Evolution statt Umbruch

Lancoms Führungsteam setzt auf Kontinuität mit Weitblick

24. Juli 2025, 11:20 Uhr | Diana Künstler
Constantin von Reden (li.) und Robert Mallinson sind seit März das neue Geschäftsführer-Duo von Lancom Systems.
© Lancom Systems

Seit März führt ein neues Duo Lancom Systems – ohne großes Aufheben, aber mit klarer Linie. Während Konzerne fusionieren, setzt der Aachener Netzwerkspezialist auf strategische Kontinuität, Partnernähe und greifbare digitale Souveränität.

Lancom Systems setzt auf ein neues Führungsduo, um die Erfolgsgeschichte des deutschen Netzwerkspezialisten fortzuschreiben. Nach dem Rückzug von Gründer Ralf Koenzen in den Aufsichtsrat übernehmen seit März 2025 Constantin von Reden und Robert Mallinson die operative Verantwortung.

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Erfahrung trifft frische Perspektive

Während von Reden die strategische Ausrichtung und den Brückenschlag zum Mutterkonzern Rohde & Schwarz verantwortet, bleibt Mallinson als Co-Geschäftsführer weiterhin das Gesicht zum Channel. Für von Reden, der zuvor Geschäftsführer bei Frequentis Comsoft und in Managementpositionen bei Rohde & Schwarz tätig war, war der Schritt zur Lancom Systems ein logischer: „Die Firma ist hervorragend positioniert – mit starken Produkten und einem erfahrenen Team. Über Synergien mit unserem Mutterkonzern weitere Potentiale zu heben war für mich reizvoll.“ Seine Expertise in Softwareprozessen sei für das Unternehmen ein Gewinn, da Lancom inzwischen zu immer größer werdenden Anteilen ein Softwareunternehmen sei. Als „Brückenbauer“ zu Rohde & Schwarz sieht er seine Kernaufgabe in der strategischen Weiterentwicklung: „Wir bauen auf das Bestehende und entwickeln es evolutionär weiter. Disruption ist nicht unser Anspruch – Wirkung schon.“

Der Austausch mit Ralf Koenzen, der weiterhin als Bereichsleiter bei Rohde & Schwarz agiert, sichert dabei Kontinuität und Wissenstransfer. „Es geht nicht darum, etwas zu zerstören, das in 23 Jahren aufgebaut wurde“, sagt von Reden im Gespräch mit connect professional. „Sondern darum, die Organisation evolutionär weiterzuentwickeln; mit strategischer Weitsicht und einer klaren Zukunftsvision.“ Mallinson ergänzt diese Perspektive aus Vertriebssicht: „Für den Channel ändert sich wenig, aber wir schärfen unsere Profile weiter und nutzen neue Impulse.“

Märkte, Partnerschaften und Konzern-Synergien

Was heißt das nun konkret? Unter anderem Folgendes: Die angestammten Kernsegmente – Retail, Healthcare, Public Sector und Education – bleiben zentral. Durch technologische Ergänzungen wie Wi-Fi 7, ein komplettiertes Switching-Portfolio und neue Cloud-Funktionen adressiert Lancom Systems aber auch neue Kundengruppen. Besonders im Schulbereich zeigt sich die Nähe zum Markt: In einem konkreten Fall entwickelte ein Lancom-Partner eine App, mit der Lehrkräfte das WLAN im Unterricht temporär deaktivieren können. Ein Feature, das aufgrund individueller Anforderungen entstand und gemeinsam umgesetzt wurde. „Solche individuellen Anforderungen können wir gemeinsam mit unseren Partnern schnell umsetzen. Das unterscheidet uns von vielen großen Anbietern“, erklärt Mallinson.

Auch der Gesundheitsbereich wird ausgebaut, sowohl im deutschsprachigen Raum als auch in Benelux. Dabei geht es nicht nur um klassische Krankenhäuser, sondern zunehmend auch um kleinere Praxen, Pflegeeinrichtungen und therapeutische Versorgungszentren. Ein neuer Ansatz ist die Integration eines Clients für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur über einen Docker-Container direkt auf Lancom-Firewalls – ohne zusätzliche Hardware beim Kunden. „Gerade für nicht-IT-affine Einrichtungen wie Physiotherapiepraxen ist das ein echter Gamechanger“, so Mallinson. Darüber hinaus unterstützen spezialisierte Partner bei der Beantragung von Fördermitteln, etwa im Rahmen des DigitalPakts 2.0 oder kommunaler Bildungsinitiativen. Für viele Schulen, aber auch kleinere Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen, ist diese Beratung ein wichtiger Zugang zu technischer Modernisierung.

Constantin von Reden, Lancom Systems
Constantin von Reden verantwortet als Geschäftsführer von Lancom Systems vorrangig die Unternehmensstrategie und das Produktportfolio des Aachener Unternehmens: „Die Integration in Rohde & Schwarz eröffnet uns neue Märkte. Wir nutzen diese Synergien jetzt ganz gezielt.“
© Lancom Systems

Besonderes Augenmerk liegt für die Aachener nach wie vor auf dem Thema Support und Services. Mit einem Service Provider License Agreement (SPLA) können Partner eine flexible monatliche Abrechnung anbieten. Zudem wird das Schulungsangebot ausgebaut: Zertifizierungen sind inzwischen vollständig online und international verfügbar. Auch englischsprachige Trainingsangebote wurden geschaffen – ein Schritt, der die zunehmende Europäisierung des Geschäfts unterstreicht.

