In der Zusammenfassung wird die Wirtschaft heute durch zwei unterschiedliche Datennetze unterstützt, CE-2.0-Netze, die Services mit garantierte Performance und Security bereitstellen, aber Tage oder gar Monate benötigen, um sie über verschiedenen Provider hinweg zu initiieren sowie Internet/IP-Netze, die universelle Services bei Bedarf liefern, aber es den Anwendern überlassen, sich mit der Sicherheit und Performance zu beschäftigen.
Das MEF ist davon überzeugt, dass es eine Notwendigkeit für ein drittes Netz gibt, das flexible, garantierte und orchestrierte Services weltweit bereitstellt. Dabei meint „flexible“ die Bereitstellung in Echtzeit und bei Bedarf, garantiert die Zusicherung von Performance und Security und orchestriert das automatische Bereitstellen von Services über mehrere Service-Provider hinweg.
Wie plant das MEF diese Vision in die Praxis umzusetzen? Die Lösung beginnt mit einer einfachen Frage: Warum ist es heute so schwierig, die beschriebenen Services zu liefern?
Die Antwort ist, dass es beim gegenwärtigen Telecom-Betrieb keine Schichtabstraktion gibt. Beim Computing ist die Hardware vom Betriebssystem und den Anwendungen separiert, so dass jeder Layer sich entwickeln kann, ohne die darüber- oder darunterliegenden Schichten zu beeinflussen. Im Telecom-Betrieb befinden sich dagegen unterschiedliche Systeme in funktionalen Silos – mit separaten Bereitstellungs-, Performance- und Fehlermanagementsystemen. Jedes funktionale System muss detaillierte Informationen aller Domains bereithalten, wie etwa Optical, Ethernet oder IP. Eine Veränderung einer beliebigen Domain würde in Veränderungen aller Systeme münden. Das bedeutet erheblichen Aufwand, Zeit und Geld.
Aber mittels Prinzipien des Network-as-a-Service (NaaS) lässt sich ein schichtenbezogener Angang für den Telecom-Betrieb entwickeln, um komplexe Probleme zu zergliedern – Domain auf Domain und Layer auf Layer. Um dies zu erreichen, arbeitet die Branche in drei wesentlichen Initiativen zusammen: NFV, SDN und Service-Orchestrierung, um adaptierbarere Lösungen zu entwickeln. Network-Function-Virtualization (NFV) ermöglicht es, General-Purpose-Virtual-Machines anstatt herstellerspezifische Netzwerkelemente zu verwenden, und zwar für jede Netzwerkfunktion. Software-Defined-Networking (SDN) verlagert die Kontrollfunktionen aus den Netzwerkelementen in zentrale Controller. Beide, NFV und SDN, sind fundamentale Bausteine des dritten Netzes und beschäftigen sich mit Netzwerkfunktionen und -kontrolle – aber nicht mit Connectivity-Services die von Unternehmen oder Individuen heute nachgefragt werden. Hier kommt die standardisierte Service-Orchestrierung des MEF ins Spiel.
Service-Orchestrierung regelt den gesamten Lebenszyklus von Verbindungsservices: Erfüllung, Kontrolle, Performance, Gewährleistung, Nutzung und Analyse. Sie enthält detaillierte Service-Informationen in einem Layer oder einer Domain und stellt die notwendigen APIs für den Informationsaustausch zwischen Service-Providern und internen Systemen, die auf anderen Ebenen betrieben werden.
Diese Service-Orchestrierung ist das unmittelbare Ziel des MEF. Die initiale Arbeit schließt unterschiedliche Aktivitäten ein: Die Definition von Lifecycle-Elementen für Service-Orchestrierung, die Ausweitung der existierenden Informationsmodelle in Richtung auf Dynamisierung und Proto-kollunabhängigkeit sowie die Entwicklung offener, standardbasierter APIs wo sie gebraucht werden. Alle neuen Funktionen nutzen CE 2.0 als Service-Plattform, womit eine optimale Migrationsstrategie sichergestellt wird.
Es ist notwendig zu berücksichtigen, dass dieses neue dritte Netz nur realisiert werden kann, wenn viele unterschiedliche Branchenführer zusammenarbeiten. Deshalb wurde unter dem Namen „Unite“ ein Kollaborationsprogramm aufgesetzt, das die Schlüsselorganisationen für Standardentwicklung einbezieht. Unite ist für die Beschleunigung der Verbreitung und die Realisierung der erwarteten Vorteile für alle Beteiligten unerlässlich. Das dritte Netz wird – ebenso wie CE 2.0 und die Internet/IP-Netze – die Art und Weise wie wir arbeiten, leben oder spielen grundlegend verändern.