Ist Ihr Unternehmen enkelfähig?

Kyndryls Sustainability-Ansatz

18. August 2025, 11:50 Uhr | Diana Künstler
Kerstin Haubold ist seit Mitte Juli Sustainability Leader bei Kyndryl. Sie ist überzeugt: „Der größte Hebel liegt oft nicht in großen Plänen, sondern in kleinen, intelligenten Optimierungen.“
© Kyndryl

Nachhaltigkeit in der IT ist kein Lippenbekenntnis, sondern ein strukturelles Transformationsprojekt. Kyndryl verfolgt diesen Ansatz mit technologischem Know-how, politischer Klarheit und praxisnaher Umsetzung – geleitet von einer neuen Rolle mit klarer Mission.

Mit der neuen Rolle des „Sustainability Leader“ für Deutschland verleiht Kyndryl, ein führender Anbieter von unternehmenskritischen Technologiedienstleistungen, dem Thema Nachhaltigkeit strategisches Gewicht und personelle Sichtbarkeit. Kerstin Haubold, die diese Position inne hat, sieht darin mehr als ein formales Bekenntnis: „Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen – intern wie extern, gegenüber unseren Kunden und Partnern.“ Dass die Stelle eigens geschaffen wurde, sei Ausdruck dieser Haltung. „Nachhaltigkeit ist kein Add-on. Sie braucht Führung, jemanden, der das Thema wirklich treibt.“

Ziel sei es, IT-Kompetenz und nachhaltige Strategien zu verbinden, sowohl bei Infrastrukturfragen wie der Energieeffizienz in Rechenzentren als auch beim Aufsetzen von ESG-konformen Reportings. Letztere seien in der Umsetzung oft klassische BI-Projekte: „Man muss Daten aus Silos holen, prüfen, umrechnen und so aufbereiten, dass sie Reporting-Anforderungen erfüllen und das, ohne die Quellsysteme zu belasten.“

Neben der technischen Perspektive geht es auch um klare Strukturen: „Wenn das Leadership nicht dahintersteht, wird das Ziel aus dem Blick verloren. Du brauchst eine klare Ausrichtung, so etwas wie einen Nordstern“, so Haubold im Gespräch mit connect professional. Nachhaltigkeit sei ein Querschnittsthema, das Brückenbauer brauche, die Business- und IT-Seite verstehen. „Wenn die nicht dieselbe Sprache sprechen, scheitert jedes Projekt.“

Vom Rechenzentrum bis zum Reporting: IT als Nachhaltigkeitspartner

Kyndryl verfolgt einen umfassenden Nachhaltigkeitsansatz, der weit über interne Maßnahmen hinausreicht. Zentrale Säule ist der „Kyndryl Sustainability Advisor“ (KSA), eine moderne SaaS-Plattform, die IT-Infrastrukturen analysiert und Optimierungspotenziale aufzeigt. „Der KSA kann den CO₂-Fußabdruck über alle IT-Komponenten hinweg erfassen, ob im eigenen Rechenzentrum, in der Cloud oder in von Kyndryl betriebenen Infrastrukturen. Und er schlägt sogar vor, wie sich durch Hardwaretausch oder Konsolidierung Emissionen senken lassen.“ Das Tool geht laut Haubold über klassisches Reporting hinaus: Mithilfe von KI lassen sich Simulationen durchführen, etwa Lastverlagerung in CO₂-neutralere Umgebungen oder automatisiertes Kapazitätsmanagement. Besonders für global tätige Mittelständler mit komplexer IT sei das interessant. „Wo die Infrastruktur verteilt und komplex ist, ist es schwierig den Überblick zu behalten, dafür ist das ein echter Hebel.“

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

„Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehören untrennbar zusammen. Wer sie trennt, verschenkt Synergien.“

Dabei versteht sich Kyndryl nicht als Konkurrenz klassischer Strategieberatungen. „Wir kommen von der Technologie, nicht aus der Unternehmens-Strategie. Unser Anspruch ist: Ärmel hochkrempeln und machen“, sagt Haubold. Beratung, Reporting-Kompetenz und IT-Know-how greifen ineinander. Change Management gehört explizit dazu: „Wir haben eine starke Truppe dafür und den Vorteil, dass wir bei unseren Kunden bereits mit konkreten Lösungen im Unternehmen verankert sind.“ Dass dieser Ansatz funktioniert, belegt laut Anbieter auch die Auszeichnung von Kyndryl als einer der ersten IT-Dienstleister im Rahmen des Google Cloud Partner Advantage Program. Das Unternehmen erhielt das Label „Google Cloud Ready – Energy & Carbon“ für seine Expertise in der Unterstützung von Unternehmen, den Energieverbrauch und die CO₂-Emissionen ihrer IT systematisch zu erfassen und zu senken – etwa beim Betrieb von Rechenzentren oder beim Einsatz von KI-Anwendungen.

