dabei auch Grenzen – neue Möglichkeiten verspricht „Object-Centric Process Mining“ (OCPM).
Viele Unternehmen setzen bereits seit Jahren auf die Process-Mining-Technologie, um ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern und effizienter zu arbeiten. Allerdings sehen sich Organisationen heute weltweit mit einem zunehmend unberechenbaren Geschäftsumfeld konfrontiert. Umso wichtiger wird es, zu sehen und zu verstehen, wie Geschäftsprozesse miteinander verflochten sind und ganzheitlich verbessert werden können. Bislang war es mit herkömmlichen Tools zur Analyse und Optimierung von Prozessen nicht möglich, diese prozessübergreifend zu erfassen, zu modellieren und auszuwerten. Mit einer konsequenten Weiterentwicklung der Technologie – dem „Object-Centric Process Mining“ (OCPM) – wird das nun Realität.
Obwohl Process Mining sehr leistungsfähig ist, gab es bislang einige limitierende Faktoren. So werden beim traditionellen Process-Mining-Ansatz nur einzelne isolierte Prozesse – wie beispielsweise in der Kreditoren- oder Debitorenbuchhaltung oder der Beschaffung – betrachtet. Zudem muss die Datenextraktion und -umwandlung aus den relationalen Datenbanken je nach Ereignis wiederholt werden. Denn jedes Event ist mit einem einzigen Objekttyp (einer Fall-ID) verknüpft; wird eine andere Sichtweise auf einen Prozess gewünscht, muss eine komplett neue Datenextraktion vorgenommen werden. Zudem kann die dreidimensionale Realität bisher nur in Form von Ereignisprotokollen und -modellen in 2D abgebildet werden.
Object-centric process mining (OCPM) ist ein neuartiger Ansatz für Process Mining und Execution Management, der die Grenzen herkömmlicher Techniken überwindet und es Unternehmen ermöglicht, die Komplexität moderner Geschäftsabläufe besser zu visualisieren und zu analysieren. Anstelle von fallzentrierten Ereignisdaten wie beim traditionellen Process Mining werden bei OCPM objektzentrierte Ereignisdaten verwendet. Damit deckt OCPM das Zusammenspiel zwischen den Objekten in Prozessen – wie Bestellungen, Lieferungen, Rechnungen – auf, während sie sich durch ihren zusammenhängenden Lebenszyklus bewegen.
Schauen wir uns zum Beispiel eine Sales Abteilung an: Process Mining erfasst klassischerweise, was hier passiert, indem es den digitalen Fußabdruck von Dokumenten – wie beispielsweise Aufträgen – erfasst. Aber der Vertrieb arbeitet nicht isoliert. Ereignisse, die während eines Sales-Prozesses auftreten, wirken sich auf andere Abteilungen aus, so spielen auch Produktion, Beschaffung, Lagerhaltung und Finanzen eine wichtige Rolle. Jede dieser Abteilungen arbeitet mit unterschiedlichen Objekten. Die Finanzabteilung zum Beispiel mit Rechnungen, die Produktionsabteilung mit Produktionsaufträgen und die Vertriebsabteilung mit Sendungen. Bislang wurde jedes dieser Objekte isoliert betrachtet. Bei realen Prozessen sind jedoch mehrere Objekte beteiligt. Mit OCPM lassen sich genau diese Interaktionen und Zusammenhänge abbilden und Prozesse demnach realitätsnäher visualisieren, analysieren und verbessern.