funkschau: Ein funktionierendes Netz ist sicher die Voraussetzung. Für den Erfolg ist Sigfox jedoch auf Hard- und Software-Partner angewiesen. Mit wem arbeiten Sie zusammen?
Wosylus: Wir arbeiten mit einem offenen Ecosystem. Jeder Hersteller von Halbleitern, Funkmodulen, Applikationen und auch Cloud-Systemen kann seine Produkte für sehr geringe Einmalkosten durch Sigfox zertifizieren lassen. Wir arbeiten bereits mit den bekanntesten Playern am Markt, wie NXP, STMicro, Microchip, On-Semi, Silicon Labs, TI oder auch Microsoft, IBM, Amazon AWS, Salesforce, ThingWorks oder Cumulocity zusammen. Die Liste ist sehr lang und erweitert sich ständig. Um auf dem neuesten Stand zu bleiben, haben wir eine extra Webseite für unser Ecosystem kreiert, auf der sich die Partner darstellen können, ihre Leistungen und Entwicklungen zeigen und zusätzlich auch austauschen können. Viele sind bereits vertreten, mehr werden aber noch folgen.
funkschau: Welchen Ratschlag haben Sie für Unternehmen, die im Zuge der digitalen Transformation das Thema IoT beziehungsweise Industrie 4.0 anpacken müssen?
Wosylus: Die deutsche Industrie ist von Nachhaltigkeit, lang erprobten Geschäftsmodellen und -strukturen geprägt. Ich denke, es ist an der Zeit, einige Modelle in Frage zu stellen sowie neue Ideen, Produkte- und Services zu entwickeln. Mit der Zeit zu gehen, wird ein notwendiges Unterfangen für alle werden.
In vielen Bereichen ist Deutschland der Markt bereits davongelaufen – schaut man sich die Internet-Technologien an, die Software-Produkte, die Cloud, Social Media und Nachrichtendienste oder auch die derzeit stark unter Druck geratene Automobilindustrie.
Ich sehe riesige Chancen aber auch Risiken für spezialisierte und etablierte Firmen. Als Beispiel: Wer hat vor einem Jahr gedacht, dass es möglicherweise Sinn machen könnte, in „stupide“ (Transport-)Paletten Sigfox-Sender zu integrieren und somit Geolokalisation, Temperatur- und Stoßüberwachung zu gewährleisten? Wir werden beinahe täglich von verschiedensten Unternehmen kontaktiert, die uns Ideen vorstellen, auf die wir selber nie gekommen wären.
Hendrik Nieweg: Transportprotokolle für das IoT
Viele IoT-Geräte wie Zähler oder Sensoren befinden sich an abgelegenen, schwer zugänglichen Orten, manchmal sogar unter der Erde. Sie beziehen ihre Energie häufig aus Batterien, der drahtlose Transfer von Daten soll möglichst über viele Jahre gewährleistet sein. Die neue Mobilfunk-technologie NarrowBand-IoT (NB-IoT) ist speziell für Anwendungen mit geringem Stromverbrauch und einer guten Gebäudedurchdringung entwickelt worden.
NB-IoT gehört zu den LP-WAN-Technologien (Low Power Wide Area Network). Traditionelle Transportprotokolle wie HTTP sind für Low Power IoT-Anwendungen eher unge-eignet: Sie verfügen über einen vergleichsweise hohen Overhead beim Datentransfer und erzeugen so ein unnötig hohes Datenvolumen. Für IoT-Einsatzzwecke sollten also andere Protokolle genutzt werden. Gerade im Zusammenhang mit NB-IoT kommen also schlanke Transportprotokolle in Frage. Nur, wie findet man für den eigenen Einsatzzweck das geeignetere Protokoll?
Ein Vertreter der schlanken IoT-Protokolle ist MQTT (Message Queue Telemetry Transport). Es ist leichtgewichtig, setzt auf TCP auf und ist im IoT-Umfeld etabliert. Viele Bibliotheken und Entwicklungsframeworks sind dafür bereits verfügbar. Als Alternative bietet sich das auf UDP aufsetzende Transportprotokoll CoAP (Constrained Application Protocol) an. Es ist vergleichsweise neu und zeichnet sich durch einen noch effizienteren Datentransfer aus. Auf Grund der aktuell geringen Verbreitung ist die Implementierung jedoch noch aufwändig.
Es ist derzeit nicht abschließend absehbar, ob sich eines dieser Transportprotokolle als alleiniger Standard durchsetzen wird. Um zukünftig für unterschiedliche Szenarien gerüstet zu sein und sich nicht frühzeitig festlegen zu müssen, empfiehlt Device Insight den Einsatz einer offenen IoT-Plattform, die jetzt schon sowohl MQTT als auch CoAP unterstützt.