Green Guild, Automatisierung und IT-Security

Nachhaltigkeit wird bei Kyndryl nicht nur top-down organisiert. Schon vor der Schaffung der neuen Führungsrolle entstand eine freiwillige „Green Guild“. „Wir waren anfangs 14 Leute weltweit. Jetzt sind wir fast 500“, berichtet Haubold. Alle zwei Wochen tauschen sich die Mitglieder über regulatorische Entwicklungen, interne Projekte und neue Kundenideen virtuell aus.

Kerstin Haubold, Kyndryl
Kerstin Haubold: „Ein sicheres System ist ein nachhaltiges System. IT-Security gehört ins Zentrum jeder ESG-Strategie.“
© Kyndryl

Dabei zeigt sich: Nachhaltigkeit betrifft auch IT-Sicherheit, Resilienz und Automatisierung. „Wenn ich Desaster-Recovery-Prozesse automatisiere, gewinne ich Sicherheit, entlaste Menschen in Stresssituationen und schaffe nachhaltige Stabilität. “, erklärt die Nachhaltigkeitsverantwortliche.

Datensicherheit, DSGVO-Konformität und Systemverfügbarkeit sieht sie als festen Bestandteil nachhaltigen Handelns ebenso wie Ressourcenoptimierung. „Was ich nicht verbrauche, muss ich nicht kompensieren.“

Ein Beispiel für innovatives Denken ist der Einsatz von Edge-AI: „Forschungsprojekte in der Schweiz und Österreich zeigen, dass es möglich ist, spezialisierte, kleine KI-Modelle direkt vor Ort laufen zu lassen, ohne Daten mit der Cloud austauschen zu müssen. Das spart Energie und reduziert Latenz“, sagt Haubold. Diese Art von „Technologie im Dienst der Nachhaltigkeit“ sei ein Zukunftsmodell, auch für industrielle Szenarien.

Der lange Weg zur „Enkelfähigkeit“

Kerstin Haubold ist überzeugt: Nachhaltigkeit beginnt bei Struktur und Haltung und nicht bei PR-gerechten Einzelmaßnahmen. Greenwashing-Vorwürfe sind ihr daher ein Dorn im Auge. „Wenn man solide und transparent arbeitet, muss man sich nicht verstecken. Aber viele Unternehmen zögern, sich öffentlich zu positionieren – teils aus Angst, teils aus interner Komplexität.“

Ein weiteres Hindernis sieht sie in den Silo-Strukturen vieler Organisationen. Für wirkungsvolles ESG-Reporting sei Zusammenarbeit unerlässlich. IT, Controlling und Nachhaltigkeits-Management müssen dafür eng zusammenarbeiten. „Wer als Sustainability Manager neu ins Unternehmen kommt, braucht Mentoren, um nicht zu scheitern. Denn ohne  Erfahrung zu Firmenstrukturen beziehungsweise -kulturen und Netzwerk geht da gar nichts.“

Auch die Regulatorik müsse realistischer werden: „Wenn ich aufgrund kritischer Infrastruktur ein L4-Rechenzentrum betreiben muss, lässt sich der PUE-Wert regulatorisch kaum erfüllen. Das wird derzeit zu pauschal betrachtet.“ Statt Gießkannenregeln bräuchte es technologieorientierte Differenzierung und Berücksichtigung von anderen Regulatoriken und idealerweise Anreizprogramme, keine Strafsysteme.

Der Trend geht dennoch in die richtige Richtung: Laut dem jährlich erscheinenden „Kyndryl Sustainability Barometer“ verstehen 60 Prozent der befragten Unternehmen Nachhaltigkeit inzwischen als gemeinsames Ziel über alle Funktionen hinweg. Auch das Bewusstsein für IT als Hebel für Nachhaltigkeit wächst, doch es mangelt vielerorts noch an stringenter Umsetzung und technologischer Durchgängigkeit. „Viele tun inzwischen mehr, auch wenn sie noch wenig darüber reden. Das ist gut, denn es zeigt: Nachhaltigkeit wird zur echten Praxis.“

Was Kerstin Haubold antreibt, ist das langfristige Ziel: „Nachhaltigkeit heißt für mich: Kann das Unternehmen auch in 20 Jahren noch bestehen? Ist es enkelfähig?“


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Kyndryl

Weitere Artikel zu Kyndryl

Weitere Artikel zu Nachhaltigkeit

Weitere Artikel zu Cyber-Security

Weitere Artikel zu Cyber-Security-Lösungen

Matchmaker+