Die letzten fünf Jahre waren im Hinblick auf die Digitalisierung eine turbulente Zeit mit einem Digital-Schub durch Corona. Doch wie ist die Lage aktuell? Setzte sich diese Entwicklung weiter fort?
Für den „Cisco Digital Kompass 2025“ hat Cisco bestehende Datenpunkte mit neuen Erhebungen kombiniert. Der Fokus lag dabei auf den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung und Alltag sowie deren digitaler Status Quo.
IT-gestützte Prozesse spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die wirtschaftliche Stärke Deutschlands geht. Rein von den IT-Ausgaben, die von Unternehmen getätigt wurden, gab es laut Cisco in den letzten Jahren einen deutlichen Sprung: von 9,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 14 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024. Als zentraler Treiber wird dabei die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten ausgemacht, die Homeoffice-Quote sei laut Studie von 13 auf 23 Prozent angestiegen.
Die Nutzung von Cloud-Computing habe laut Kompass-Studie im Jahr 2019 bei 73 Prozent gelegen, im Jahr 2023 bei 89 Prozent – diese Technologie sei damit in deutschen Unternehmen mittlerweile Standard.
Geht es um Cybersecurity und KI sehen die Studienmacher noch Luft nach oben: Laut dem Cisco AI Readiness Index 2024 habe zwar für 98 Prozent der deutschen Unternehmen die Dringlichkeit im letzten Halbjahr zugenommen, KI-gestützte Technologien einzusetzen. Allerdings sehen sich nur sechs Prozent dieser Unternehmen gut auf KI vorbereitet.
Im Hinblick auf die Abwehrfähigkeit gegen Cyberangriffe schätzen laut Cisco Cybersecurity Readiness Index 2024 nur zwei Prozent der Unternehmen, dass sie den höchsten Reifegrad besitzen. Im Jahr 2023 waren es noch 11 Prozent. Man müsse jedoch berücksichtigen, dass sich die Anforderungen durch KI in diesem Bereich erhöht haben.
Erhöht habe sich demnach auch der Schaden für die deutsche Wirtschaft durch Cyberangriffe: Wurde dieser für 2019 noch mit 103 Milliarden Euro beziffert, sei er demnach im Jahr 2024 auf 267 Milliarden Euro angewachsen.
Die Nutzungsrate von Diensten für E-Government und digitale Verwaltung hatte sich während der Corona-Pandemie deutlich erhöht: von 40 Prozent im Jahr 2018 auf 54 Prozent im Jahr 2020. Im Jahr 2024 lag dieser Wert laut Kompass-Studie bei 56 Prozent und damit nur wenig höher. Martin Obholzer, Leiter Öffentliche Hand bei Cisco und Mitglied der Geschäftsleitung, verweist auf deutlich bessere Quoten in den Nachbarländern: „In Österreich sind sie bei 75 Prozent, in der Schweiz bei 66 Prozent. Da sind wir nicht führend.“ Als Beispiel nennt Obholzer den Steuerbescheid. Während in Deutschland die meisten Steuerbescheide, „tatsächlich noch manuell geprüft“ werden, liege der Anteil in Österreich bei über 80 Prozent, die „vollautomatisiert geprüft werden.“
Um weiterhin erfolgreich sein zu können, sollten Unternehmen laut Obholzer Sondervermögen für die Bereiche IT-Infrastruktur, KI und Cybersecurity bereitstellen.
Somit gibt es Bereiche, die in den vergangenen fünf Jahren nachhaltig digitaler geworden sind, andere befinden sich noch auf der Strecke. „Wir haben in den letzten fünf Jahren viel erreicht, Deutschlands Digitalisierung ist besser als ihr Ruf“, sagt Uwe Peter, Chef von Cisco in Deutschland. „Aber Deutschland kann mehr Digitalisierung. Es fehlt leider oft der Wille, die Technologien ganz konsequent auszubauen und anzuwenden. Wir müssen uns die Frage stellen: Wollen wir mit unseren digitalen Lösungen und Infrastrukturen irgendwie zufrieden sein oder wollen wir weltweit führend werden, mit einer Digitalisierung, die uns stolz macht? Eine Digitalmüdigkeit können wir uns 2025 nicht leisten.“