VR/AR: In drei Jahren schon Standard?
Sogenannte Conversational Platforms verändern die Art und Weise, wie Menschen mit der digitalen Welt interagieren, beobachtet Marktanalyst Gartner. Gleichzeitig wächst die Bedeutung von Technologien wie Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR), die sich auf unsere Wahrnehmung digitaler Umgebungen auswirkt. Die Kombination aus veränderter Interaktion und Wahrnehmung führe zu einer umfassenden „Immersive User Experience“. „Die Entwicklung geht weg von individuellen Geräten und fragmentierten Benutzerschnittstellen“, erklärt Gartner-Analyst David Cearley den sperrigen Begriff. Die Zukunft gehöre einer multimodalen Benutzererfahrung, die über unterschiedlichste Kanäle laufe. Menschen seien in diesem Szenario von hunderten Edge Devices umgeben, darunter klassische mobile Rechner, Wearables, Automobile oder auch Sensoren. Multikanalfähig werde die Interaktion zwischen Mensch und Technik, weil künftig alle menschlichen Sinne und Sensorfähigkeiten der Computer etwa für Hitze oder Feuchtigkeit einbezogen würden. Die Räume, die uns umgeben, definieren demnach künftig den Computer. Anders formuliert: Unsere Umgebung wird selbst zum Computer. Etwas konkreter fasst es im Kontext AR/VR eine aktuelle Campgemini-Studie zusammen: Demnach könnten AR und VR in jedem zweiten Unternehmen in drei bis fünf Jahren bereits zum Standard gehören. AR steigere dabei vor allem die Produktivität, während VR die Sicherheit entscheidend erhöhen würde. Deutschland liegt laut der Studie bei der Umsetzung hinter China, Frankreich und den USA. 16 Prozent der befragten Unternehmen zählen dabei zu den „Vorreitern“, die frühzeitig und umfassend AR- und VR-Initiativen angestoßen haben. Sie konzentrieren sich dabei besonders auf vier Schlüsselstrategien:
Biohacking: Besser im Job dank Implantaten und Wearables
Der Leistungsdruck auf Arbeitnehmer wird durch die Veränderungen im Arbeitsmarkt immer größer. Biohacking, was sich grob mit Selbstoptimierung umschreiben lässt, kann laut der internationalen Trendstudie „Future of Work“ der Personalberatung Michael Page dafür eine Lösung liefern. Mikrochip-Implantate, mit denen Mitarbeiter Türen öffnen, sich in Terminals einloggen und Warenkäufe bezahlen können, sind schon seit längerem bekannt. Es dürfte sich dabei jedoch nur um die ersten Schritte auf dem Weg hin zu biomedizinischen Verbesserungen handeln, die Mitarbeiter befähigen werden, Aufgaben leichter, schneller und effizienter auszuführen. „In naher Zukunft dürften wir auf intelligente Implantate, leistungsstarke Prothetik und die Gedächtnisleistung verbessernde Komponenten und Wearables angewiesen sein, um mit der technologischen Entwicklung Schritt halten zu können. Viele aktuelle Beispiele weisen darauf hin, dass diese ‚Zukunft‘ näher ist, als die meisten annehmen würden“, formuliert es die Studie. Die Trendstudie prognostiziert auch, dass vor allem in Wearable-Technologien wie Fitnesstrackern und Gesundheits-Apps großes Zukunftspotenzial stecke. Diese erfassen die Vitalwerte des Körpers und können dazu genutzt werden, die Gewohnheiten und das Wohlbefinden von Mitarbeitern im Blick zu behalten. Mittels biometrischer Daten, die über Wearables oder Implantate gesammelt werden, könnten Arbeitgeber in Zukunft maßgeschneiderte Arbeitsbedingungen für jeden einzelnen Mitarbeiter schaffen und so die allgemeine Leistungsfähigkeit und Produktivität im Unternehmen fördern. Dass das gar nicht so weit von der Realität entfernt ist, zeigt das Beispiel Aetna: Seit einigen Jahren belohnt die Versicherungsgesellschaft ihre Mitarbeiter, wenn sie die ganze Nacht durchschlafen. Die freiwilligen Teilnehmer nutzen dafür ein Wearable-Gerät, das sich mit der Wellness-Plattform des Unternehmens synchronisiert und das Schlafverhalten aufzeichnet. Alle Beschäftigten, die über sieben Stunden pro Nacht schlafen, erhalten kleine Barprämien. Im Jahr 2016 nahmen fast 20.000 Mitarbeiter des Unternehmens an dem Experiment teil.
