Letztes Jahr sei auch noch nicht alles optimal gelaufen, räumt Lindner ein. Für die erste IFA des neuen Messeveranstalters Clarion hatte es viel Kritik von den Ausstellern gegeben (connect professional berichtete). Die Jubiläums-IFA soll deshalb zeigen, wie es besser geht, so dass 2025 die jetzt noch zögerlichen Firmen zurückkommen.
Auch bei den großen CE-Herstellern ist die IFA nicht mehr automatisch gesetzt. Schwergewichte wie Samsung, Sony und Panasonic sind zwar wieder dabei. Linder findet es aber auch wichtig, dass sie wie die IFA selbst ihren Auftritt nicht nur auf B2B ausrichten, sondern das Jubiläum auch als Marketing-Plattform für die Consumer-Ansprache nutzen.
Denn die IFA sei nun mal beides – B2B und B2C. Während es nach innen viel für das wichtige B2B-Publikum gibt, soll die IFA nach außen für die Consumer strahlen. Deshalb hat Lindner im Jubiläumsjahr nicht nur die im letzten Jahr vernachlässigten Endkunden-Events wieder gestärkt. Der beliebte Sommergarten ist wieder da und mit Bryan Adams auch ein Weltstar zum Konzert. Für die Eröffnungs-Gala wird der Kanzler erwartet. Dazu gibt es neue Aktivitäten, die die jüngere Generation ansprechen sollen, wie den „Content Creator Hub“. Und auch das Boomthema AI werde natürlich eine Rolle spielen. „Wir wollen aus der Box „konservative Technik Show“ rauskommen“, so Lindner. „Dafür müssen wir an der einen oder anderen Stelle auch investieren“.
Für B2B sei die IFA zudem als traditionelle Ordermesse nach wie vor wichtig. „Nicht alle Deals werden auf der IFA gemacht, aber viele für das vierte Quartal noch eingetütet. Die IFA ist und bleibt definitiv eine Ordermesse“, so Lindner. Auch der Zeitpunkt Anfang September sei im Vorfeld wichtiger Verkaufsaktionen wie Black Friday, extrem wertvoll.
Deshalb sieht er auch den Fachhandelsbereich Reseller Park auf der IFA positiv und unterstütze die Anfrage auf eine größere Fläche im nächsten Jahr.
Großmessen wie die IFA haben für ihn nach wie vor ihre Daseinsberechtigung. Speziell für die asiatischen Hersteller spielten Messen immer noch eine große Rolle, so Lindner. Aber nicht unbegrenzt viele. Bei Consumer Electronics seien IFA und CES als die beiden größten gesetzt. „Bei den anderen müssen wir zu den 5 größten gehören“. Dafür sei eine klare Fokussierung nötig. „Wir müssen nicht alles machen, sondern klare Schwerpunkte setzen“. Das seien Themen wie KI, aber auch Smart Home & Connectivity und „Innovation for all“. Und die IFA müsse ihren Charakter als Leitmesse wieder stärker hervorheben. „Wir haben uns als IFA zuletzt unter Wert verkauft“.
Dazu gehöre es auch, das Angebot stärker zu kuratieren, so Lindner. Und nicht jeden aufzunehmen, der „bereit ist, Fläche zu bezahlen“. Die IFA dürfe nicht zu China-lastig werden. „Chinesische Hersteller sind wichtig“, betont der IFA-Chef, aber die starken japanischen und koreanischen Hersteller müssten viel selbstbewusster Flagge zeigen. Es gebe beispielsweise so viele spannende koreanische Startups, die er gerne in Berlin sehen würde.
Für einen attraktiven und ausgewogenen Messe-Mix habe man deshalb dieses Jahr auch die „IFA Global Markets“ in die Station Berlin ausgelagert. Die OEM-Anbieter seien wichtig, aber die IFA stehe für Innovation für alle, da passen Komponenten und Zuliefererprodukte nicht so gut rein.
Corona-Delle wieder ausbügeln
Einen Monat vor Beginn ist die IFA laut Lindner gut gebucht und „so gut wie ausgebucht“, es gebe aber noch kleine Möglichkeiten, zu improvisieren. Von den Top 30 Ausstellern des letzten Jahres seien fast alle wieder dabei, darunter Samsung, LG, Panasonic, Hisense. Auch die Weiße Ware ist mit Miele, BSH, AEG, Liebherr, Electrolux gut vertreten.
Er ist optimistisch, dass weitere Aussteller zurückkehren oder neu dazukommen. Auch die nach den Coronajahren zurückgegangenen Besucherzahlen dürften sich erholen. Nach 180.000 im letzten Jahr erwartet Lindner dieses Jahr deutlich mehr Besucher. Festlegen will er sich nicht, hofft aber, dass die 200.000er Marke wieder überschritten wird.