Ein weiterer Fokus liegt auf der strategischen Verzahnung mit Rohde & Schwarz: Gemeinsame Vertriebsansätze mit der Tochter Rohde & Schwarz Cybersecurity (RSCS), etwa für Landesnetze oder sicherheitskritische Kommunikation, werden gezielt ausgebaut. „Wir sehen großes Potenzial, künftig standardmäßig in Konzernlösungen mitgedacht zu werden“, betont von Reden.

Digitale Souveränität konkretisiert

Zentrale Klammer der strategischen Ausrichtung bleibt die digitale Souveränität; ein Begriff, den von Reden klar definiert: „Unsere Kunden sollen technologisch selbstbestimmt handeln können. Und das ohne intransparente Abhängigkeiten, mit voller Datenhoheit.“ Diesen Anspruch gelte es in allen Produktentwicklungen mitzudenken: von der Cloud über die Firmware bis hin zur physischen Infrastruktur. Dass die Software in Deutschland entwickelt wird, ist dabei zentraler Bestandteil des Versprechens.

Doch der gesetzliche Rahmen hemmt mitunter. Die beiden Geschäftsführer kritisieren, dass etwa Sicherheitszertifizierungen durch das BSI extrem aufwendig und zeitintensiv sein können. Erste Hoffnungen setzt man in Digitalminister Karsten Wildberger, der auf dem Bitkom-Sommerfest angekündigt hatte, Prozesse zu vereinfachen.

Gleichzeitig engagiert sich Lancom in staatlich initiierten Innovationsformaten wie dem GovTech Campus. Ziel: gemeinsam mit Verwaltung und Industrie marktfähige Lösungen für kritische Infrastrukturen zu schaffen. Mit Blick auf Projekte wie zum Beispiel OpenDesk, bei dem eine souveräne Applikation auf Open-Source-Basis aufgebaut wird, betont Mallinson: „Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass bei all den Applikationsinitiativen das Netzwerk nicht vergessen wird.“

Nachhaltigkeit, Cloud-Feedback und Internationalisierung

Robert Mallinson, Lancom Systems
Robert Mallinson, Co-Geschäftsführer und verantwortlich für die Vertriebs- und Kundenstrategie bei Lancom Systems: „Unsere große Partnerbasis ist kein Ballast, sondern eine Quelle echter Innovationskraft.“
© Lancom Systems

Auch ökologische Aspekte treiben das Aachener Unternehmen voran. Im neuen Wi-Fi-7-Line-up wurden Sustainability-Modi integriert, die Funkmodule dynamisch abschalten. Gleiches gilt für nicht genutzte Netzwerk-Ports des Switch-Portfolios. In großen Installationen wie Schulen oder Handelsfilialen lässt sich damit Energie und damit bares Geld sparen.

Wichtige Impulse kommen aus dem Partnernetz: Beim Summit im Mai formulierten viele Reseller klare Anforderungen, insbesondere in puncto Cloud-Funktionalitäten, Energiemanagement und Schulungsbedarf. Die Roadmap wird laut Mallinson eng mit diesen Anforderungen abgeglichen. „Updates der Lancom Management Cloud erfolgen im Drei-Wochen-Rhythmus, Ideen von Partnern fließen direkt ein. Daraus bauen wir unsere Visionen.“ Das Trainingsangebot wurde internationalisiert, vollständig digitalisiert und um englischsprachige Formate erweitert. So will Lancom das Know-how im Markt skalieren. Darüber hinaus setzt das Unternehmen vermehrt auf KI-gestützte Tools, etwa zur Automatisierung interner Prozesse und zur Verbesserung des Supports – insbesondere für Partner. „Wir stellen so unser ganzes Wissen den Fachkräften bei unseren Partnern zur Verfügung, um so unsere Lösungen erfolgreich und effizient platzieren zu können“, erklärt Mallinson.

Auch auf europäischer Ebene gibt es Bewegung. Besonders in Frankreich ist Lancom Systems aktiv, unter anderem mit kommunalen Projekten in der Region Paris. Hilfreich ist dabei die gegenseitige Anerkennung von Sicherheitszertifikaten zwischen dem deutschen BSI und der französischen ANSI. Durch die Konzernstruktur von Rohde & Schwarz lassen sich in vielen Ländern bestehende Niederlassungen nutzen. „Wir können uns dort andocken – rechtlich wie organisatorisch. Das spart Zeit und Ressourcen“, so von Reden.

Fazit

Die neue Doppelspitze bei Lancom Systems steht für einen Führungswechsel, der auf Kontinuität und schrittweise Weiterentwicklung setzt. Anstatt grundlegende Kursänderungen einzuleiten, orientieren sich Constantin von Reden und Robert Mallinson an bestehenden Stärken und setzen auf langfristige Partnerschaften, technologische Anpassung und politische Vernetzung. In einem sich konsolidierenden Marktumfeld – etwa durch Fusionen wie die von HP und Juniper – beobachtet Lancom die Entwicklungen genau. Das Unternehmen sieht seine Chance in der Kombination aus europäischer Wertorientierung, technologischer Anpassungsfähigkeit und der engen Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern.


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