Warum Lizengo explizit betont, keine Volumenlizenzen zu verkaufen, und es doch tut, weiß nur der Anbieter selbst. Genauso, ob es sich dabei wirklich um Neu-ware handelt. Mögliche Erklärungen dafür gibt es viele – und die meisten sind plausibler als die Angaben, die Lizengo selbst macht. So könnte die Verschleierung beispielsweise ein Indiz für eine intransparente Rechtekette sein. Wie CRN im vergangenen Jahr offengelegt hat, könnte es sich dann im schlimmsten Fall für den Kunden sogar um Volumenlizenzen handeln, die ursprünglich außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums gekauft wurden und daher hierzulande – zumindest nach der Lesart von Microsoft und den von uns befragten Rechtsgutachtern – nicht in Verkehr gebracht werden dürfen.
Ein anderer, recht plumper Grund könnte sein, dass Linzen-go mit dem expliziten Hinweis auf »neu« höhere Preise gegenüber der günstigeren Konkurrenz rechtfertigen will. Ganz zu schweigen von den gänzlich unseriösen Billigheimern, die für wenige Euro Microsoft-Lizenzen verkaufen und damit selbst einen völlig unkundigen Interessenten darauf stoßen, dass hier offensichtlicher Betrug vorliegen muss.
Wir wollten deshalb per Chat von einem B2B-Berater von Lizengo wissen, wie es sein kann, dass es für Office 2019 Professional Plus günstigere Händler als Lizengo gibt, wo doch die Kölner so aggressiv mit ihren billigen Preisen werben. Was wir zu hören bekamen, offenbart eine ziemliche Unkenntnis der Lizenztypen. Wie gesagt: Dieses Produkt gibt es ausschließlich als Volumenlizenz. Umso mehr erstaunt uns Chat-Berater Daniel T. mit seiner Aussage: »Es kann natürlich sein, dass es günstigere Anbieter auf dem Markt gibt. Viele Firmen geben in diesem Fall offen zu, dass der doppelte Vertrieb von Produktschlüsseln, die für eine einzige Aktivierung vorgesehen sind, durch die Lieferkette vorkommen kann. Dies würde für uns niemals in Frage kommen.« Doppelter Vertrieb von Produktschlüsseln? Betrug sozusagen, fragt CRN nach? »Dies kann so ausgelegt werden«, erhalten wir die Antwort. Bevor wir B2B-Lizengo-Berater Daniel mit weiteren Fragen konfrontieren können, verabschiedet er uns mit dem Satz: »Ich denke wir kommen hier nicht weiter.«