Die Durchgängigkeit über verschiedene Prozesse und möglicherweise sogar Abteilungen hinweg ist eine besondere Herausforderung. „Auch Unternehmen, die bereits moderne Technologien wie zum Beispiel KI einsetzen, haben sehr oft große Lücken bei der durchgängigen Digitalisierung von Prozessen. Beispielsweise wird KI zur automatischen Erfassung von Lebensläufen eingesetzt, aber die Abwicklung des Urlaubsantrags erfolgt über ein Papierformular oder der Gehaltsnachweis wird noch per Post zugestellt.“ Dabei ließen sich mit durchgängig digitalisierten Prozessen HR-Ressourcen für strategisch wichtige Themen einsetzen anstatt in der Administration, so Cakmak.
Überhaupt KI: Im März 2019 führte der BPM in Zusammenarbeit mit dem Ethikbeirat HR Tech eine Umfrage durch zu KI in der Personalarbeit. Demnach arbeiten bereits 15,9 Prozent der 1.032 befragten Personaler aus unterschiedlichen Branchen mit ersten Anwendungen, beispielsweise bei der Rekrutierung. Weitere 16,2 Prozent planen den Einsatz von KI in der Personalarbeit. Für 26, 5 Prozent kommt dies nicht in Frage und 41,4 Prozent prüfen dies aktuell. „Laut unserer jüngsten Studie zum Einsatz von KI in der Personalarbeit steht die Mehrheit dem Nutzen von KI noch eher skeptisch gegenüber. Das hat damit zu tun, dass Personaler bei der Einführung neuer Technologien von Haus aus nicht in der ersten Reihe stehen“, erläutert der BPM. Zudem müsse man entscheiden, „ wo KI am besten eine Vorselektion treffen kann und wo der Mensch im Gespräch gefragt ist.“ Unsicherheit im Umgang mit KI und auch die Angst, durch KI überflüssig zu werden, seien Gründe, warum sich das Chancendenken in HR-Abteilungen noch nicht wirklich durchgesetzt habe. „Nichtsdestotrotz müssen Personaler sich dieser Entwicklung stellen, denn sie wird kommen. Und KI wird künftig womöglich zum Standard in der Personalarbeit gehören“, so der BPM.
Auf Seiten der Lösungshersteller wird das Thema KI naturgemäß weniger zurückhaltend gesehen. Doch „plumpe Angstmacherei, dass uns der Roboter die Arbeit wegnimmt oder dass wir entmündigte gläserne Marionetten werden“, wie Joachim Skura sie bemängelt, kann wohl tatsächlich keine konstruktive Antwort auf KI-basierte Technologien sein. Schließlich müsse man auch sehen, dass in Unternehmen viel Zeit und Ressourcen „aufgrund suboptimaler Organisation und unzureichenden Prozessen mit vielen händischen Abläufen verschwendet“ werden, so Skura.
Im Wesentlichen geht es darum, dass digitale Lösungen den Menschen die Arbeit erleichtern. Als Beispiel nennt der BPM die One-Klick-Bewerbung, bei der kein langes Anschreiben nötig ist oder das Beifügen etlicher Zeugnisse. „Oder aber eine Bewerbung über den Messenger-Dienst WhatsApp. Hier brauchen die Personaler auch nur den CV und können schon in die Auswahlphase gehen“, so der BPM. Schnelligkeit und Nähe zum Bewerber können dabei zu einem ausschlaggebenden Kriterium im War for Talents werden, so der Bundesverband.