Doch was können Unternehmen tun? Mal eben den Cloud-Anbieter wechseln, ist zumindest für große Unternehmen und Konzerne nicht ohne weiteres machbar. Zwar sagt Weinreich, dass Kunden von OVHcloud vorinstallierte Server in 120 Sekunden für die Public Cloud nutzen könnten, in der Private Cloud dauere es einige Stunden, bis OVHcloud ready sei – zumindest bei „normalen Ausprägungen der Performance.“ Für eine Bundesbehörde wie ein Ministerium oder ein Unternehmen vergleichbarer Größe sei jedoch ein anderer Vorlauf nötig, so Weinreich.
Das sieht auch Christian Kaul von Impossible Cloud so, das Unternehmen bietet eine dezentralisierte Cloud-Speicherplattform an, die speziell für europäische Unternehmen entwickelt wurde. Dafür sind GDPR-konforme Rechenzentren mit europäischen Standorten im Einsatz. Ende 2024 bezifferte Impossible Cloud seinen Kundenstamm auf rund 1.000 Unternehmenskunden in 12 europäischen Ländern.
Aus Kauls Erfahrung heraus haben mittelständische Unternehmen in der Regel etliche Petabytes an Daten, die wiederum gebackupt werden müssen. „Wenn nur das Backup zu uns zieht, kann das bei mehreren Petabytes bereits Monate dauern, bis die Daten wirklich da sind“, so Kaul. Derzeit befinde sich Impossible Cloud noch „in der Vorbereitung, um künftig auch Enterprise-Kunden adressieren zu können“, so Kaul weiter.
Stolz sei man bei Impossible Cloud jedoch, dass in puncto Performance aufgestockt werden konnte. Gab es im Jahr 2023 noch Rückmeldungen von Kunden, dass die Performance zu langsam sei, habe sich das Blatt mittlerweile gedreht. Nun hänge man den ein oder anderen Mitbewerber bei Performance-Messungen ab, berichtet Kaul anhand einer Vergleichsstudie, die Impossible Cloud durchgeführt hat.
Als einen weiteren Meilenstein sehe Kaul den Abschluss eines Kooperationsvertrags mit Bechtle. Seit dem Frühjahr ist eine S3-kompatible Cloud-Speicherlösung mit integriertem Objektschutz über das Systemhaus verfügbar. Mit Bechtle habe man „einen riesigen Vertriebsapparat und einen tollen Enabler“, sagt Kaul. Und auch weitere strategische Partnerschaften mit Distributoren und Technologieanbietern hat Impossible Cloud in den letzten Monaten auf den Weg gebracht. Neben Bechtle zum Beispiel mit ADN in der DACH-Region und Tarox in Deutschland, aber auch mit Cloud Factory in den Nordischen Ländern, DSD in der Benelux-Region oder Tech2Business in Spanien. Nahtlos lasse sich Impossible Cloud mit Datenmanagement-Lösungen wie Veeam und Acronis integrieren. All diese Aktivitäten unterstreichen das Bestreben von Impossible Cloud, den europäischen Markt abdecken zu wollen. Eine souveräne europäische Cloud anzubieten, sei von Anfang an Ziel von Impossible Cloud gewesen. Die aktuellen Entwicklungen in den USA hätten aber dazu beigetragen, „dass immer mehr Distributoren, Reseller und vor allem deren Endkunden darüber nachdenken, wo die Daten eigentlich gespeichert sind“, so Kaul. Für 2025 stehe auf der Feature-Roadmap von Impossible Cloud, dass Kunden konkret auswählen können, dass deren Daten in Deutschland oder der DACH-Region vorgehalten werden.
Im Vergleich zu den großen Hyperscalern ist Impossible Cloud noch ein junger Anbieter – das sieht auch Kaul realistisch. Statt sofort das gesamte Servicespektrum abzudecken, fokussiert sich das Unternehmen bewusst auf den Bereich Cloud-Storage. „Das allein ist bereits hochkomplex und bringt enormes Potenzial für unsere Kunden“, betont Kaul. Dabei setzt Impossible Cloud von Anfang an auf einen klaren Channel-Ansatz, um gemeinsam mit starken Partnern zu wachsen. Weitere Services sind bereits in Planung, der Ausbau erfolgt jedoch strategisch. Die Vision ist klar: In den kommenden fünf bis zehn Jahren will Impossible Cloud sein Portfolio sukzessive erweitern, um mittelfristig auch ein breiteres Spektrum für Enterprise-Kunden abzudecken.