Das Problem: Verstoßen Händler hierzulande gegen die rechtlichen Voraussetzungen, erwirbt der Kunde häufig einen wert-losen Produktschlüssel samt Downloadlink, aber keine Nutzungsrechte. Denn allein, dass sich ein Schlüssel aktivieren lässt, sagt über seine Rechtmäßigkeit und damit verbundene Nutzungsrechte noch nicht viel aus. Manche Anbieter scheinen das sogar ganz bewusst als Grundlage ihres Geschäftsmodells zu betrachten und bieten lediglich Aktivierungs- oder Lizenzschlüssel zum Verkauf an, aber keine Lizenzen. Wer solche Details überliest oder den Unterschied nicht kennt, tappt schnell in die Falle.
Darüber können auch die vielen kreativen Produktaufmachungen von Microsoft-Boxen auf diversen Internet-Shops nicht hinwegtäuschen, die es so von Microsoft gar nicht gibt. Professionell gemacht und dazu nicht allzu günstig angeboten, sollen sie Bedenken bei Kunden zerstreuen. Zweifel aber sollten gerade Business-Nutzer nicht leichtfertig vom Tisch wischen. Gleiches gilt selbstredend für Fachhändler und Systemhäuser, die ihren Kunden eine günstigere Lizenzierung anbieten wollen. Auch wenn das Vorgehen zur eigenen Absicherung beim Kauf gebrauchter Software eigentlich relativ einfach ist, hat man sich die rechtlichen Rahmenbedingungen und Verantwortungen erst einmal angeeignet, lassen die möglichen Risiken noch immer viele Unternehmen davor zurückschrecken.
Theoretisch sollte man meinen, dass man Schwierigkeiten einfach aus dem Weg gehen kann, indem man sich für neue Lizenzen entscheidet. Doch auch hier lauern durchaus Fallstricke. So sind Zweifel nach unseren seit mehreren Monaten laufenden Recherchen beispielsweise bei Lizengo angebracht. Die Kölner sprechen neben Privatanwendern mit einem eigenen B2B-Shop explizit auch Unternehmen an und bewerben derzeit preisaggressiv vor allem Microsoft-Produkte. Angeblich handelt es sich durchwegs um »neue« Lizenzen. Doch wie kann Lizengo diese teilweise um über 70 Prozent unter den Preisen der offiziellen Distribution anbieten?