Das Gros der Unternehmen ist allerdings noch lange nicht so weit, eine Data-First-Strategie vom Stapel zu lassen, geschweige denn, das Business darauf aufzubauen. Dies bestätigte eine Umfrage zur Datenreife der Unternehmen, die HPE vor einem Jahr im DACH-Raum als Versuchsballon durchgeführt hatte (LANline berichtete) und die der Konzern jetzt auf globalem Maßstab wiederholen ließ. Die aktuelle Online-Umfrage von YouGov unter 8.600 Führungskräften aus 19 Ländern, darunter 500 aus Deutschland, brachte ein recht ernüchterndes Ergebnis: Auf einer Skala von eins bis fünf erzielten die befragten Organisationen nur einen Datenreifegrad von 2,6. Bedenklich: Deutschland liegt mit 2,4 sogar unter dem internationalen Durchschnitt.
Zur Erläuterung: HPE nutzt ein selbstentwickeltes fünfstufiges Reifegradmodell, um die Fähigkeit von Unternehmen zu bewerten, mit Daten Wertschöpfung zu erzielen. Das Modell berücksichtigt strategische, organisatorische und technische Kriterien. Den untersten Reifegrad 1 bezeichnet HPE als „Datenanarchie“: Datenbestände ruhen applikationsbezogen in Silos, eine unternehmensweite systematische Auswertung gibt es nicht. Die höchste Reifegradstufe 5 nennt HPE „Datenökonomie“, denn hier ist die Datenstrategie Kernbestandteil der Unternehmensstrategie; es gibt einen einheitlichen Zugriff auf interne und externe Datenquellen, man nutzt KI und Analytics und schafft – mitunter ökosystemweit – datengestützte Mehrwerte. Dazwischen liegen die Stufen 2 (Daten-Reporting), 3 (Datenerkenntnisse) und 4 (datenzentrisch), jeweils mit besserem Daten-Management und steigender Relevanz der Daten für den Geschäftserfolg.
Laut der Umfrage liegen über zwei Drittel der Organisationen bislang erst auf den Stufen 2 oder 3. 14 Prozent – in Deutschland sogar 18 Prozent – der befragten Unternehmen und Behörden hängen noch in der Siloanarchie der Stufe 1 fest. 29 Prozent (Deutschland: 36 Prozent) haben Stufe 2 erreicht, 37 Prozent (Deutschland: 35 Prozent) Stufe 3. Nur 17 Prozent (Deutschland: zehn Prozent) agieren bereits datenzentrisch (Stufe 4), während nur magere drei Prozent das Level der Datenökonomie für sich reklamieren können. Unter den deutschen Organisationen sind es ... *blickt nochmal in die Unterlagen* ... sogar nur ein Prozent.
Als Beispielfall für die Vorteile der Datenökonomie nannte der HPE-Chef das Swarm Learning (Lernen im Schwarm): Dezentrales maschinelles Lernen (ML) erlaubt es dabei, ML-Modelle lokal zu trainieren und die Erkenntnisse – nicht aber die internen, potenziell sensiblen Daten – mit anderen Organisationen zu teilen. So beschleunigte laut Neri in einem Projekt der Datenaustausch zwischen Krankenhäusern über Ländergrenzen hinweg Fortschritte bei der Erforschung von Lungenkrankheiten: „Das Modell jedes einzelnen wurde viel genauer, und alle Teilnehmer profitierten davon.“
Die von YouGov Befragten hingegen mussten eingestehen, dass mangelnde Datenreife es ihren Organisationen erschwert, wichtige Ziele zu erreichen. Zu den verfehlten Zielen zählten Umsatzsteigerung (30 Prozent, hierzulande 21 Prozent), Innovation (28 Prozent, Deutschland 19 Prozent), aber auch mehr Nachhaltigkeit (international wie hierzulande 21 Prozent).