Zwar kommt Biohacking laut der Michael Page-Trendstudie in der heutigen Arbeitswelt noch selten zur Anwendung, internationale Beispiele verdeutlichen allerdings, was grundsätzlich aktuell schon möglich ist. Das in Wisconsin ansässige Unternehmen Three Square Market etwa hat damit begonnen, sein Personal versuchsweise mit Mikrochips auszustatten. Die in die Hand implantierten Chips haben die Größe eines Reiskorns. Die Mitarbeiter nutzen sie, um Sicherheitstüren zu öffnen, sich in Computer einzuloggen oder um Essen und Getränke zu kaufen. Laut Michael Page sind die Chips beim Großteil der Belegschaft überraschend gut angekommen. In Deutschland kann man sich das derzeit nur schwer vorstellen. Amerika ist da schon einen Schritt voraus. Dort gibt es bereits Biohacking-Technologien und Implantate, die es ermöglichen, die eigene Gesundheit durchgängig zu überwachen. Ursprünglich für die Gesundheitsbranche entwickelt, werden solche Technologien Michael Page zufolge aller Wahrscheinlichkeit nach in naher Zukunft auch für den breiten Markt zugänglich sein. So werde für manche Arbeitskräfte die Integration von Wearables und biomedizinischen Verbesserungen unumgänglich sein, um mit Maschinen konkurrieren und auch kooperieren zu können. Mit dem Einzug von Technologien wie ML und KI machen Maschinen große Fortschritte und der Mensch muss sich anstrengen, um Schritt halten zu können. Diese Art von Selbstüberwachung werde vor allem auf besonders leistungsorientierte Berufsgruppen, wie Unternehmensberater, Investmentbanker oder Ärzte, einen Reiz ausüben, prophezeit Dennis Hoffmeister, Executive Director bei Michael Page: „Meetings, Verhandlungen oder Operationen können exakt entlang der individuellen täglichen Leistungskurve geplant werden. Somit lassen sich nicht nur Stress und Druck reduzieren, sondern auch Fehler vorbeugen.“ Allem Enthusiasmus zum Trotz warnt Michael Page: „Organisationen, die für die Anwendung dieser Art von Technologien stehen, müssen dabei umsichtig sein. Wir werden uns der Sensibilität unserer persönlichen Daten immer stärker bewusst und werden vor der Offenlegung weiterer Informationen solidere Garantien für deren Sicherheit einfordern.“
Blockchain: Im Dialog mit Mensch und Maschine
Seit Jahren wird Blockchain als großer Disruptor verkauft, der die Art, wie wir Geschäfte machen, komplett verändern wird. Den meisten dürfte aber keine andere Anwendung als Kryptowährungen – allen voran natürlich Bitcoin – bekannt sein. Und auch wenn Bitcoins einige wenige Menschen reich gemacht und Cyber-Kriminellen eine anonyme Zahlungsmöglichkeit für ihre finsteren Machenschaften bietet, kann man hier wohl noch kaum von einer Disruption der Geschäftswelt sprechen. Doch mittlerweile zeigen sich konkrete Anwendungsfälle, die dieses Versprechen wirklich halten können: IOTA, eine Distributed-Ledger-Technologie auf Open-Source-Basis, will beispielsweise als revolutionäre Identifikationslösung dienen. Dominik Schiener, Mitgründer und ein Vorsitzender der IOTA Foundation: „Benutzer und Dienstleister weltweit haben nach wie vor massive Probleme damit, Anwender leicht zu identifizieren, ihre Identität zu verifizieren und sie zu authentifizieren. Mit dem zulassungsfreien Distributed Ledger von IOTA haben Anwender ihren Identitätsnachweis damit immer dabei. Sie bestimmen zudem selbst, wann und wo sie ihn verwenden und wer ihre Daten erhält.“ In Zukunft müssen Lösungen in der Lage sein, Milliarden von Transaktionen pro Tag abzuwickeln. Dies gilt insbesondere dann, wenn sowohl Menschen, als auch Maschinen im Rahmen des IoT involviert sind. Blockchain und Distributed-Ledger-Technologie wie IOTA sollen mehr Schnelligkeit, Sicherheit und Kostenkontrolle ermöglichen. Die ersten Beispiele aus der Praxis machen Hoffnung, dass es sich dabei um mehr als einen kurzzeitigen Trend handeln dürfte.