Collaboration

180-Grad-Turn für die E-Mail

13. Januar 2020, 11:44 Uhr | Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Channelbasierte Kommunikation bewirkt Kulturwandel

funkschau: Wenn nun aber jeder Zugriff auf alles hat und umgekehrt auch jeder sehen kann, was ich in einem Channel geschrieben habe: Gibt es da in den Unternehmen nicht Vorbehalte bei den Mitarbeitern?
Butting: Die mag es geben. Und ganz klar: Channelbasierte Kommunikation bewirkt auch einen Kulturwandel. Was ich regelmäßig bei Kunden sehe, ist, dass die Mitarbeiter über die ersten Wochen und Monate zunächst selbst davon profitieren, dass sie diesen Zugang haben. Dann fangen sie an umzudenken. Sie wägen von sich aus ab: Gibt es einen Grund, diese Information nicht allgemein zugänglich zu machen? Wir beobachten, dass in Unternehmen, die länger mit Slack arbeiten, der Anteil an öffentlichen Channels kontinuierlich größer wird. Mit der Zeit landen also mehr und mehr Informationen in diesen transparenten Channels.
Darüber hinaus ist es in Slack ja möglich, private Channels oder sogar Direct Messages aufzusetzen. Das empfehlen wir aber nur für den Sonderfall. Wenn es um eine Gehaltsunterhaltung mit der Personalchefin geht, dann wird das natürlich nicht in einem öffentlichen Channel gemacht; da macht dann ein privater Channel Sinn.

funkschau: Schreiben Ihre Kunden denn mittlerweile weniger E-Mails?
Butting: Viele unserer Kunden nutzen intern überhaupt keine
E-Mails mehr. Also nicht nur weniger, sondern sie fahren das auf Null herunter. Slack ersetzt die E-Mail als unternehmensinternen Diskussionskanal. E-Mails nutzen solche Unternehmen dann nur noch zur
externen Kommunikation.

funkschau: Wie funktioniert das Nebeneinander von Slack und E-Mail?
Butting: Wir haben extra eine E-Mail-Firma gekauft, die darauf spezialisiert ist, E-Mail-Interfaces zu programmieren und die Handhabung von E-Mails aus Slack heraus zu erleichtern. Es geht darum, dass man E-Mails in Slack weiterleiten kann, E-Mails aber auch aus Slack heraus schreiben kann. Was wir von Kunden immer wieder hören ist: „Ihr habt uns geholfen, die E-Mail im Unternehmen zu ersetzen, und die Kommunikation und Collaboration ist intern nun wesentlich effizienter. Können wir das auch für die externe Kommunikation bekommen?“, also die Kommunikation mit Kunden, Partnern, Herstellern. Das ist für uns bei Slack das wichtigste Entwicklungsthema, an dem wir im Moment arbeiten: Wir möchten den gleichen Quantensprung in der Collaboration, den wir unternehmensintern erzeugt haben, auch extern herstellen.

funkschau: Stichwort Apps, sie sind aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken...
Butting: Ein durchschnittliches Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern setzt heuzutage rund 800 Apps ein - und zwar gleichzeitig. Und auch wenn eine solche App wie zum Beispiel Salesforce
jeden einzelnen von uns produktiver macht, machen sie uns nicht
wirklich als Team effektiver. Denn sie tragen zu einer großen Fragmentierung bei. Die einen Informationen sind in Salesforce, andere in Linkedin, wieder andere im Zeittracking-System et cetera. Was Slack heute macht, ist, dass wir letztlich ein Layer geworden sind, der
vertikal über diese Applications hinweggeht und diese miteinander verbindet. So wird Teamwork wieder in den Vordergrund gerückt.
Als Collaboration-Layer müssen wir natürlich sicherstellen, dass wir es für andere Softwareentwickler so einfach wie möglich machen,
in Slack hineinzuintegrieren. Und unsere APIs immer auf dem aktuellsten Stand haben. Das ist der zweite große Entwicklungsschwerpunkt.

funkschau: Wie sieht sich Slack im Mitbewerberumfeld. Machen Sie
Lösungen von Microsoft oder Facebook nervös?

Butting: Ich wäre eher ein bisschen nervös, wenn ich in einem Markt unterwegs wäre, in dem ich der einzige bin, der glaubt, dass das Produkt, das ich baue, eine gute Idee ist. Dass es andere gibt, die versuchen, etwas Ähnliches zu machen, ist also erst einmal eine Validierung. Heute gibt es aber definitiv noch sehr große Unterschiede. Für uns steht im Mittelpunkt, eine Software zu bauen, mit der unsere Kunden effizienter kollaborieren können. Andere Angebote setzen
dagegen grundsätzlich weiter auf die E-Mail. Oder es handelt sich ausschließlich um ein Chattool, das Videoconferencing unterstützt. Das sind Richtungen, die wir nicht gehen.

funkschau: Die Richtung, die Slack eingeschlagen hat, scheint anzukommen: Slack ist seit dem Launch im August 2013 rasant gewachsen. Auf Ihrer Webseite sprechen Sie von zehn Millionen Nutzern.
Butting: Und dabei sprechen wir nicht von den registrierten Nutzern, sondern von den täglich aktiven Nutzern. Diese User haben die Software neun Stunden lang am Tag aktiv, die eigentliche Lese- oder Schreibzeit beträgt 90 Minuten pro Tag.

funkschau: Und wie schneidet im Collaboration-Kontext der deutsche Markt ab?
Butting: Das muss ich wirklich sagen: Der deutsche Markt ist
erfreulich. Die Technologiephobie und die Skepsis gegenüber der Cloud, die ich vor zehn Jahren noch wahrgenommen habe, haben stark nachgelassen. In Deutschland gibt es wirklich einen positiven Innovationsschub. Unternehmen, insbesondere klassische Technologieunternehmen, sagen, dass es essenziell für sie ist, wettbewerbsfähig zu sein und zu bleiben. Sie sehen, dass sich ihr Marktumfeld immer schneller entwickelt und es immer mehr Wettbewerber gibt. Ein Mittel, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, ist Innovation. Slack ist da ein Teil der Strategie, die es den Unternehmen ermöglicht, Collaboration im Unternehmen fundamental zu verändern und zu verbessern.

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